Diskussionsbeitrag aus dem Thread "Meinungsfreiheit ..." zuständigkeitshalber hierher verlagert:
Man sollte zwei Ebenen auseinanderhalten:
- Die psychologische Ebene, ob Menschen einen Gott oder sonst etwas brauchen, woran sie glauben können.
- Die Frage, ob es Gott wirklich gibt. (Oder ob Talismane einen Wirkung haben.)
Die Frage wäre dann also: Wenn es mir hilft an Gott zu glauben, ist es dann vernünftig, skeptisch über die Möglichkeit seiner Existenz nachzudenken, oder wäre es gesünder für mich seine Existenz blind zu akzeptieren?
Deine äußerst pragmatische Form der Auseinandersetzung mit diesem Thema erinnert mich an eine Frage, die ich mal einem Hochschul-Dozenten gestellt habe, nämlich:
Wie kannst du als promovierter Naturwissenschaftler eigentlich trotzdem ein praktizierender Katholik sein?
und seine Antwort darauf: Da weder ich noch sonst jemand weiß, ob es Gott gibt oder nicht, ist es doch vorteilhafter für mich, wenn ich an ihn glaube und dann evtl. feststellen muss, es gibt ihn nicht, als umgekehrt: ich glaube nicht an ihn und muss dann feststellen, es gibt ihn doch.
Es gibt ja so Versuche mit Ratten. Man wirft eine Ratte in ein Fass mit Milch und schaut, wie lange sie sich über Milch halten kann. Irgendwo knapp unter der Oberfläche der Milch ist eine Plattform, auf die sich die Ratte retten kann und die die Ratte finden wird, wenn sie verzweifelt wie wild herumschwimmt.
Dann nimmt man diese Ratte und eine andere und wirft sie jeweils in ein Fass mit Milch und kann beobachten: Die Ratte, die daran glaubt, dass es irgendwo eine Plattform gibt, auf die sie sich retten kann, hält länger durch als die andere.
Also hilft der Ratte vielleicht, dass sie daran glaubt, dass es diese Plattform gibt, auf die sie sich retten kann. Das ändert aber nichts daran, ob es diese Plattform gibt oder nicht.
So faszinierend ja deine zoologischen Beispiele auch sein mögen (fliegende Kängurus und milch-paddelnde Ratten), aber hier, meine ich, hast du in dem Experiment doch eine wichtige Komponente ausgelassen: nämlich den Zyniker, den ich mal den Tester nennen will.
Ratten sind ja bekanntlich nicht die blödesten Tiere. Die erste Ratte, die ja nun schon das zweite Mal paddelt, hat also die Erfahrung gemacht, dass der Tester das erste Mal eine Plattform installiert hatte. Also wird sie ihn mit großen bettelnden Augen anschauen und um Hilfe quiekend mit letzter Kraft sein Erbarmen erflehen und dadurch natürlich gerettet werden, und es ist völlig irrelevant, ob es die Plattform nun gegeben hat oder nicht.
Die zweite Ratte, der diese Erfahrung fehlt, sieht dann im letzten Augenblick, wie das funktioniert und ersäuft darum auch nicht.
Siehste
. So geht das
.