Dann will ich meinen Senf dazu auch mal loswerden. Als Angestellter im Werbesektor bin ich auch Dienstleister, wenn auch nicht selbstständig. Ich betreue zwei Kunden intensiv und springe, wenn's brennt, auch mal bei anderen Projekten ein. Was mich wirklich ankotzt sind Kunden, die nicht nur glauben, sie seien Könige, sondern wir Dienstleister seien niedere Leibeigene
Eine kleine Annekdote aus der letzten Woche:
Kunde XY beauftragt unsere Agentur, eine Aktualisierung einer laufenden Kampagne vorzunehmen. Die Kennzahlen erreichen nicht mehr die Ziele, weshalb der Kunde etwas ändern wollte. Soweit, so clever. Ich will euch hier nicht mit dem gesamten Beratungspaket langweilen, nur so viel: Wir hatten einen ausführlichen Maßnahmenkatalog aufgestellt und in einer groben Umfeldanalyse rausgefunden, dass es nicht nur am key visual, sondern zum Großteil an der Wirtschaftslage und auch am Image des Kunden liegt.
Wir haben also eine klare Handlungsempfehlung ausgesprochen. Dem Kunden gefiel das nicht und hat erstmal prompt die Geschäftsführung angerufen und gefragt, warum man ihm denn solche Scheiße empfehlen würde. Das müsse man doch auf diese und jene Weise umsetzen - natürlich ohne vorher mit unserer operativen Ebene darüber zu reden. Dann hat er uns eine Word-Datei mit einem eingebundenen jpg-Bild geschickt und gesagt, dass er das genau so haben will. Leider ließ sich dieser Vorschlag nicht ernsthaft umsetzen, ohne dem Kundenimage mittelfristig zu schaden. Wir haben ihn also darauf hingewiesen, dass es aus diversen konkreten Gründen schädlich wäre.
Tja, und wie die lieben Kunden häufig so sind, hat er dann die "Ich bezahle dafür, also machen Sie das!"-Trumpfkarte gezückt. Jetzt setzen wir also eine Kampagnenaktualisierung auf Basis eines Kundenbefehls um, die zwangsläufig floppen muss - was uns natürlich unter'm Strich angekreidet wird, egal wie sehr wir die Gespräche protokollieren und alles im nachhinein beweisen können.
Und genau DAS ist der Knackpunkt für mich: Wenn ich als Kunde einen Beratungsdienstleister beauftrage, dann sollte ich nicht von vornherein beratungsresistent sein, bitte sehr, sondern dankbar für tolle, kreative, ungewöhnliche Ansätze, hinter denen scheiß viel Arbeit und Kompetenz steckt! Und genauso anders herum: Wenn ein beratungsresistenter Kunde von uns eine schädliche Umsetzung fordert, müssen wir dem Kunden doch sagen dürfen, was für ein Depp er ist, statt den Schwanz einzuziehen, weil er ein großes Budget in die Agentur bringt. Das schadet doch auch unserem Image, wenn wir Mist umsetzen.
Aber wegen dieser unsäglichen König-Leibeigener-Beziehung läuft es eben doch immer wieder darauf hinaus, dass wir Dinge empfehlen, die wirklich geil sind und die dann doch vom Kunden verkrüppelt werden. Warum auch immer, vielleicht muss er was dran auszusetzen haben, um sein hohes Gehalt vor seinem eigenen Chef rechtfertigen zu können oder er ist einfach nur ein Kontrollfreak oder was weiß ich. Allgemein sind Kundenansprechpartner des mittleren Managements die größten Probleme - die eigentlichen Entscheider an der Spitze sind Superkunden, mit denen man wirklich arbeiten kann.
So, sorry. Das ist jetzt ein bisschen länger geworden, als beabsichtigt, aber nsfreund hat absolut Recht:
Ich weiß das unser job nicht immer einfach ist und wie wichtig es ist sich mal luft zu machen!
Danke für die Gelegenheit