Und was hat das alles jetzt noch mit "Beziehung und Religion" zu tun?
Es ging mir darum, zu zeigen, wie wenig wir mit dem Begriff "Unendlich anfangen können
ganz klar: die natürlichen zahlen und die positiven ganzen zahlen stehen laut mengenlehre zueinander in beziehung!
Noch weit schlimmer: Jetzt wirds Oag! Sie bilden in ihrer Beziehung nicht nur eine Vereinigungsmenge, was in einem Erotikforum durchaus erlaubt wäre, die Geraden Zahlen sind eine Teilmenge, ein Kind - sozusagen - der Natürlichen Zahlen. Und da gibts Probleme mit dem Staatsanwalt
das is aber leicht! beide sind unendlich - die eine ein bissl weniger unendlich, als die andere!
. Wobei ein bissl weniger unendlich ein Widerspruch in sich ist
n |ungeraden| geraden Zahlen
0 | 1 | 2 & 4
1 | 3 | 6 & 8
2 | 5 | 10 & 12
3 | 7 | 14 & 16
4 | 9 | 18 & 20
: | : | : :
n | 2n+1| 4n+2 & 4n+4
Man sieht ganz klar: zu jeder ungeraden Zahl links gibt es zwei gerade Zahlen rechts! Links tauchen alle
ungeraden Zahlen auf, rechts alle Geraden - theoretisch doppelt so viele wie ungerade... (wo is mein schild?)
aber zu deinem n < n+1 - ahm.. ja klar. was sonst? (zustimmung)
Ja, das hast Du wirklich gut gemacht. Du hast meinen Beweis angeschrieben. In der Regel schreibt man ihn horizontal, aber das ist Formsache. Warum Du jeweils zwei gerade Zahlen angeschrieben hast weiß ich nicht, aber das geht natürlich auch. Der Beweis wird in der Regel so geschrieben:
1, 2, 3, 4, ... n, n+1, ....
2, 4. 6. 8. ...2n, 2n+1, ...
Man sieht klar, dass in jeder
abgeschlossenen Menge (z.B. von 1 bis 10) doppelt so viele Zahlen existieren wie gerade (vorausgesetzt, die Menge hat eine grade Zahl von Elementen).
ABER: Ich kann für jede beliebige Zahl eine doppelt so große anschreiben, das geht bis in alle Unendlichkeit so weiter. Daher ist bewiesen, dass es genau gleich viele gerade Zahlen wie natürliche Zahlen insgesamt gibt. Nicht halb so viele, wie der "gesunde Menschenverstand" sagen würde. Da ist kein Fehler in meiner Rechnung, das Problem dabei ist, dass wir mit "unendlich" nicht klar kommen. Und da sind wir wieder bei der Religion zurück: Wir verstehen es nicht, wir versuchen, Bilder zu machen.
Die beiden interessantesten Stellen in dem Zusammenhang, die die Bibel bietet, sind einmal
2 Mo 3/2: Der Gott offenbart sich Moses, aus einem brennenden Dornbusch heraus. Er zeigt sich ihm nicht, nennt sich nur bei seinem Namen (ehje ascher ehje) "Ich bin der ich sein werde" (oder "ich bin, der ich bin", ich bin mir unklar, was die Grammatik anbelangt). Noch klarer wird es in
2Mo33 17ff: Moses bittet seinen Gott: Lass mich doch Deine Herrlichkeit sehen. Gott zeigt sich ihm dann im 34. Kapitel tatsächlich, aber Moses kann ihn nicht sehen, weil er ihn nicht ansehen darf. Gott zeigt sich ihm nicht, weil selbst Moses ihn nicht hätte erfassen können: wir sind nicht in der Lage, Gott zu erfassen, daher dürfen wir auch keine Bilder machen. Es geht beim Bildverbot also nicht darum, uns einzugrenzen, sondern darum, uns zu verbieten, Bilder von Dingen zu machen, die wir ohnehin niemals fassen könnten. Ich fasse das Bildverbot so auf, dass es uns verboten ist, uns eine Vorstellung von Gottes Wesen zu machen.
Das ist der Gott, der mir gefällt, den ich lieben und verehren kann: ein Gott, der unfassbar ist. Manches Mal habe ich sowas wie Mitleid mit ihm, denn er müsste einsam sein, aber Einsamkeit ist natürlich auch eine menschliche Kategorie und der Begriff wird ihm nicht gerecht. Wir werden niemals verstehen, was er an unsrem Universum (in dem ich so was ähnliches wie eine Traum von ihm sehe) findet. Ich weiß nicht, ob es Ihm auch nur im Mindesten etwas gibt, wenn ich Ihn anbete, aber ich tue es, denn es hilft mir. Religiosität ist etwas, das UNS hilft. Ein Gott, der darauf angewiesen wäre, verehrt zu werden, wäre ein eher mikriger Wicht. Aber wenn es ihn tatsächlich interessiert, wie wir uns verhalten, dann haben wir - angesichts des Größenunterschieds - die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, und sehr genau zu überlegen, was er von uns wollen könnte.