Für mich ist die Vorstellung das der gesamte Kosmos und dessen Ordnung dem Zufall entsprungen sei, ohne das dahinter ein gestaltende Kraft steckt, ebenso nicht nachvollziehbar wie für dich die Existenz eines Gottes. Warum sollte eine Evolution welche auf das Überleben des Stärksten ausgerichtet ist, gerade beim Menschen fehlerhaft sein und Eigenschaften wie Nächstenliebe, Mitgefühl, Barmherzigkeit usw. zulassen, welche selbiger doch im Wege stehen?
Die Evolution macht keine Fehler, weil sie keinen Zweck und kein Ziel hat, woraufhin bezogen sie Fehler machen könnte.
Das ist diese
petitio principii, wo Gläubige immer schon einen Willen voraussetzen, dass die Dinge so sein müssten, wie sie sind, und sich dann wundern und meinen das könne kein Zufall sein, dass die Dinge so sind, wie sie sein sollen. Sie setzen im Grunde einen göttlichen Plan, dass es auf der Erde Leben, intelligentes Leben, menschliches Leben geben soll, von Beginn an voraus und schließen daraus, dass sich dieser Plan verwirklicht hat, dass es diesen Plan (und daher den Planer oder intelligenten Designer) geben müsse. Sieht man den Menschen als biologischen Organismus, der zufällig entstanden ist, aber nicht entstehen musste, also auch hätte nicht entstehen können, dann braucht man auch keinen Planer anzunehmen, der dafür gesorgt haben muss, dass der Mensch entsteht.
Dass sich der Stärkste durchsetzen soll, ist ein sehr vulgäres Verständnis von Evolution. Für das Überleben einer Art kann soziales, kooperatives Verhalten (das Du mit so pathetischen Worten wie Nächstenliebe, Mitgefühl, Barmherzigkeit bezeichnest) und die biologischen Voraussetzungen, die dazu führen (z. B.
Spiegelneuronen), natürlich ein Vorteil sein. Wo soll da der Fehler sein?
wie war das mit'n Columbus? Während die Wissenschaft noch zweifelte enteckte der Gläubige inzwischen eine neue Welt ...
Columbus stand völlig auf dem Boden eines wissenschaftlichen Weltbildes. Er ging davon aus, dass die Erde eine Kugel sei (eine damals entgegen anderen Legenden etablierte Überzeugung) und dass man daher Indien (nach heutigen Begriffen eigentlich Asien) auch von der anderen Seite als auf dem Landweg Richtung Osten erreichen können müsse. Dass da dazwischen noch ein ganzer Kontinent liegt, war ein Zufallsfund, der Columbus selbst bis zuletzt nicht klar wurde.
Blicke ich durch ein Mikroskop auf einen Stein sehe ich keinen Stein, sondern nur sich bewegende Atome. Das bedeutet in Wahrheit existiert der Stein nicht.
Das bedeutet es nicht. Wie der Stein beschaffen ist, ändert nichts an der Existenz des Steines. Wenn mir ein Stein auf den Kopf fällt, wird mein Wissen über den atomaren und subatomaren Aufbau von Gestein nichts an den Folgen ändern.
Ich verstehe nicht, worauf Du damit hinauswillst.
Wie kann man beurteilen ob es Gott gibt oder nicht, wenn unter göttlich jeder etwas anderes versteht?
Ich glaube nicht, dass jeder etwas (völlig) anderes darunter versteht. Worüber wir hier diskutieren, ist ein transzendentes intelligentes Wesen, dass in einer besonderen Beziehung zum Menschen steht und daher für dessen Leben eine gewisse Relevanz hat.
Abgesehen davon halte ich es für menschlich-arrogant davon auszugehen, dass Dinge nicht existieren, nur weil man sie nicht erfassen oder messen kann.
Aber das tun wir doch die ganze Zeit. Wir würden ja verrückt werden, wenn wir ständig alle möglichen nicht wahrnehmbaren Dinge, die man sich ausdenken kann, ernstlich als möglicherweise existierend in Betracht ziehen würden. Die Idee, dass es Gott gäbe, ist einfach dermaßen in unserer Kultur verankert, dass wir es einfach gewohnt sind, die Existenz dieses nicht wahrnehmenbaren Dinges ernstlich für möglich oder sogar wahrscheinlich zu halten.
Und der wissenschaftliche belegte Nachweis, dass es, wo immer es Menschen gab auch den Glauben an Gott, eine Gottheit, etwas Göttliches, eine höhere Macht...gab, würd für dich nicht gelten?
Erstens ist das logisch problematisch, die Tatsache, dass Menschen etwas glauben, als Hinweis darauf zu nehmen, dass dieser Glaube richtig ist.
Zweitens gibt es plausible Erklärungsansätze, wie religiöse Vorstellungen entstanden sein könnten und warum Menschen zu solchen Vorstellung neigen.
Sieh Dir dieses
Bild an! Du wirst in den weißen Punkten zwischen den Quadraten schwarze Punkte aufflackern sehen, die natürlich nicht da sind. Und auch, dass
alle Menschen diese schwarzen Punkte wahrnehmen, ist kein Hinweis darauf, dass sie wirklich da sind. Sie werden in unserem Gehirn erzeugt. (Warum auch immer.) Genauso plausibel ist es, dass es einfach eine psychologische Funktion unseres Gehirns ist, so ein Dinge wie Gott zu "sehen", wo keines ist. (Warum auch immer.)
Seitdem ich denken kann, hatte ich die Gewissheit in mir, dass es etwas Göttliches gibt.
Seitdem Du denken kannst, wirst Du kulturell geprägt. Um eine Gewissheit in sich finden zu können, dass es etwas Göttliches gibt, muss man zuerst einmal einen Begriff des Göttlichen haben.
Aber wenn wir dein "Wahnsinns-Beispiel" fertig denken, gilt das eben auch für ungläublige Menschen.
Das glaube ich nicht. Denn die Argumente der Atheisten sind der Vernungt zugänglich. Das Argument, gegen das ich mich wende, war in etwa, dass man nicht rational über Sinn und Unsinn religiöser Vorstellungen streiten könne, da man selbst gläubig sein müsse, um Glauben verstehen zu können. Die Gläubigen hätten also quasi ein Geheimwissen, das einem nur zugänglich ist, wenn man selbst gläubig ist, und das Ungläubige nicht haben.
Warum ist es für dich so wichtig, gläubige Menschen vom Unsinn ihres Glaubens zu überzeugen? Wieso kannst du nicht - wie auch bei anderen (Lebens-)Themen - akzeptieren und respektieren, dass wir Menschen eben unterschiedlich sind und so auch unterschiedlich leben, lieben, glauben, handeln...
Ich diskutiere über religiösen Glauben genau wie ich über andere kontroversielle Themen diskutiere. Nur wenn es um Religion geht, empfinden Gläubige eine sachliche Diskussion darüber als unanständigen Versuch sie zu überzeugen. Das ist doch in allen Diskussionen so, dass jeder seine Meinung für richtig hält und andere davon zu überzeugen versucht. Nur wenn es um religiösen Glauben geht, wird dieser Versuch den anderen von seinem Standpunkt zu überzeugen, als Anmaßung gesehen. Gläubige beteiligen sich an diesen Diskussion, aber wenn ihnen sonst nichts mehr einfällt, sagen sie trotzig: "Lass mir meinen Glauben!"
Das gilt nicht nur für Religionen im herkömmlichen Sinn, sondern für jeglichen Fanatismus.
Das Verstörende an Religionen ist nicht der Glaube, dass es dieses Ding "Gott" gibt, sondern die Art des irrationalen Denkens, die dahintersteckt. Man fragt sich, wofür man Menschen, die einfach
glauben fanatisieren kann, wogegen sie dann jeden vernünftigen Einwand mit Arguemten wie
Die Logik ist eben nicht die höchste Instanz.
oder "Wer nicht selbst glaubt, versteht es eben nicht." zurückweisen.