Es geht darum, dass ob es etwas gibt oder ob etwas so oder so ist, nicht davon abhängen kann, ob ich ein Bedürfnis danach habe, dass es das gibt oder dass es so oder so ist, und mich nicht mit dem Gedanken abfinden kann, dass es das nicht gibt oder nicht so oder so ist.
Der letzte Satz hat's in sich .... alle Achtung. Da hab' sogar ich alter Sprachkünstler dreimal lesen müssen, bis ich durch war ...
Ich glaube trotzdem, dass Du Dich zu sehr an das "Bedürfnis" und das "nicht abfinden wollen" klammerst, weil dies in der Form ja nicht in Erscheinung tritt.
Wie bei jeder Entdeckung steht am Anfang eine Frage. Im speziellen Fall eben die Frage, ob das Leben über die materiellen/irdischen Aspekte hinaus denn wirklich nichts zu bieten haben soll. Es ist eine nahe liegende Frage, meiner Meinung nach. Jeder Fortschritt der Menschheit hat mit einer Frage begonnen, und damit, dass sich die Menschen darüber Gedanken gemacht haben, ob und wie diese Frage zu verwirklichen sei. Alles, was unsere heutige Welt ausmacht, ist das Ergebnis solcher Fragen.
Wenn wir heute in einem Flugzeug sitzen, dann nur deshalb, weil es einmal Menschen gegeben hat, welche hinterfragt haben, ob es denn dem Menschen nicht auch auf irgendeine Weise möglich sein müsste, zu fliegen. Man hat auch diese Pioniere der Fliegerei als Narren verspottet, ihre Vision als Spinnerei abgetan. Trotzdem haben sie die Antwort auf ihre Fragen gefunden. Letztlich: weil sie sich nicht damit abgefunden haben, dass es das nicht geben können soll.
Warum sollte also nicht ein einzelner Mensch Antworten auf die für ihn und sein Leben wichtigen Fragen suchen können? Und vor allem: warum sollte er diese Antworten nicht finden können? Du hast doch - nehme ich einmal stark an - für Dein Leben auch Antworten gefunden, an welchen Du Dich orientierst, und welche für Dich Gültigkeit haben. Du liest Dich nicht so, als würdest Du gedankenlos in den Tag hinein leben. Es unterscheidet Dich höchstens, dass Du andere Fragen stellst, und dadurch zwangsläufig zu anderen Antworten kommst. Was ja gut und recht ist.
Schön und gut, aber mir würde es nicht gelingen mir zu sagen: Ich denke mir irgendetwas aus, das es nicht gibt, und glaube dann ganz fest daran, dass es das gibt, weil mir dieser Glaube Kraft gibt.
Der Weg ist ja aber doch genau umgekehrt. Man denkt sich nichts aus.
Man fühlt in einer bestimmten Situation eine Kraft, welche aus uns selbst kommt, sich aber nicht orten oder definieren lässt. Aber mit dieser Kraft meistert man eine bestimmte Lebenssituation. Viele Menschen geben sich damit zufrieden, und reden dann von letzte Kräfte mobilisieren, oder ähnlichem. Und dann gibt's halt andere Menschen, welche sich damit nicht zufrieden geben, und hinter die Dinge sehen wollen. Wobei das Wollen schon ein bissi entscheidend ist, denn wenn ich hinter die Dinge sehen will, dann muss ich schon auch bereit sein, zu akzeptieren, wenn ich wirklich etwas dahinter sehe.
Es ist ähnlich wie mit dem Beten. Beten kann Kraft geben, es kann Trost geben, es kann auch Freude spenden. Und sehr oft erfahren dies gerade Menschen, welche bis dahin keinen ausgeprägten Glauben gehabt haben. Und das rüttelt oftmals den einen oder anderen Menschen auf, sich auf neue Gedanken einzulassen, und am Ende eines langen Weges zu seinem Glauben zu finden.
Aber erklär' das einmal einem Menschen, der aus rationalen Überlegungen heraus nicht glauben will.