Der Eingangspost hat zu einer interessanten Diskussion geführt, doch leider scheinen die meisten der Behauptungen und Annahmen des TE nicht den Fakten zu entsprechen. Lediglich die Feststellung im Eingangsstatement scheint in einer vom TE so nicht gemeinten Weise korrekt zu sein. Die vom TE anschließend entwickelten wirtschaftlichen Horror-Szenarien werden umso unrealistischer, je länger wir mit der Epidemie zu leben gelernt haben:
Die Welt scheint einig: Um die ältere Bevölkerung zu schützen müssen drastische Einschnitte in Freiheitsrechte gesetzt werden.
Dies, und auch das „müssen“, hat in weiten Teilen den Fakten entsprochen: Wo drastische Einschnitte gesetzt wurden, wie in Österreich, hat es tatsächlich nur eine geringe Übersterblichkeit gegeben und die Maßnahmen konnten relativ rasch gelockert werden. Wo jedoch spät reagiert wurde, zahlten tausende Menschen mit ihrem Leben für das Versagen des Staats, allein 82.000 Menschen in den USA; Quelle:
Worldometer, Stand 12. Mai. Eines der Länder, das nur wenig Einschnitte gesetzt hat, war Schweden. Doch dort wurde die ältere Bevölkerung letztlich wegen der Nachlässigkeit der Regierung nicht geschützt:
„Schwedens sonst weiter selbstbewusste Behördenvertreter gestehen mittlerweile an diesem Punkt ihr Scheitern ein. […] Jeder habe wissen können, dass es so kommen würde, sagte Ingmar Skoog, ein Göteborger Professor für Altern und Gesundheit im April der Nachrichtenagentur TT. Die Corona-Krise habe nur die Mängel bloßgelegt, die seit Jahren System seien“ (Quelle:
Süddeutsche Zeitung vom 12. Mai.
Für ein paar Monate Lebenszeit von alten, bereit schwer erkrankter Menschen wird die Zukunft der Jungend, die Existenz von Selbständigen, die finanzielle Handlungsfähigkeit des Staates, unser Wohlstand und letztendlich auch der soziale Friede aufs Spiel gesetzt.
* Dass das mit der Lebenszeit der alten Menschen so nicht stimmt, ist ja bereits mehrfach auch in anderen Medien dokumentiert worden, gerade deshalb, weil auch bekanntere Politiker diesem Denkfehler aufgesessen sind. Letztlich wären auch viele junge und völlig gesunde Ärzte und Pfleger in England nicht verstorben, wäre es nicht zur Überlastung der Spitäler und den Mangel an Schutzausrüstung gekommen.
*Was die Zukunft der Jugend betrifft, so kann die Behauptung erst in der Zukunft beurteilt werden. Bisher ist nichts Alarmierendes zu beobachten: Jugendliche erhalten weiter Nahrung, Unterkunft und Bildung.
* Dass Selbstständige belastet wurden und manche bald insolvent sein werden, ist zwar richtig, doch gehört das Scheitern zu deren Lebensmodell. Es kann immer ein unvorhergesehenes Ereignis dazu führen, dass ein Businessmodell nicht mehr funktioniert. Fähige Entrepreneure werden mit solchen Herausforderungen fertig. Dies belegt auch die aktuelle Börsenentwicklung: Der NASDAQ ist heute (12. Mai) wieder fast auf Rekordniveau, trotz hoher Arbeitslosigkeit und anhaltender Epidemie in den USA.
* Unser aller Wohlstand scheint auch nicht gefährdet zu sein, solange die Staatsschulden kaum verzinst sind. Ein reiches Land muss auch eine einmalige Reduktion des BIP um höchstens 9% verkraften, ohne dass das zu Volksaufständen führt. Noch dazu, wo die Wirtschaftsprognosen von einem vergleichbar hohen Wachstum im Folgejahr ausgehen.
Da hier auch von ethisch motivierten Utopien diskutiert wurde: Der TE hat eher eine Dystopie entwickelt.