Ethik und die Coronapandemie

wo sollten unsere prioritäten liegen? die alten und kranken schützen, damit diese noch einige jahre haben? oder ist die bespaßung unserer kinder, ohne rücksicht auf erstere wichtiger?

Derzeit leiden vor allem Menschen, die der Risikogruppe angehören UND Kinder.
 
Ich hab ja den leisen Verdacht, dass die Anordnungen deshalb gelockert werden, damit die Zahlen wieder hoch gehen und
das Virus wieder ernster genommen wird.

Österreich war erfolgreich, mit dem Ergebnis, dass die Stimmen, dass die Maßnahmen viel zu hart waren, weil ja eh
kaum jemand gestorben ist, wieder lauter werden.

Natürlich werden, wenn die Zahlen wieder steigen, die Lockerungen wieder zurückgenommen. Denn dann hat man ja bewiesen,
dass der vorherige Kurs der Richtige war.

Ich bin aber generell eine Pessimistin.

Das hat mit Pessimismus nichts zu tun.

Im Grunde weiß jeder, dass die "Krise" noch nicht vorbei ist. Und dass es logisch ist, dass die Zahlen wieder steigen werden...
...bis dann die Maßnahmen wieder verschärft werden, damit die Zahlen dann wieder sinken.

Stop & Go...sozusagen.

Bis wir eine Impfung haben...oder im schlimmeren Falle, weil es sehr viel länger dauern würde, die Herdenimmunität.

So ist der Plan. :schulterzuck:

Alternativ dazu wäre, einen totalen Lockdown über mehrere Monate - aber das will ja (durchaus aus guten Gründen) auch keiner. :hmm:
 
Die Ethikfrage für mich ist die "Qualität des Sterbens", die abhängig ist davon, ob das Gesundheitssystem am Rande des Kollapses arbeitet, was inhumane Zustände für die Arbeitenden und erst recht für die Kranken und Sterbenden bedeutet.
Und das Liegen auf Intensivstationen, beatmet, Position auf dem Bauch, im halbsedierten Zustand, ohne die Möglichkeit, Besuch zu bekommen, sondern einsam, isoliert und hilflos ist genau der Zustand, den man niemandem und erst recht sich selbst nicht wünscht.
Wieviel Unterschied macht es da, wenn pro Pflegepersonal nicht die doppelte oder x fache Zahl an Patienten betreut werden muss, sondern vielleicht auch noch etwas Zeit bleibt, um jemandem im Sterben nahe zu sein....

Grund genug, auch für " Nornalzeiten" noch mehr Bewusstsein auf solche Qualitäten zu legen.

Und ein unwürdiges Sterben kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
 
Wieviel Unterschied macht es da, wenn pro Pflegepersonal nicht die doppelte oder x fache Zahl an Patienten betreut werden muss, sondern vielleicht auch noch etwas Zeit bleibt, um jemandem im Sterben nahe zu sein....

Prinziell hast du recht, aber mit angelegter Schutzkleidung, ich glaube lieber nicht. Gut dass jemand da ist und Linderung verschafft usw, aber das für viele wichtige beim Sterben dürfte mit Schutzbekleidung und fehlender Familie dann doch fehlen.
 
Die ursprüngliche Fragestellung des Threads (sollen wir die Alten sterben lassen, damit die Jungen weiterleben können, wie bisher, und es unserer Wirtschaft besser geht) wird nun mit der Lockerung des Lockdowns in veränderter Form wieder aktuell: Wenn nun immer mehr Geschäfte aufsperren dürfen und immer mehr Normalität hergestellt wird, wie steht es eigentlich um den Schutz der Handelsangestellten und der im Handel aushelfenden Milizsoldaten? Diese sind nämlich besonders gefährdet und auch wenn sie jung sind, sind sie nicht unsterblich; es gibt Berichte über Todesfälle (siehe unten). Geht die Öffnung vielleicht zu weit, ist sie noch ethisch vertretbar?

“Leilani Jordan, 27, was a grocery store clerk with cerebral palsy [Behinderung, aber keine der ominösen “Vorerkrankungen”] who kept working through the coronavirus outbreak to help elderly customers. She died of coronavirus last week. Her mother, Zenobia Shepherd says: Nobody helped my baby. Nobody's helping the workers."

Link: https://www.independent.co.uk/news...er-worker-helping-elderly-dies-a9458691.html
 
Geht die Öffnung vielleicht zu weit, ist sie noch ethisch vertretbar?

man könnte die fragestellung mittlerweile vom wirtschaftlichen interesse erweitern:

wie lange muss sich eine mehrheit der bevölkerung, deren erkrankung an corona äusserst unwahrwscheinlich ist, wegen einer minderheit mittels derartig massiver einschränkungen im leben in geiselhaft nehmen lassen?
 
wie lange muss sich eine mehrheit der bevölkerung, deren erkrankung an corona äusserst unwahrwscheinlich ist, wegen einer minderheit mittels derartig massiver einschränkungen im leben in geiselhaft nehmen lassen?

Bei der Mehrheit ist klar, sie muss zumindest jene Einschränkungen akzeptieren, die den Zusammenbruch des Gesundheitssystems verhindern … da wäre dann auch die Mehrheit massiv betroffen, weil ein gewisser Anteil immer Intensivpflege benötigt (Unfall, Herzinfarkt, Schlaganfall, …), die es beim Zusammenbruch des Gesundheitssystems nicht mehr (oder nur in sehr geringem Ausmaß) gäbe (Folge: Tod). Es werden nun aber bei der Öffnung Bevölkerungsgruppen doppelt in Geiselhaft genommen: Wie die Mehrheit müssen sie die allgemeinen Beschränkungen ertragen, gleichzeitig fehlen aber Schutzanzüge etc,, und daher müssen sie ein erhöhtes Risiko der Erkrankung auf sich nehmen. Das betrifft Personen im Gesundheitswesen bis hin zum Handel, und dort jene, die nicht besonders üppig entlohnt werden. (Im Unterschied zu CEOs, die wegen der Risken, die sie angeblich tragen, Millionensummen abcashen.)
 
man könnte die fragestellung mittlerweile vom wirtschaftlichen interesse erweitern:

wie lange muss sich eine mehrheit der bevölkerung, deren erkrankung an corona äusserst unwahrwscheinlich ist, wegen einer minderheit mittels derartig massiver einschränkungen im leben in geiselhaft nehmen lassen?

Dann könnte ja jetzt die kleine Risikogruppe von Ärzten, Krankenschwestern & - pflegern und alle Altenheim-Mitarbeiter sowie Supermarkt-Mitarbeiter, Busfahrer ect. in den persönlichen Lockdown gehen.

All sie sind extrem gefährdet - und die Risikogruppen sollen ja daheim bleiben, nicht wahr? :fies: :up:
 
auf welchen intensivststationen genau liegen / lagen bislang all diese ...

Ärzten, Krankenschwestern & - pflegern und alle Altenheim-Mitarbeiter sowie Supermarkt-Mitarbeiter, Busfahrer ect.

... unter künstlicher beatmung und schwerster erkrankung? wir haben den virus ja nicht erst sein vorgestern! nach deiner logik müssten ja tausende dieser "risikogruppen" schon schwerst erkrankt gewesen sein!
 
Zuletzt bearbeitet:
u.a. wegen obiger argumente, den faden nun weiter gesponnen: sollte sich nicht eigentlich die minderheit der risikopatienten mit den menschen, die corona nahezu nicht betrifft solidarisch zeigen und freiwillig in qarantäne gehen? damit wären die problem, dass die mehrheit der ärzte, supermarktangestellte etc. einem erhöhten risiko ausgesetzt sind ja vom tisch!
 
Bei der Mehrheit ist klar, sie muss zumindest jene Einschränkungen akzeptieren, die den Zusammenbruch des Gesundheitssystems verhindern … da wäre dann auch die Mehrheit massiv betroffen, weil ein gewisser Anteil immer Intensivpflege benötigt (Unfall, Herzinfarkt, Schlaganfall, …), die es beim Zusammenbruch des Gesundheitssystems nicht mehr (oder nur in sehr geringem Ausmaß) gäbe (Folge: Tod). Es werden nun aber bei der Öffnung Bevölkerungsgruppen doppelt in Geiselhaft genommen: Wie die Mehrheit müssen sie die allgemeinen Beschränkungen ertragen, gleichzeitig fehlen aber Schutzanzüge etc,, und daher müssen sie ein erhöhtes Risiko der Erkrankung auf sich nehmen. Das betrifft Personen im Gesundheitswesen bis hin zum Handel, und dort jene, die nicht besonders üppig entlohnt werden. (Im Unterschied zu CEOs, die wegen der Risken, die sie angeblich tragen, Millionensummen abcashen.)


Die Maßnahmen haben auf lange Zeit gesehen viel schlimmere Folgen als eine kurzzeitige Überlastung des Gesundheitssystem. Untersuchungen, Op''s, Behandlungen, Reha,... all diese Dinge die jetzt nicht durchgeführt werden, Schaden den Personen.
(zb: Kollege hatte Probleme mit den Bandscheiben, kann nicht ordentlich gehen und müsste dringend operiert werden. Da die OP nicht lebensnotwendig ist, wurde sie mal verschoben. Jedoch kann er keine normale Körperhaltung einnehmen und ordentlich gehen. Aufgrund dessen kommt es jetzt auf längere Zeit gesehen zu massiven Haltungsschäden. Nach der OP folgt dann eine viel viel längere und schwierigere Reha. Kosten um ein x-faches höher, als hätte man ihn gleich im März operiert)

Die Ausgaben im des Staates führen dazu dass das Geld irgendwo fehlt. Wie immer wird dann als erster im Bereich Gesundheit, Soziale und Bildung eingespart. Das führt zu Schließungen von Stationen im Krankenhaus, ganzen Kliniken, weniger Reha's usw.

Dazu kommt dass viele Bürger sich gewisse Behandlungen und Therapien nicht mehr leisten können. Ebenso auf diese Dinge verzichten, weil sie froh sind (wieder) einen Job zu haben und diesen nicht aufgrund eines Krankenstandes gefährden wollen. Warten ja genug andere.

Von den vielen Selbstmorden rede ich gar nicht.

Kurzfristig mag es zwar so scheinen als würde es für alle einen Nachteil bedeuten, jedoch liegt der Nachteil in der Zukunft.
 
Die Maßnahmen haben auf lange Zeit gesehen viel schlimmere Folgen als eine kurzzeitige Überlastung des Gesundheitssystem. Untersuchungen, Op''s, Behandlungen, Reha,... all diese Dinge die jetzt nicht durchgeführt werden, Schaden den Personen.
(zb: Kollege hatte Probleme mit den Bandscheiben, kann nicht ordentlich gehen und müsste dringend operiert werden. Da die OP nicht lebensnotwendig ist, wurde sie mal verschoben. Jedoch kann er keine normale Körperhaltung einnehmen und ordentlich gehen. Aufgrund dessen kommt es jetzt auf längere Zeit gesehen zu massiven Haltungsschäden. Nach der OP folgt dann eine viel viel längere und schwierigere Reha. Kosten um ein x-faches höher, als hätte man ihn gleich im März operiert)

Die Ausgaben im des Staates führen dazu dass das Geld irgendwo fehlt. Wie immer wird dann als erster im Bereich Gesundheit, Soziale und Bildung eingespart. Das führt zu Schließungen von Stationen im Krankenhaus, ganzen Kliniken, weniger Reha's usw.

Dazu kommt dass viele Bürger sich gewisse Behandlungen und Therapien nicht mehr leisten können. Ebenso auf diese Dinge verzichten, weil sie froh sind (wieder) einen Job zu haben und diesen nicht aufgrund eines Krankenstandes gefährden wollen. Warten ja genug andere.

Von den vielen Selbstmorden rede ich gar nicht.

Kurzfristig mag es zwar so scheinen als würde es für alle einen Nachteil bedeuten, jedoch liegt der Nachteil in der Zukunft.
Gut...in Österreich mag manches anders sein. In Deutschland finden normale OP's wieder statt.
 
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