Auch wenn ich es etwas kurios finde, sich einem Erotikforum über Politisches zu unterhalten - jetzt hab ich mich schon mal herverirrt und kann nun doch nicht anders, als auch meinen Senf dazuzugeben.
Einen Artikel, in dem wörtlich angeführt ist, dass "vermutlich" tschetschenische und afghanische Gruppen sich irgendwo in Österreich die Schädel einschlagen als Begründung für eine Abschottung Österreichs heranzuziehen, ist schon etwas verwegen. Klar haben viele Kulturen eine Mentalität, die vielleicht eher zu Gewalt neigt (wenn auch meist nicht gegen Österreicher sondern eben gegen von der Herkunft schon verfeindete Kulturen - müsste das nicht eigentlich allen Ausländer-Skeptikern gefallen, wenn sich Ausländer gegenseitig dreschen?), allerdings wird eben - so wie hier - viel zu oft eine Vermutung oder ein Gerücht als bare Münze und Anlass für eine Verallgemeinerung angesehen.
Motto: "Ich habe gehört, dass die Tante von der Kollegin gehört hat, dass ein Tschetschene jemanden beklaut hat" -> Schlussfolgerung: Alle Tschetschenen sind kriminell und gefährlich und überhaupt ein Gsindl, das hier nix verloren hat.
Hingegen: Was wäre die Schlussfolgerung aus Schlagzeilen wie diesen?
Frau, Kind und Eltern mit der Axt erschlagen
Nach Bluttat in Leonding: Beide Opfer gestorben
Würde irgend jemand sagen, dass alle PR-Fachleute Massenmörder sind? Oder dass man Angst haben muss, dass man vom Nachbarn liquidiert wird, wenn man sich mal über Lärm beschwert? ....Auf diese Idee würde wohl niemand kommen und das völlig zurecht.
Ich haben den Eindruck, dass ein Klima geschaffen wurde, in dem bestimmte Menschen - eben jene mit ausländischer Herkunft - ganz bewusst als Grund für jegliches Übel von allen anderen verantwortlich gemacht werden können. Dass sich diese Politik eigentlich auch ganz massiv gegen Inländer richtet, wird gar nicht wirklich hinterfragt. Viele Menschen sind unsicherer und haben Angst vor etwas, das sie eigentlich gar nicht fürchten müssen und haben schon allein dadurch ein schlechteres Leben, weil sie eben ständig in Angst sind, dass ihnen der nächste Türke das Geldtaschl klaut, der nächste Syrer den Job wegnimmt oder der nächste Marokkaner mit einer Axt im Garten auflauert. Und nochmal: Natürlich gibt es ausländische Kriminelle so wie es eben auch inländische Kriminelle gibt. Da gibt´s nix zu beschönigen, aber eben auch nix zu verallgemeinern.
Zum Thema: Warum es realistisch oder unrealistisch ist, dass es Österreich nach vorne bringt, wenn man es mit einer Mauer abschottet.
Klar, Österreich ist ein Riesenland mit Rohstoffen aller Art. Alles da, was man so braucht vom Erdöl bis zu sämtlichen Metallen. Klar kann man in den Meeren vor Österreichs Küsten alles fangen, was so viele bei uns gerne essen, vom Thunfisch bis zum Shrimp. Klar kann man hier auch das ganze Jahr alle Obst- und Gemüsesorten perfekt anbauen. Klar können auch unsere Industrie- und sonstigen Betriebe, die uns Arbeit geben, alle Produkte, die sie erzeugen bei uns verkaufen. Klar auch, dass wir nicht auf Innovationen und Produkte anderer Länder angewiesen sind. So schwachsinnige Dinge wie Elektronikartikel oder Autos verderben höchstens unsere Gesundheit und unseren Verstand. Klar auch dass uns andere Kulturen extreme Schmerzen verursachen. Asiatische Restaurants, die uns Grauslichkeiten von Ente süßsauer bis Sushi vorsetzen. Negermusik im Radio von Harry Belafonte über Whitney Houston bis zu Rihanna oder Bruno Mars, die unseren Ohren Qualen bereiten. Dicke Frauen und nach Knoblauch stinkende Männer, die sich in anderen Sprachen unterhalten, während sie mit denselben Bussen oder Straßen/U-bahnen fahren wie wir und uns damit persönlich beleidigen. Gsindl, das anders ausschaut als wir und aufgrund einer Berufstätigkeit oder aus einem Sozialtopf womöglich ein paar Euro abstaubt, was natürlich nur jemandem zustehen kann, der nicht so bescheuert war, außerhalb von Mitteleuropa auf die Welt zu kommen.
Alle die diesen - leider etwas langen Absatz - nicht verstehen, schlagen bitte im nächsten Wörterbuch oder bei Wikipedia bei "Ironie" nach.
Ich glaube daher tatsächlich, dass ein Ausspielen von verschiedenen Bevölkerungsgruppen gegeneinander im Allgemeinen bzw von In- und Ausländern im speziellen einem Land wie Österreich nur extrem schaden kann. Vielleicht bin ich nur zu sehr "Gutmensch" um das so zu sehen, und Gutmensch zu sein ist ja schlecht, wie man weiß. (Sind eigentlich diejenigen, die über Gutmenschen immer so schimpfen dann Schlechtmenschen? ..weil Gutmenschen (=gute Menschen?) wollen sie ja offenbar nicht sein)
Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen. Gerade ein Bundespräsident, der für Österreich und die Menschen in Österreich verantwortlich ist, muss meiner Meinung nach ein Brückenbauer sein und kein Mauerbauer, um unserem Land nicht extremem Schaden zuzufügen. Er/Sie muss offen sein, den Österreichern nicht durch Isolation und europafeindliche Politik viele Chancen zu verbauen - für unsere Wirtschaft und viele Österreicher, die ihre Lebenspläne nicht durch unsere Staatsgrenzen begrenzen wollen. Nach den bisherigen Äußerungen der Kandidaten sehe ich diese Offenheit in erster Linie bei Herrn Van der Bellen und Frau Griss