Da will man als Idealist selbstlos etwas für die Umwelt tun - und dann so was.
Auch wenn man es mir nicht ansieht: Ganz tief drinnen, im innersten Kämmerlein meines Herzens bin ich ein waschechter Grüner, der sich nirgendwo wohler fühlt als in der unverfälschten Natur eines Golfplatzes oder in der archaischen Umgebung eines Jagdreviers.
Und deshalb bin ich nun wirklich schwer enttäuscht, ja eigentlich persönlich getroffen, um nicht zu sagen zutiefst verletzt. Ich habe mich nämlich kürzlich nach reiflichem Überlegen ausschließlich der Umwelt zuliebe entschlossen, einen V6-3-Liter-Turbodiesel-SUV mit knapp 300 PS zu kaufen, weil die Abgaswerte dieses umwelttechnischen Wunderwerks schlichtweg sensationell niedrig waren. Und nun stellt sich heraus, dass diese nun im wahrsten Sinne des Wortes - unglaublichen - Werte mit fieser Trickser-Software getürkt oder genauer gesagt gedeutscht waren.
Allein aus Verantwortung für Natur, Klima und nachfolgende Generationen haben wir - meine Frau hat sich meinem Umweltschutzprojekt angeschlossen und sich die kleinere Ausführung mit 265 PS zugelegt - alle nur möglichen Nachteile in Kauf genommen: die Sinnlosigkeit eines solchen Gefährts in der Stadt, von den Parkplätzen und Parkgaragen ganz zu schweigen, vor allem aber die soziale Ächtung, sprich den offensichtlich aus ihrem schlechten Gewissen der Umwelt gegenüber resultierenden Neid der anderen Verkehrsteilnehmer in ihren lächerlichen kleinen Dreckschleudern. Wir dachten ja bis vorgestern noch reinsten Gewissens, SUV stünde für "Selbstloses Umweltvehikel". Jetzt wissen wir, dass unser Idealismus schändlich ausgenutzt wurde.
Aber wem, frage ich jetzt, kann man auf dieser Welt überhaupt noch vertrauen, wenn nicht einmal mehr der Autoindustrie?