Du hast hier einen Punkt getroffen (obwohl du dich ja raushalten wolltest):
Der Coronavirus ist ein relativ harmloses Virus, die Gefahr geht einerseits durch die leichte Übertrgbarkeit und andererseits durch die Neuartigkeit und somit dem Fehlen von Immunität, aus.
Wr reden nicht von der Pest, Tollwut, Ebola.
Gerade deswegen sollte sehr wohl abgewogen werden welche Maßnahmen zur Eindämmung gesetzt werden und ob die Schäden dieser Maßnahmen nicht irgendwann das ursächliche Problem, das man lösen wollte, überwiegen.
Ja, Menschen haben schon schlimme Katastrophen überstanden - der Preis, bezahlt mit Menschleben, war aber immer exorbitant.
Darauf wollte ich hinaus. Ich habe von irgendwelchen philosophischen Theorien und dergleichen keinen Schimmer - ist mir zu hoch, zu theoretisch, zu wenig lebensnah. Was ich allerdings weiß ist, daß nicht nur das Überleben und die Eindämmung eines Virus für unseren Fortbestand, die Wirtschaft, den Frieden ausschlaggebend sein wird sondern auch die - haltet euch fest und schreit nicht gleich los - MORAL, oder die Ethik, nennt's wie ihr's wollt, die wir unserem Handeln zugrundelegen.
Wenn wir akzeptieren, daß wir einfach sagen: wir opfern diejenigen, die wahrscheinlich eh am wenigsten Überlebenschancen haben, zugunsten derjenigen, die nach der Pandemie weiterleben und existieren werden, dann mag sich das rechnerisch ja schön ausgehen. Aber es macht was mit den Menschen, es macht was mit der Motivation, weiterzumachen und auch mit den Grundwerten wie Zusammenhalt, Zusammenarbeit, mit hoch gehaltenen Werten wie Mitgefühl - ein sehr hohes Gut, ohne das wir meiner Überzeugung nach als Spezies nicht diese unglaublich großen kulturellen und sozialen Entwicklungen hätten machen können. Mir ist klar, den Menschen so wie er ist im Kern als gut, als mitfühlend, als sozial agierend zu sehen ist heutzutage ganz unmodern, grad in unseren verwöhnten, reichen Ländern ist ja das Raunzen und Schwarzmalen besonders beliebt, aber das macht uns nicht aus, ich kann in diesen Kanon nicht einstimmen.
Wenn wir es zulassen, daß wir unserer Angst nachgeben, wenn wir es zulassen, daß wir "opfern" (natürlich jene, die unserer Haut nicht am nächsten sind), wenn wir es zulassen, daß wir Zusammenhalt und gegenseitige Hilfestellungen ablehnen und wirtschaftliche Erwägungen in den Vordergrund stellen, dann gefährden wir sehr viel von jenen Werten, die einen Großteil unserer Identität ausmachen.
Da will ich nicht mit dabei sein. Die Entscheidungen, die jetzt getroffen und umgesetzt werden, mögen fehlerhaft sein, aber soweit ich das bis jetzt erkennen kann, haben sie zum Ziel, möglichst viele Menschenleben zu retten, unabhängig von Alter, sozialem Status, "schuldhafter" oder ererbter Vorbelastung usw. Und darin liegt für mich die größte Hoffnung, daß wir auch nach Corona Wege finden werden, global zu kooperieren.