Ich glaube schon, dass die Bevölkerung auch von selbst ihr Verhalten ändert, wenn die Folgen der Epidemie sichtbar werden. Das illustrieren die
Covid-19 Mobility Reports von Google beim Vergleich von z.B. Ecuador, Österreich und Schweden. Dabei hat Ecuador vergleichbare Maßnahmen ergriffen, wie Österreich, während Schweden auf die Selbstdisziplin der Bürger gesetzt hat.
In allen drei Ländern hat es eine Verhaltensänderung der Bevölkerung gegeben. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind deutlich bei der Statistik über den Besuch von Restaurants und Cafés, Vergnügungsparks, Shopping Tempeln, Kino etc.: Der Rückgang betrug in Ecuador durchschnittlich 72%, in Österreich 49% und in Schweden 9%. Ich würde das so interpretieren, dass in Schweden die Ängstlicheren alle Massenaufläufe vermieden haben, daher nur ein geringer Rückgang, während die Österreicher mehrheitlich dazu gezwungen wurden, also ein deutlicher Rückgang.
In Ecuador war der Rückgang jedoch deutlich stärker als in Österreich. Ich vermute stark, dass das etwas mit den Leichen auf den Straßen zu tun hatte. Außerdem kennen dort viele jemanden, der schwer erkrankt ist oder sogar gestorben. Auch wenn die Überlebensaussichten für jüngere besser sind als für ältere, wird es sich auch herumgesprochen haben, dass die Erkrankung häufig genug dennoch kein Honigschlecken ist.
Hinzu kommt, dass wir z.B. Auslandsurlaub ohnedies vergessen können, solange Corona ein Thema ist: Kein Land wird Österreicher einreisen lassen, wenn die Epidemie in Österreich wieder zunimmt, und umgekehrt handelt Österreich auch so. (Die Verhandlungen zur Öffnung der Grenzen beruhen ja auf der Annahme, dass die jeweiligen Regierungen die Situation unter Kontrolle haben.) Allenfalls verlängert sich jeder Urlaub um jeweils 2 Wochen Quarantäne bei der Ein- und Ausreise … man nimmt also 6 Wochen Urlaub, um 2 Wochen in Lignano in Plexiglas-Badeboxen zu schmoren.