Also...
Nachdem ich seit Stunden auf meinen Fingern sitze, wird das doch etwas unbequem, somit muss ich jetzt leider doch meinen Senf dazu abgeben...
Ich finde es faszinierend, wie sehr Diskussionen, die sich nur im Entferntesten um Seitensprünge drehen, immer wieder aus dem Ruder laufen.
Moral (wenn sie hier schon ständig eingebracht wird) ist etwas sehr Individuelles, das jeder nur für sich festlegen kann.
Menschen entwickeln sich - aber nur, weil zwei Menschen ihr Leben miteinander teilen, sich lieben und schätzen und ein gemeinsames Leben führen, mit dem Beide zufrieden sind (die Betonung liegt auf
zufrieden, Perfektion ist wohl nur eine Illusion), bedeutet das nicht, dass Beide sich auch in die gleiche Richtung entwickeln.
Nun, was tun in so einem Fall?
Im Normalfall, also als erwachsener Mensch in einer funktionierenden und offenen (offen im Sinne von ehrlich) Beziehung zu einem erwachsenen Menschen, sollte man es fertig bringen, diese Dinge anzusprechen.
Sich zusammensetzen und darüber reden - "Du Schatz, bei mir haben sich Bedürfnisse entwickelt, bla bla blubb".
Und dann sieht man ohnehin, wie der Partner darauf reagiert - entweder, der Partner teilt diese Bedürfnisse und Fantasien zufälligerweise, dann hat sich das Problem ohnehin erledigt und es eröffnen sich neue Horizonte in der Beziehung.
Wenn die Bedürfnisse nur einseitig vorhanden sind, gilt es eben, weiter darüber zu reden und zuzusehen, ob ein Kompromiss möglich ist - das wäre dann natürlich der Idealfall, ist aber bestimmt nicht immer das Endergebnis.
Und was dann?
Tja, dann muss man in sich gehen und für sich selbst Entscheidungen treffen.
Kann ich mir vorstellen, für meinen Partner auf die Befriedigung/Erfüllung dieser Bedürfnisse zu verzichten?
Möchte ich mein Leben weiterhin mit einem Menschen teilen, der es mir nicht ermöglicht, meine Bedürfnisse zu erfüllen?
Ist es mir das Risiko wert, meinen Partner zu verlieren, wenn ich die Befriedigung meiner Bedürfnisse gegen den Willen meines Partners durch andere Menschen zu erreichen versuche und somit einen Teil meiner Sexualität auf beziehungsfremde Menschen verlagere?
Das sind Fragen, die jeder Mensch nur für sich und individuell zur aktuellen Beziehung beantworten kann - und deren Antworten eventuell in gewissen Zeitabständen immer wieder einer Überprüfung und eventuellen Anpassung an die aktuelle Situation bedürfen.
Sich über jemanden, der die Reife besitzt, über diese Entscheidung ausgiebig nachzudenken, aufzuschwingen und Moralkeulen schwenkend und mit erhobenem Zeigefinger durch Threads zu laufen, finde ich ebenso daneben und fehl am Platz wie Menschen, die sich für die letzte Möglichkeit, also die Verlagerung nach aussen, entschieden haben, als charakterschwach zu bezeichnen.
Ich finde es gut, dass der TE sich darüber Gedanken macht und sich mit dem Thema auseinandersetzt, statt impulsiv irgendwelche möglichen Dummheiten, die er später bereut, zu begehen.
Was er letztendlich tut, liegt in seiner Hand und Vernantwortung und ist somit seine Sache, mit deren Konsequenzen - ob positiv oder negativ - er leben muss.
Somit masse ich mir nicht an, aufgrund einer Entscheidung über einen Mensch zu urteilen oder den Versuch zu starten, ihm meine Moral aufs Auge zu drücken.
Soviel zu meinem Senf und sorry, dass es doch relativ lang geworden ist