Habt ihr ein Feindbild?

"Rachegefühle gegen andere ist ein Gift, das auf uns selbst zurückkommt. Vergeltung ist ein dunkles Licht, das alle blendet, die Vergeltung suchen. Die ungetrübte Seele weiß, dass in der Rache keine Gerechtigkeit liegt. Die ungetrübte Seele weiß, dass die Suche nach Vergeltung die Suche nach Zerstörung ist."

Das klingt und liest sich unglaublich gut, edel und altruistisch. Doch möchte ich denjenigen sehen, der es leben kann. Ein Buddhist, oder Hindu möglicherweise. In unseren Breiten eher schwierig aufzuspüren und zu begegnen.
 
JA, ICH BIN EIN SCHLECHTER MENSCH

*5* :mrgreen:

Dann sind wir schon zwei.

All die Punkte, die Du aufzähltest kann ich auch 1/1 für mich in Anspruch nehmen.

Eine Ergänzung zu den Gehsteigradlern: Wenn sie nächtens - und sie tun es mit Vorliebe und wachsender Begeisterung - unbeleuchtet fahren.
 
Ein Buddhist, oder Hindu möglicherweise.
Warum ein Hindu? Der Hinduismus ist doch alles andere als friedlich. Beim Buddhismus sollte das in der Theorie so sein , aber für die gelebte Praxis hätte ich da auch so meine Zweifel (Ich weiß, wovon ich rede!)

Eine Ergänzung zu den Gehsteigradlern: Wenn sie nächtens - und sie tun es mit Vorliebe und wachsender Begeisterung - unbeleuchtet fahren.
:daumen:
 
Zuletzt bearbeitet:
Das klingt und liest sich unglaublich gut, edel und altruistisch.
Ich empfinde es nicht vorrangig als edel, gut, oder altruistisch. Zen ist nichts davon und ist es alles. Erkläre ich jemanden zu meinem Feind, bin ich selbst mein Feind.

Aber du hast natürlich recht, dass diese Haltung in unseren Breiten sehr selten zu finden ist - hier geht es vorrangig um das eigene Behaupten und das Wegdrängen anderer. Stelle ich aber jemanden in den Schatten, so bin selbst auch dort. Zen lehrt, jemanden zu erheben, statt ihn nach unten zu drücken, denn nur so erhebt man sich auch selber. So schwer ist das gar nicht nachzuvollziehen, aber unser Kulturkreis ist damit im Großen und Ganzen nicht vertraut.
 
Ich empfinde es nicht vorrangig als edel, gut, oder altruistisch. Zen ist nichts davon und ist es alles. Erkläre ich jemanden zu meinem Feind, bin ich selbst mein Feind.
....

Wie jede Religion ist auch Zen mißbrauchbar. Und fast immer, wenn eine Religion mißbraucht wird, liegt MISS- und GE-brauch viel, viel näher, als man denkt, bzw. als die Anhänger der jeweiligen Religion zugeben würden. Ein historisches Beispiel für den Mißbrauch der Zen-Philosophie (oder Religion, je nach dem, wie man das haben möchte), waren die Kamikaze in Japan. Ursprünglich war Zen die dominante geistige Grundlage der Samurai, der adeligen Kriegerkaste im japanischen Mittelalter. Das Hagakure - spiritueller Leitfaden und strenger Verhaltenskodex für den Samurai wurden von einem Zen-Mönch verfaßt. Die darin enthaltene (auf Zen aufbauende) meditative Einswerdung mit dem Bewußtsein des allgegenwärtigen Todes wurde dann politisch opportunistisch für die Selbstmordangriffe im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Uns kommt das heute als Mißbrauch vor - damals hat aber kein Zen-Mönch lauthals protestiert, wobei die Argumentation vermutlich nicht einmal als sehr falsch, oder sehr weit hergeholt empfunden wurde. Denn: ebenso wie ein Samurai lebte ein Kamikaze eben kurz und in sehr enger Verbindung mit seinem eigenen Tod, den er billigend in Kauf nahm. Und Zen half nun einmal sehr gut dabei.

In jedem Fall kann man aber über die moralische Bedeutung des Lebens eines Menschen NICHT SEINE RELIGION als Maßstab heranziehen. Nicht einmal, wenn es Zen ist. Es ist viel komplizierter...

... man wird sich die Leute einfach einzeln anschaun müssen :daumen: :haha:
 
Das klingt und liest sich unglaublich gut, edel und altruistisch.

Das ist in erster Linie vernünftig. Warum soll ich mir meine gute Laune durch negative Gefühle selber nehmen? ;)

Über den Dingen stehen, gibt Unabhängigkeit, lässt einen die wichtigen Dinge im Leben sehen und ist die Grundlage für wirkliches Glück. :)
 
BZERC111

Zen ist keine Religion, sie war es auch nie.

Man kann auch nicht pauschal sagen, dass Zen die dominante Grundlage des Samurai-Kodex war. Samuraikrieger haben sich fraglos verschiedenes aus der Zen-Lehre angeeignet, doch Zen steht nicht für Gewalt, im Gegenteil - die Samurai waren tief beeindruckt von der absoluten Furchtlosigkeit der Zen-Mönche, was letztere wohl vor der Ausrottung bewahrte.

Wenn man möchte, dann kann man immer eine gewisse Handlung auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen, so wie du eine direkte Verbindung zwischen Zen-Meditation und Kamikaze herstellst. Die natürliche vorhandene Furcht vor dem Tod durch Meditation zu überwinden, so wie es im Zen möglich ist, bedeutet aber nicht, dass man deshalb folgerichtig den Wunsch entwickelt, sich mit einem Flugzeug in ein Schiff zu stürzen. Kamikaze baute vielmehr sehr stark auf Gruppenzwang und Appelierung an das Ehrgefühl des einzelnen, wie man seit geraumer Zeit weiß. Der Bushido ist die oberste Grundlage für den Kodex des Samurai und in ihm finden sich Elemente des Zen. Nur hat Zen eben so rein gar nichts mit Krieg zu tun.

Auch gab es für die Zen-Mönche keinen Grund zu protestieren, denn Zen lehrt ebenso, dass man selbst für seine Handlungen verantwortlich ist und Schuldzuweisungen sinnlos sind. Aber es gibt es ja auch nicht "die" Zen-Lehre, es existieren natürlich verschiedene Richtungen, Interpretationen und Herangehensweisen. Nirgendwo aber wird man den Satz finden: "Gehe hin und töte dich selbst - für welche Sache auch immer." Es würde mich jedenfalls sehr überraschen.

Missbrauch von Religionen findest du in der Geschichte in zahllosen Beispielen, da muss man an dieser Stelle gar nicht erst anfangen, aufzuzählen. Und ich will auch gar nicht in Abrede stellen, dass in Japan Zen ge- oder besser missbraucht wurde, um Piloten dazu zu bewegen, sich zu opfern.

Zuletzt - als Schüler des Zen ziehe ich keine Religion heran. Ich versuche lediglich, den Prinzipien zu folgen und die besagen, dass Feindbilder mich mir selbst zum Feind machen.
 
Über den Dingen stehen, gibt Unabhängigkeit, lässt einen die wichtigen Dinge im Leben sehen und ist die Grundlage für wirkliches Glück. :)


Ähnlich sehe ich's auch, wenn auch nicht in dieser Absolutheit - halte ich auch nicht für besonders erstrebenswert.

Es stimmt: Dinge oder Leute zu "Feindbildern" zu erklären verleiht dem "Befeindeten" mehr Aufmerksamkeit, als ihm zukommt, bindet Energien und schadet letztendlich dem, der haßt.

Meiner Auffassung nach existiert aber nichts ohne entsprechenden Gegenpol - wirkliches Glück kann nur existieren, weil es Unglück gibt (wär's anders, hätten wir die Fähigkeit, es zu empfinden, nicht entwickelt) - Ärger, Zorn, Ablehnung sind natürliche menschliche Regungen, die auch ihre Berechtigung haben. "Über den Dingen stehen" vermittelt mir den Eindruck von Gleichmut - mag gelegentlich gut und nützlich sein, aber Gleichmut vermittelt außerdem ein Gefühl von Gleichgültigkeit, von Nichterreichbarkeit, finde ich.

Ich hab mich mit Zen nie beschäftigt, find's aber interessant, was daveinspace dazu schreibt, etliches davon erkenne ich wieder als Haltung, die ich für mich als gut empfinde - sozusagen als Haltung, der ich nachstrebe, so gut ich eben kann, nicht unbedingt als "Ziel", das ich erreichen will. Verkürzt: ich fühl mich besser, wenn ich Wut, Enttäuschungen, Verletztheiten durchgestanden habe und damit loslassen kann - solange ich an diejenigen, die mich verletzt habe, im Zorn denke, haben sie mich schließlich immer noch im "Griff". Bestimmte Dinge aber sind einfach bekämpfenswert, sie lassen sich mit "kühlem Kopf" meist effektiver bekämpfen als aus Betroffenheit heraus, soweit d'accord, aber sie müssen berühren, natürlich, sie müssen empfunden werden, um sich aus ihnen befreien zu können.

Naja, ein fast unerschöpfliches Thema, nicht?
 
Meiner Auffassung nach existiert aber nichts ohne entsprechenden Gegenpol - wirkliches Glück kann nur existieren, weil es Unglück gibt

Da bin ich absolut einer Meinung mit dir.

Nur gibts - oder gabs in meinem Leben - so viel "Unglück", dass ich keine Feindbilder brauch um glücklich zu werden.
 
@Bulsara: Glaub ich dir sofort, ich kenne mehr Leute, die wirklich heftiges erlebt haben und ohne Feindbilder auskommen und viele Leute, die wenig erlitten haben, ihre Ängste aber als Vorwand für jedes noch so behämmerte Feindbild nutzen - wär mal interessant herauszufinden, ob's da einen kausalen Zusammenhang gibt oder das nur meinem subjektiven Eindruck entspringt. :mrgreen:
 
wär mal interessant herauszufinden, ob's da einen kausalen Zusammenhang gibt oder das nur meinem subjektiven Eindruck entspringt

Ich glaub da gibts einen klaren Zusammenhang.

Wenn man wirklich weiss, was es bedeutet, ganz tief unten zu sein, steht man vorgeblichen Feinden gelassen gegenüber.
 
es gibt auch Menschen im Supermarkt, die ein Drum haben und glauben, es gäbe einen Rechtsanspruch darauf vorgelassen
zu werden. Männer lass ich nie vor, ausserdem: warum soll ich fragen, ob jemand in der Schlange nach Vorne möchte??)

also , diese lass ich alle vor , denn ich brauch schon eine halbe Stunde , um ALLES aufs Laufband zu legen .....;)

Aber solltest Du mal mit 1 Drum hinter mir stehen , wirst eh nicht vorgelassen , denn Du hilfst mir sicher mit meinen 1000 Sachen rauf und runter vom Laufband ....:mrgreen:
 
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