Eiertanz (oder: Warum muss das, was einfach sein könnte, immer so kompliziert sein?)

E

Gast

(Gelöschter Account)
Hallo,

ich weiß gar nicht, wie ich dieses Thema überhaupt betiteln sollte. Es geht mir auch weniger um eine Frage oder einen Erfahrungsaustausch, sondern ich versuche hier auf diese Weise, mein Unverständnis über die Welt und die darin handelnden Menschen in Worte zu fassen, weil mich das Thema im Moment schwer beschäftigt.

Also, die Geschichte. Vor ca. 6 Wochen verbrachte ich 1,5 sehr schöne Wochen im Kreise einiger meiner liebsten Freunde in einem sehr gemütlichen Ferienhaus. Neu dabei waren der Bruder eines Freundes sowie eine Bekannte, die erst recht frisch in unsere Runde gekommen ist. Ich habe selbst ein Auge auf die Bekannte geworfen, doch recht schnell wurde mir klar, dass sie ihre Augen woanders hatte, nämlich bei eben jenem Bruder. Insofern war ich ganz Gentleman, ich zog mich zurück und wünschte den beiden gedanklich alles Gute. Die Sache ist nun die, dass eben jener Bruder, so alt wie ich selbst, über keinerlei nennenswerte Erfahrungen im Umgang mit Frauen, geschweige denn Beziehungen verfügte. Kommt mir nur allzu bekannt vor, denn an dem gleichen Punkt war ich vor wenigen Jahren selbst noch. Jedenfalls entwickelte sich die weitere Anbahnungsphase (nicht nur geographisch bedingt, denn sie wohnt in Süddeutschland, er in Norddeutschland) extrem schwierig und zaghaft. Immerhin konnte er ihr bald gestehen, dass er noch sehr unerfahren sei. Sie versicherte ihm, dass das okay sei, sie alle Zeit haben würden und ein langsames Tempo gehen könnten. Das Problem dabei: Statt ein langsames Tempo zu gehen, zeigte er in weiterer Folge so gut wie keine Ambitionen, auch nur irgendein Tempo zu gehen, was sie verunsicherte. Da kommt nun der Ball wieder zu mir zurück, denn plötzlich war ich zusammen mit einer gemeinsamen Freundin ein Vertrauter, der ihr immer wieder gut zuredete und Mut machte. Immer mit dem unguten Gefühl, gegen meine eigenen Wünsche zu arbeiten, denn eigentlich wollte ich sie ja selbst für mich gewinnen - und ich will es heute noch. Aber da sie sich für den Bruder entschieden hatte, stellte ich selbst meine Gefühle zurück und versuchte, zum Einen ermutigend auf den Bruder einzuwirken (wie gesagt, ich kenne seine Situation aus eigener Erfahrung sehr gut) und zum Anderen ihr Hoffnung und Mut zu geben. Letzten Endes aber vergebens, denn vorige Woche - nach einem gemeinsamen Kurzurlaub, wo die ganze Runde wieder zusammenkam - ließ er sie einfach stehen mit den Worten, dass er das nicht mehr weiter forcieren könne. Er empfände nicht genug für sie. Das war jedenfalls die Quintessenz des ganzen Dramas. Sie ist nun völlig fix und fertig.

Ich frage mich nun zweierlei:

1. Was für ein Idiot ist das denn? Sie ist eine absolute Traumfrau, und ich denke, jeder Mann könnte sich glücklich schätzen, jemanden wie sie an seiner Seite zu haben. Der Abbruch nach wenigen Wochen zaghafteste Annäherung, in denen es nicht einmal ansatzweise eine ernsthafte Beziehungsanbahnung erreicht wurde, sondern lediglich ein Eiertanz um etwas herum, was man eine Beziehung werden könnte, kann eigentlich nur als Flucht gesehen werden, zumal er selbst ja immer wieder - gegenüber seinem Bruder, gegenüber dessen Freundin, unsere gemeinsame Freundin eben - gesagt hat, dass alles toll sei und sich in die richtige Richtung entwickeln würde. Und dann lässt er sie einfach vor versammelter Mannschaft stehen mit der lapidaren Aussage, dass er nicht verliebt sei. Er, der selbst noch nie eine Beziehung hatte, gibt nicht einmal dem ersten Versuch eine richtige Chance. Wie möchte er da jemals raus aus seiner lähmenden Unsicherheit? Wie gesagt, ich kenne das, und wenn man nicht irgendwann einmal springt, egal wie groß die Höhenangst auch ist, dann ändert sich nichts.

2. Und wie soll ich nun mit diesem zaghaft klopfenden Herzen umgehen? Dieses leise Klopfen, das mir einflüstern will, vielleicht doch eine Chance zu haben, ihr Zeit zu geben, das alles zu verdauen, und ihr dann begreiflich zu machen, dass es da jemanden in ihrem Leben gibt, der wirklich für sie da sein will, der nicht den feigen Ausweg wählt, wenn's mal kompliziert zu werden scheint. Jemand, der ein ernsthaftes Interesse an ihr hat und alles dafür tun würde, ihr Herz zu gewinnen, sähe er auch nur eine Chance. Ich weiß nicht, wie die Chancen stehen. Schlecht, vermute ich. Sie hat sich damals schon gegen mich und für den Bruder entschieden (sofern es da überhaupt jemals so etwas wie eine Entscheidung gab, vielleicht war ich ohnehin völlig außerhalb ihres Radars), und jetzt bin ich zudem in der Freundeszone. Ich weiß, ich bin ein guter Freund, ich weiß, sie mag mich sehr gern, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie aktuell nicht mehr für mich empfindet als Freundschaft. Und ich weiß nicht, ob sich das ändert, wenn sie ihre Gefühle für den Bruder bestattet hat. Denn ich bin ja dann immer noch der Gleiche. Und das ist mein eigener, persönlicher Eiertanz: Wie weit kann ich für sie da sein, ohne noch tiefer in die Freundschaftszone zu rutschen und ihr gleichzeitig trotzdem als Freund zu helfen? Wie weit halte ich mich selbst zurück, stelle ich meine Gefühle wieder hinten an, um für sie als Mensch da zu sein? Denn dass es ihr gut geht, ist mir wichtiger als alles Andere.

Ich weiß, es gibt hier keine Antworten auf diese Fragen, aber das alles einmal festzuhalten, tut schon mal gut. Und vielleicht habt ihr ja Ähnliches schon mal erlebt, wovon ihr berichten könnt, aus welcher Perspektive auch immer.

Liebe Grüße

Einer von denen
 
Und vielleicht habt ihr ja Ähnliches schon mal erlebt, wovon ihr berichten könnt, aus welcher Perspektive auch immer.

Liebe Grüße

Einer von denen

Um Deine Frage zu beantworten: NEIN. Niemals. Und Gott sei Dank.

Da ich ein treuer Leser Deiner T`s bin, möchte ich, nein es drängt mich, Dich zu fragen: Ist irgendein Gschichtl, irgendwann einmal, bei Dir rund gelaufen?
 
Na servas,

um deine Frage zu beantworten: Die ersten 5 Lebensjahre ging's eigentlich recht gut dahin, danke der Nachfrage. :mrgreen:

Viele Grüße

Einer von denen (die eher fürs Eckige zu haben sind)

PS: So ganz von der Hand zu weisen ist deine Frage tatsächlich nicht. Wenn einem die Freunde schon T-Shirts schenken wollen mit der Aufschrift "Ich liebe schöne Frauen, die einen an der Waffel haben", dann sollte man ev. seine Prioritäten mal neu überdenken ... In diesem Fall aber bin ich mir ziemlich sicher, dass die Dame der Wahl geistig auf beiden Beinen steht. Da würde ich eher ihrem Love Interest gern mal ein paar neue Prothesen verpassen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe mich in frühen Jahren immer in die Burschen verliebt, die nicht wirklich an mir interessiert waren. Während dieser Zeit träumte ich von ihnen und sehnte mich nach ihnen, gestanden habe ich es ihnen aber nie.
Heute kann ich mir das nur so erklären, dass ich mir unbewußt immer diejenigen aussuchte, die "keine Gefahr" waren und ich mich so in meine Träume "flüchten" konnte, weil ich einfach noch nicht wirklich reif für eine Beziehung war.
Ich glaube, so ähnlich wird es dem "Idiot" auch gehen. Es ist garantiert eine Flucht, denn ihr alle habt einen Erwartungsdruck auf ihn ausgeübt, dem er nicht stand hielt.
Ihr habt ihn unter Zugzwang gesetzt und deshalb hat er das Ganze lieber abgebrochen.
Zu dir, kann ich nur sagen, dir keine zu großen Erwartungen zu machen, denn selten wird aus einem tröstenden Freund ein Partner.
 
Hallo Venus,

danke für deinen Kommentar. Ja, so ähnlich sehe ich das auch. Aber, ganz ehrlich, wenn Interesse da ist, dann pfeife ich doch auf den Druck von außen. Dann sage ich vielleicht zu den Freunden, dass sie mir mit ihrer Erwartungshaltung auf den Keks gehen und sie mal den Schlapfen halten sollen, aber ich schieße nicht die Auserwählte in den Wind, nur weil's grad ein bisschen komplizierter wird und man sich aus der Comfort Zone rauswagen muss. Aber, wie gesagt, ich habe leicht zu reden. Tatsache ist, dass ich vor wenigen Jahren mit der Situation ebenfalls überfordert gewesen wäre. Trotzdem muss man sich irgendwann seinen Dämonen stellen.

Zu meiner Situation: Ich sehe das ähnlich wie du. Leider. Aber trotzdem werde ich nicht so leicht aufgeben. Wer weiß, was mit der Zeit noch passiert? Ich möchte mir nicht vorwerfen müssen, es nicht vesucht zu haben. Und ein guter Freund kann ich ihr immer noch sein.

Viele Grüße

Einer von denen
 
Ha, endlich mal eine Frage, die ich leicht beantworten kann: Nein. Weißt du, es mag zwar altmodisch und deppert erscheinen, aber ich will lieber der gleiche alte, gutmütige und naive Trottel bleiben, der ich bin und den meine Freunde so schätzen, auch wenn das heißt, dass ich es nicht mehr zum Frauenverführer bringe.
 
Zu meiner Situation: Ich sehe das ähnlich wie du. Leider. Aber trotzdem werde ich nicht so leicht aufgeben. Wer weiß, was mit der Zeit noch passiert? Ich möchte mir nicht vorwerfen müssen, es nicht vesucht zu haben. Und ein guter Freund kann ich ihr immer noch sein.

Gib ihr doch einfach ohne Worte zu verstehen, dass du nach wie vor an ihr interessiert bist. Und nicht so schnell aufgeben. Manchmal brauchen Frauen etwas Zeit um herauszufinden, was wirklich Sache ist bzw. was ihnen doch gefällt, obwohl sie ursprünglich eine andere Meinung hatten.
Das ist mir selbst schon passiert.

;)
 
Wie gesagt, aufgegeben wird ein Brief. :)

Aber im Moment ist es schon ein bisserl ein Eiertanz. Zumal das alles noch sehr, sehr frisch ist.
 
Zur dem Bruder, so sehe ich das so wie Venus. Eventuell ist das auch der Grund, warum er bisher noch nie eine Beziehung hatte. Er fand das letztendich wohl einfach zu schwierig und hatte wohl auch nicht wirklich ein Bedürfnis sich näher auf diese Frau einzulassen. Es ist oftmals leichter sich mit seinem derzeitigen Leben abzufinden, als sich wirklich für Neues zu öffnen, auch, wenn es eigentlich vielleicht auch ein Zugewinn sein könnte, aber man muß sich halt auch aufraffen und das schaffte er wohl in diesem Fall nicht.

Was dich betrifft, so denke ich, dass deine Chancen gering sind zum Zuge zu kommen, aber ich würde es zumindest versuchen, dich irgendwann einmal aus der Freundesrolle zu lösen und leichte Anhäherungen zu starten. Manche Frau braucht auch einmal einen kleinen Anstubser in die richtige Richtung. ;) Du wirst ihr wohl sonst ewig nachtrauern, wenn du es nicht wenigstens versuchst. Wenn nicht, hast du immerhin ein Nein, mit dem du aber sicher auch umgehen kannst. :)
 
Also wenn ich das richtig verstanden habe, ging die Initiative von ihr aus. Er hatte noch nie eine Beziehung und dann kommt da Eine daher, die nur Augen für ihn hat, das hat ihm wsl anfänglich gefallen und er könnte sich durchaus mehr vorgestellt haben. Leider ist es oftmals so dass dann das ernüchternde Erwachen folgt, sobald der Gute unter Zugzwang steht. Und das war definitiv der Fall, dass ging nicht nur von ihr, sondern von euch allen aus.

Kommt halt vor dass man nach einiger Zeit merkt, dass da doch "nichts" ist.

Du wirst glaub ich nicht glücklich werden, wennst jetzt probierst bei ihr zum einedrahn. Sie würd dich vll zuwelassen, aber du bist dann ned mehr, als a schöne Ablenkung. Du giibst alles, sie nur das was notwendig is, damit's so halbwegs erträglich ist.
 
Aber, ganz ehrlich, wenn Interesse da ist, dann pfeife ich doch auf den Druck von außen. Dann sage ich vielleicht zu den Freunden, dass sie mir mit ihrer Erwartungshaltung auf den Keks gehen und sie mal den Schlapfen halten sollen, aber ich schieße nicht die Auserwählte in den Wind.

Wie wäre er vor euch dagestanden, wenn er zugibt, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt?
Er will doch als Mann gelten vor euch, und nicht als Lulu.
So hat er jetzt ganz männlich, eine so hübsche Frau abgewiesen und kann das Gesicht wahren.
So denke ich es mir jedenfalls.
 
Da ist vielleicht was dran. Andererseits war's ja allgemein bekannt im Freundeskreis, dass er hier vor einer für ihn neuen Situation stand. Keine Ahnung - obwohl ich viele Parallelen sehe, ticken wir dann offensichtlich doch etwas anders. Wer von uns beiden bisher besser gefahren ist, lässt sich so aber nicht sagen ...
 
Du wirst glaub ich nicht glücklich werden, wennst jetzt probierst bei ihr zum einedrahn. Sie würd dich vll zuwelassen, aber du bist dann ned mehr, als a schöne Ablenkung. Du giibst alles, sie nur das was notwendig is, damit's so halbwegs erträglich ist.

Das wiederum denke ich nicht. So ist sie nämlich nicht. Sie würde mich wohl eher gleich abweisen. Natürlich kann ich mich irren, aber von dem, was ich über sie und von ihr weiß, ist sie selbst eher vorsichtig und verletzlich und würde sich nicht auf eine reine Ablenkungsgeschichte einlassen. Lieber dann gleich den Trottel, der da um die Ecke kommt (= ich), in den Wind schießen.
 
Hmmm da kommen gleich ein paar Themen auf einmal zusammen.
Ich kann hier nur ein paar Tipps geben, die sich auf eigene Erfahrungen stützen -
einige sind selbst empfunden, noch mehr wurden "sekundär" miterlebt -
quasi als "Weinstein" für mit mir befreundete Menschen beiderlei Geschlechter.

a) mach nie die Probleme anderer zu deinen. Was kümmert Dich SEIN Zaudern ?
b) Sei mal ehrlich, Du bist nicht aus Noblesse "zurückgetreten" sondern weil Du gemerkt hast,
dass Du bei ihr - zumindest an dem Wochenende - "keine Meter" gemacht hättest,
weil SIE eben nur Augen für IHN hatte.
c) ob Du nun aus der Tröster-Rolle in die des stürmischen Angreifers wechseln sollst/willst
kannst wohl nur Du selbst entscheiden.
d) was hindert DIch ? Angst vor Zurückweisung ?
e) wenn Du immer so schwierige Patientinnen anziehst - oder sie dich -
dann frag Dich mal selbst, was das mit Dir zu tun hat ?
f) ist das nur die Entfernung ? Sie S-Deutschland Du in Wien ?
 
Zuletzt bearbeitet:
in zukunft lass frauen, die du willst auch wissen, dass du sie willst. dann ersparst du dir weitere solche situationen ;)
 
Servus,

allesamt gute und vernünftige Beitrage.

@ quantensprung: Zu deinen Fragen:

a) Weil ich mich sehr an mich selbst erinnert gefühlt habe. Und er mittlerweile auch ein Freund geworden ist.
b) Natürlich. Ändert aber nichts an der Situation.
c) Habe ich im Grunde schon entschieden. Nur mit stürmisch geht, denke ich, hier nichts. Nur mit Geduld und Beharrlichkeit, sofern ich überhaupt eine Minichance haben sollte.
d) Nein, die Angst, sie mit einer Situation zu konfrontieren, die sie jetzt gar nicht brauchen kann. Sie ist gerade verletzt und wütend und hängt immer noch an ihm (eh klar, das Ganze ist gerade mal eine Woche her), da kann nicht ich daherkommen und sagen: "Hm ... der Typ wollte dich nicht, aber ich wäre noch zu haben." Das würde nicht funktionieren.
e) Glaub' mir, das habe ich mich nicht nur einmal gefragt. Ich weiß, dass ich meine eigenen Rucksäcke mit mir herumschleppe.
f) Nein. Das wäre kein Problem.

@ matteo: Ja, das würde viel erleichtern. Vielleicht habe ich hier einfach zu schnell aufgegeben bei jenem Urlaub. Diesen Vorwurf muss ich mir aus heutiger Sicht wohl gefallen lassen.

@ Lelia: Das ist mir sehr bewusst. Lückenfüller war ich schon mal, keine schöne Sache.
 
Lieber dann gleich den Trottel, der da um die Ecke kommt (= ich), in den Wind schießen.

Aber sie weiß ja noch gar nicht, dass da jemand um die Ecke kommt...die Frage wird sein, wie lange du auskommen wirst, ohne Klarheit zu haben. Ich wäre wohl zu ungeduldig für sowas- daher würde ich eher auf die Rolle des "stürmischen Angreifers" plädieren. Wie auch immer du vorgehen wirst und was sich entwickeln wird, alles Gute wünsche ich dir auf jeden Fall. It´s not easy...
 
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