femen- feministische jugendbewegung oder nur exhibitionistische it-girls?

Das geht mir ein wenig zu sehr in die Richtung Handlungsunmöglichkeit. Was sind dann die Alternativen? Wie können Ungerechtigkeiten/ Hierarchien aufgezeigt und verändert werden? Wäre es wirklich so, dass jeglicher Protest nicht wirkungsmächtig ist, wieso verändert sich die Welt dann trotzdem laufend? Wieso sitzen Frauen dann nicht ausnahmslos immer noch in der Küche und haben keine Berechtigung am öffentlichen Leben teilzunehmen?

es gibt ja durchaus proteste, die die welt verändern. die 68er haben definitiv die welt verändert - zumindest die westliche. es hat auch die grünen bewegung die welt verändert. auch die feministinnen haben die welt verändert. schlussendlich ist es - glaube ich - in erster linie abhängig davon, wie breit ein protestgrund als grund seine stimme zu erheben akzeptiert und auch verstanden wird. nur wenn es von einer relativ breiten masse akzeptiert und als wichtiges anliegen verstanden wird, ändert sich tatsächlich auch was.

ich würde nicht sagen, dass der prager fenstersturz eine symbolische aktion war - das war schon ziemlich handfest und hat ja auch entsprechende reaktionen gehabt - der krieg der darauf gefolgt ist, war nicht ohne.

im übrigen hat ja das nichtvögeln der frauen den frieden herbeigeführt. aber besonders geeignet ist der vergleich sowieso nicht
 
ich geb dir recht! einigen fällt schon noch etwas ein. was ist eigentlich aus der bank geworden, die christian felber gründen wollte?
das mit den symbolischen aktionen vestehe ich irgendwie nicht. ich meine, was sagt das aus? und was ist jetzt symbolisch? die titten oder das kreuz umhacken? oder am ende die "nackte "wahrheit?
ein anderes beispiel für aktionismus ist, was diese jungs im internet aufstellen:

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tut mir leid, ist schon wieder auf englisch, aber das netz ist voll von berichten darüber, und ich finde einfach diesen besonders gut gemacht.
ich weiß halt nicht, ob wir soetwas überhaupt noch mit bildungsbürgerlichen begriffen von symbolisch beikommen können.
und tatsächlich: die welt verändert sich. und plötzlich steht man alleine da und fragt sich: was waren noch mal meine interessen?
 
Einerseits beklagen sich Feministinnen seit Jahrzehnten über den Sexismus in der Gesellschaft, in der Werbung zum Beispiel, andrerseits "werben"/protestieren sie jetzt genau auf diese Art.

Jüngstes Beispiel .........

http://burgenland.orf.at/news/stories/2579576/

Auf dem Titelbild ist eine Frau zu sehen, die ihre Jeans aufknöpft. Darüber steht: „Hier steckt viel Burgenland drin“. Es sei ein Schlag ins Gesicht jeder Burgenländerin, wenn Frauen auf den Bereich unterhalb der Gürtellinie reduziert würden, sagte SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Verena Dunst in einer Aussendung.

:kopfklatsch:
 
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danke für den link - in der tat ein gscheites interview - wesentlich gscheiter als alles was ich bisher aus der femen ecke gelesen habe.
 
Interessant wäre es, was Muslimas dazu sagen. Hier werden nur MuslimInnen zitiert. :ironie:
 
Übrigens sehen ja auch genügend Feministinnen Femen nicht unkritisch. Stellvertretend hier ein Beispiel:
http://diestandard.at/1363709425894/Kuebra-Guemuesay-Nur-ein-Tamtam-machen-ist-zu-wenig

G'scheites Interview find ich.

Geh zwar nicht mit allem konform was sie sagt, aber ja - ein gutes Interview.

Und genau dieses Problem mit dem Universalismus ist was ich meinte: Femen wurde in der Ukraine gegründet - ich denke, die Frauen dort haben sich damals sehr wohl überlegt wie sie am Besten protestieren können, was in ihrem Land möglich ist und was nicht, wie sie Aufmerksamkeit erhalten können, etc. Diese Überlegungen jetzt ohne nachzudenken überall hin zu tragen und einen Trend daraus zu machen kann nur schief gehen. Die Inhalte werden nebensächlich, es wird nicht überlegt was die Probleme und hinderlichen Strukturen der jeweiligen Gesellschaft sind. Hat aber meiner Meinung nichts mit Femen an und für sich zu tun, sondern einfach damit dass Femen zu einen Trend und cool wurde - Wie es aber auch bei anderen Protestformen oder Subkulturen der Fall war und ist.
 
all said! was ich noch interessant finde, ist, das femen scheinbar einen ganz eigenen hass auf bärte haben.
ich meine jetzt mit ihrem moslem- bashing. schließlich sind das ja auch insignien der orthodoxen kirche....
womit wir wieder bei den inhalten und interessen wären. und der frage, ob der zweck die mittel heiligt, oder die mittel nur mehr selbstzweck sind in diesem fall.
in einer " spassgesellschaft" wie der unsrigen, finde ich es eigentlich gar nicht unbedingt so selbstverständlich, daß wir immer noch diese vorstellung von integrität haben....
 
in einer " spassgesellschaft" wie der unsrigen, finde ich es eigentlich gar nicht unbedingt so selbstverständlich, daß wir immer noch diese vorstellung von integrität haben....

Integrität ?

Wo bitte? In Österreich jedenfalls nicht.
 
ja eh! wir fordern sie dennoch ein. wir haben halt noch eine vorstellung von ihr. wenigstens die anderen sollten integer sein. die politiker, die prominenten, die kirchen, die arbeitgeber, die gewerkschaften, die banken:haha:, usw.... oder zumindest die, die das maul aufreißen.... könnt fast meinen, es wird zu einem totschlagargument. zumindest in einer hedonistischen informations- und konsumgesellschaft....
 
Ok. Doch nochmal ich, und zwar zum Begriff Integrität: Ist es überhaupt möglich integer zu agieren? Gerade wenn mensch davon ausgeht, dass Identität nicht ein integeres Ich sein kann. Ein Beispiel: Es gibt Kreise in denen es mir wichtig ist ideologisches Denken mit meinem Handeln zusammen zu bringen. Dann hab ich aber auch ziemlich unpolitische Freund_innen, bei denen ich es genieße jetzt nicht andauernd auf meine Sprache achten zu müssen und auch mal nen vollkommen Blödsinn daher reden kann - weil das nun mal auch ein Teil von meinem Ich ist. Oder wenn ich in Tirol bei meiner Familie bin: Würd ich dort auf gleiche Art und Weise sprechen und handeln, wie meist in Wien, wär ich schon hochkant aus meiner Familie rausgehaut worden.
Da frage ich mich dann wie kann mensch vollkommene Integrität überhaupt fordern? Wieso kann mensch nicht der Situation entsprechend den Teil des Ichs (auch des ideologischen Ichs) stärker betonen der nun mal gerade wichtig ist, und einen anderen vernachlässigen. Ich bin mir da selber nicht sicher ob das gut oder schlecht ist... War nur ein Gedanke der mir bei dem Begriff Integrität (im Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen) hochgekommen ist...
 
Da frage ich mich dann wie kann mensch vollkommene Integrität überhaupt fordern? Wieso kann mensch nicht der Situation entsprechend den Teil des Ichs (auch des ideologischen Ichs) stärker betonen der nun mal gerade wichtig ist, und einen anderen vernachlässigen. Ich bin mir da selber nicht sicher ob das gut oder schlecht ist...

Du forderst eh z'viel von dir !

Aber das braucht halt noch, bis du das auch noch durchblickst.

Du darfst in allen deinen Facetten so sein, wie immer du willst, solang du damit keinem Andern einen nachhaltigen Schaden zufügst.

Ich mein - genaugenommen darfst auch schaden - nur musst dann halt mit unangenehmen Konsequenzen rechnen.

Da fallt mir grad ein, ich bin dir noch was schuldig - mea culpa, werd mich bald mal am Hosenboden setzen ... ;)
 
Da frage ich mich dann wie kann mensch vollkommene Integrität überhaupt fordern?

ich glaub auch nicht, daß das geht. ist ja nur ein ideal. trotzdem wird es eingesetzt. die medien sind da ganz groß. und wenn man überlegt, was öffentlichkeit in zeiten von facebook und so bedeutet, ist es nicht verwunderlich, da man sich halt mit einem profil verantwortet. ähem. okay, etwas überspitzt, aber ich glaub es ist etwas daran...
ich frag mich halt, welche möglichkeit protest und aktionismus hat, um letztendlich inhalte unabhängig vom eigenen "profil" zu transportieren. oder zumindest der reaktion keinen wind in die segel zu blasen....
 
Du forderst eh z'viel von dir !

Och. Das schaff ich schon! :mrgreen:

die medien sind da ganz groß. und wenn man überlegt, was öffentlichkeit in zeiten von facebook und so bedeutet, ist es nicht verwunderlich, da man sich halt mit einem profil verantwortet. ähem. okay, etwas überspitzt, aber ich glaub es ist etwas daran...

Ich glaube, dass der Einfluss von sozialen Netzwerk auf politischen Protest zwar - nonanet - eine stärkere Vernetzung bedeutet, aber auch dass politisch aktiv sein oder das schlechte Gewissen erleichtern mit nem Mausklick gleichgesetzt wird. Und klar wird dann die Auseinandersetzung mit den Inhalten (auch ob der Fülle) nebensächlich.
ich frag mich halt, welche möglichkeit protest und aktionismus hat, um letztendlich inhalte unabhängig vom eigenen "profil" zu transportieren. oder zumindest der reaktion keinen wind in die segel zu blasen....

Ja, ich denke das fragen sich halt viele. Und daher gibt es sehr viele Experimente in Sachen Protest - Femen ist ein Beispiel davon. Aber ob du eine Antwort im Sinne das ist die einzig richtige und funktionierende Protestform irgendwann bekommen wirst, ist fraglich.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
...Es gibt Kreise in denen es mir wichtig ist ideologisches Denken mit meinem Handeln zusammen zu bringen. Dann hab ich aber auch ziemlich unpolitische Freund_innen, bei denen ich es genieße jetzt nicht andauernd auf meine Sprache achten zu müssen und auch mal nen vollkommen Blödsinn daher reden kann - weil das nun mal auch ein Teil von meinem Ich ist. Oder wenn ich in Tirol bei meiner Familie bin: Würd ich dort auf gleiche Art und Weise sprechen und handeln, wie meist in Wien, wär ich schon hochkant aus meiner Familie rausgehaut worden...

ha!, jetzt fallts ma wieder ein, warum mir manche leut so eigenartig "unecht" und oft auch ziemlich unentspannt vorkommen... :cool: die müssen wahrscheinlich den ganzen tag drauf aufpassen dass sie ned versehentlich was "falsches" sagen, denken oder gar tun. man könnt ja am end noch aus der ideologisch vorgeschriebenen rolle fallen, und eine gruppe fortschrittlicher menschen toleriert sowas wie abweichlertum überhaupt ned... :mrgreen:

bin eh scho wieder weg... ;)
 
ha!, jetzt fallts ma wieder ein, warum mir manche leut so eigenartig "unecht" und oft auch ziemlich unentspannt vorkommen... :cool: die müssen wahrscheinlich den ganzen tag drauf aufpassen dass sie ned versehentlich was "falsches" sagen, denken oder gar tun. man könnt ja am end noch aus der ideologisch vorgeschriebenen rolle fallen, und eine gruppe fortschrittlicher menschen toleriert sowas wie abweichlertum überhaupt ned... :mrgreen:

bin eh scho wieder weg... ;)

Ist jetzt zwar off topic, aber ok: Ich glaub der Unterschied ist, dass ich gar nicht von einem "echten Ich" ausgehe. Weil es eben verschiedene Facetten des Ich's gibt. Ja, in einer Lehrveranstaltung zum Thema Feminismus achte ich auf meine Sprache und wie ich bestimmte Begriffe verwende. Bei nem gemütlichen Bier mit Freund_innen kommt es drauf an über was wir reden. Wenn's ne Rumblödelei ist, blödel ich rum ohne viel nachzudenken, wenn ich über etwas Politisches diskutiere das mir auch noch wichtig ist, achte ich wieder mehr auf die verwendeten Worte. Wenn das für dich unecht ist, ok... für mich ist es Vielfalt. Das wichtigste dabei: Spaß macht mir sowohl die Rumblödelei, als auch die Diskussion und die Auseinandersetzung mit meiner eigenen Sprache. Und, ich fühl mich auch in beiden Situationen "echt".
 
Mal wieder ein Grund um den Thread aufzuwärmen:

Hier ein Interview mit Angela McRobbie (die ich in der Diskussion schon mal genannt hab bzgl. Neoliberalisierungsprozesse im Feminismus):

http://www.spiegel.de/kultur/gesell...smus-feminismus-sheryl-sandberg-a-900448.html

Sie spricht hier vom Konsum- und Karrierefeminismus:

Wer kauft, verhält sich auch politisch. Ideen wie die soziale Verantwortung von Unternehmen wurden in dieser Zeit gepusht. Damit entledigte sich die Politik wichtiger Aufgaben und übergab sie an die Unternehmen. Konsumkultur konnte so immer größere Teile der politischen Kultur vereinnahmen.

Frauen hat der Neoliberalismus sehr attraktive Angebote gemacht, gewissermaßen gab es einen Vertrag zwischen den Geschlechtern über ethnische und wirtschaftliche Grenzen hinweg: Frauen wurden dabei unterstützt, wirtschaftlich erfolgreich zu sein und ihre sexuellen Freiheiten auszuleben, ohne dafür verteufelt zu werden - so wie es zum Beispiel in "Sex and the City" vorgelebt wurde. Zusammen mit den Frauenmagazinen, die Shopping glorifiziert haben, kam das einer landesweiten Einladung an Frauen gleich, ihre Weiblichkeit zu feiern. Das klang alles sehr ansprechend und stach gewissermaßen den Feminismus aus. Doch das Angebot war heuchlerisch: Frauen wurden neue Wahl- und Gestaltungsmöglichkeiten nur suggeriert, schließlich galt die Einladung nie für die Politik. Nirgendwo wurde gesagt: Bringt euch in die Politik ein, stellt euch für Wahlen auf!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nur, wir hatten das schon und vor allem in den Niederlanden und Skandinavien sehen wir jetzt dass viele Frauen sich bewusst gegen Karriere, Konsum und Geldgier aussprechen. Sie werden bewusst nach kurzer Karriere Hausfrau und Mutter und schätzen diese Position als Luxus...

Gerade die von dir erwähnten Gebiete wie Skandinavien zeichnen sich aber durch eine sehr familienfreundliche Politik aus, die es leichter ermöglicht Kind und Karriere unter einem Hut zu bringen. ;)
 
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