Ad 2) nur weil es nicht am selben Tag war oder aus dem selben Topf, heißt es nicht, dass es nicht im Zusammenhang steht. Das Volumen ist in etwa gleich wenn du die Zinsen mitrechnest. Nur die Schuldnerstruktur hat sich geändert.
Ich weiß nicht, was Du Dir da zusammengereimt hast. Tatsache ist, dass die griechischen Schulden auf - vereinfacht ausgedrückt - dreierlei Art und Weise verändert wurden: Erstens durch Haftungen via EFSF und ESM - in diesem Teil wurde so ähnlich vorgegangen wie von Dir beschrieben, der "schlechte" Schuldner Griechenland wurden quasi durch Bürgen gestützt, zum Vorteil der Kreditgeber. Zweitens durch Kreditvergabe der anderen Eurostaaten: Auch hier trifft ungefähr das zu, was Du geschrieben hast - anstatt dass die Banken (u.a.) Griechenland Kredite vergeben (zur Abdeckung fällig gewordener Altschulden), geben sie diese an andere Eurostaaten, und diese wiederum verborgen Geld an Griechenland. Auch das war zum Nutzen der Gläubiger. Das dritte Element war der Schuldenschnitt, der aber zusätzlich zu den anderen beiden Maßnahmen geschehen ist. Das geschah aber eindeutig zum Schaden der Altgläubiger. Es war sozusagen ein Beitrag der Banken im Zuge der Bewältigung der Krise.
Ad3) ähm...ich wusste nicht, dass die derzeitige Regierung GRs die Lage zu verantworten hat. Also seit ihrem Antritt schon, aber davor warens wohl andere.
Das stimmt schon, aber die Tsipras-Regierung hat in den fünf Monaten ihrer Amtszeit alles noch schlimmer gemacht. Das muss man schon auch sehen. Unter den Vorgängerregierungen gab es nicht diese großen Geldabhebungen, die mittels Notkrediten der EZB finanziert wurden und am Ende doch zur Schließung der Banken für mehr als eine Woche geführt haben. Wenn Du das nicht als signifikante Verschlechterung siehst, dann denkst Du sehr einseitig.
Ad4) naja, ordentliches Geschäftsgebahren, an die Regeln von Basel II halten, keine Konkursverschleppung betreiben...es grenzt an Beihilfe zu betrügerischer Krida (falls es im europäischen Recht ein äquivalent gibt).
Also an Basel II haben sie die Banken großteils gehalten. Das Problem der Basel-Regulative ist ja bspw., dass Kredite an Staaten mit null Eigenkapital unterlegt werden müssen, egal wie gut oder schlecht der Staat dasteht. Ein klarer Konstruktionsfehler. Konkursverschleppung und betrügerische Krida ... kann sein, aber was wäre die Alternative gewesen?
Oder anders: würdest du jemanden Geld leihen von dem du weißt, dass er es wahrscheinlich nicht zurückzahlen kann? Die Zahlen waren bekannt...das geben eh alle zu. Also zumindest der Politik und der Wirtschaft. Was den normalen Bürgern erzählt wurde, ist halt was anderes.
Geliehen haben das Geld zunächst die Banken. Mit der Euro-Einführung in Griechenland sind die Zinsen von risikogerechten rund 20% auf rund 5% gefallen. Wie das? Die Kreditgeber haben wohl implizit damit gerechnet, dass die anderen Euro-Staaten im Zweifel einspringen (ähnlich wie die Spekulation, dass Kärnten vom Bund aufgefangen wird, obwohl es in beiden Fällen keine Verpflichtung gibt). Dass die Euroländer ab 2010 Griechenland Geld geliehen bzw. für GR gebürgt haben, hatte ausschließlich damit zu tun, dass man im anderen Fall einen Zusammenbruch des Bankensystems in Europa befürchtet hat. Man war der Meinung, die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung mit den rigorosen Maßnahmen der Troika signifikant erhöhen zu können.
Das ist leider nicht passiert, auch weil viele dieser Maßnahmen einfach scheiße waren. Trotz massiven Eingriffs der Troika-Beamten ist bisher noch keine ordentliche Steuerverwaltung auf die Beine gestellt worden, und die Rüstungsausgaben wurden - aus den bekannten Gründen - auch nicht gesenkt.
Ich bin zwar auch tendenziell ähnlicher Meinung wie gogolores, sehe die Sache aber ein bissl pragmatischer: Im Prinzip ist eine linke Regierung in GR derzeit nichts Schlechtes für die Kreditgeber (bzw. die Steuerzahler im Rest Europas). Konservative sparen tendenziell bei Sozialausgaben, Linke hingegen treiben eher Steuern ein. Da die bisherigen Maßnahmen sehr einseitig "konservativ" waren, hätte man von der Tsipras-Administration erwarten dürfen, dass endlich einmal einer was auf der Steuerseite macht. Geschehen ist aber bisher sehr, sehr wenig. Im Gegenteil hat die aktuelle Regierung als eine ihrer wenigen bisherigen "Maßnahmen" Steueramnestien in Aussicht gestellt! Sehr links ist das ja eher nicht
. Ansonsten hat der eigentlich zuständige (bisherige) Finanzminister die Arbeit nicht gerade erfunden. Am liebsten ist er durch die Redaktionen in ganz Europa getingelt, um Interviews zu geben.