Bei der Diskussion über den Iran und die aktuellen Ereignisse sollte man Israel und deren Atombomben (und die der Amerikaner) zunächst einmal nicht so sehr in den Vordergrund stellen. Sehr wohl aber spielen die Amerikaner eine große Rolle. Denn die heutige politische Situation hat viel mit den Amerikanern zu tun.
Lange Zeit haben die Briten im Iran das Sagen gehabt.
Iran, Ende der 40er-Jahre. Das Land, das Grenzstaat zur Sowjetunion ist, verfügt in seiner südwestlichen Provinz Khusistan über stattliche Ölfelder, die nach und nach erschlossen worden sind. Das "schwarze Gold", das weltweit zu einem immer wichtigeren Energieträger wird, fördern die Iraner gemeinsam mit den Engländern. Hierzu hatte man die "Anglo-Iranian-Oil-Company" gegründet, in der Teheran und London partnerschaftlich zusammenarbeiten wollten. Ein faires Miteinander, wie es sich die Iraner erhofft haben, gibt es aber nicht. Denn die Jahr für Jahr steigenden Gewinne der Erdölförderung wandern fast ausschließlich nach Großbritannien.
Deshalb verstaatlicht der (NICHT ISLAMISTISCHE) Ministerpräsident Mohamed Mossadequ 1950 die Erdölindustrie. Mit Unterstützung der USA putscht der Schah die zu Unrecht als kommunistisch diffamierte rechtmäßige Regierung weg errichtet eine Militärdiktatur (wir kennen dieses Vorgehen der Amis ja aus zahlreichen südamerikanischen Beispielen).
Die Lage änderte sich Anfang 1953, als in Washington Dwight D. Eisenhower Präsident wurde. Hatte sich Harry Truman bis dato zurückgehalten und den Briten sogar geraten, sich mit der Verstaatlichung abzufinden, fasste die neue Regierung den Sturz Mossadeqs ins Auge. Zum einen sahen nämlich die USA die Gefahr, Iran könnte ins "sozialistische Lager" abrutschen. Zum anderen wollte man gerne die Briten am Golf beerben.
Im März nahm die CIA Kontakt zu General Fazlollah Zahedi auf. Er war der Mann der USA in Iran, der die schahtreue Armee auf einen Putsch vorbereiten und Mossadeq ablösen sollte. Gleichzeitig wurden vom Teheraner CIA-Büro aus Aktionen gestartet, um zahlreiche iranische Parlamentarier zu "kaufen".
Die Amerikaner hatten nun im Iran die Führungsrolle übernommen. sie errichteten das Paradebeispiel eines korrupten und brutalen Marionettenregimes. Gefüttert mit hoher Militär- und Wirtschaftshilfe sowie gestützt auf den rücksichtslosen Geheimdienst SAVAK, machten sie den Schah für die nächsten fünfundzwanzig Jahre zur starken Figur im Land und zu einem der verhasstesten Diktatoren der islamischen Welt. Gegner des Schah - Regimes werden entweder ermordet oder fliehen ins Ausland. In Europa wird die Lage niemals richtig eingeschätzt, das Schah - Regime spielt nach außen hin Operette (Soraya, dann Farah Diba usw.) .... über die politische Situation schreibt unsere Regenbogenpresse nichts. Darum ist unsere Öffentlichkeit vom Sturz des Schah - Regimes überrascht:
Bis heute hat der Sturz Mossadeqs im iranischen Nationalbewusstsein ein schweres Trauma hinterlassen, weil hier eklatant gegen den Wunsch der Perser nach nationaler Souveränität verstoßen wurde. Einige Stimmen behaupten sogar, dass es ohne ihn 26 Jahre später keine islamische Revolution - quasi als Befreiungsschlag - gegeben hätte. Denn wenn man einige Iraner heute danach fragt, was denn die Revolution eigentlich gebracht hätte, erhält man zur Antwort: "Wir bestimmen unser Schicksal selbst, wir sind unabhängig." Ob dies wirklich stimmt, sei dahin gestellt. So aber brach sich Anfang 1979 in Iran eine neue politische Bewegung Bahn.
Eines darf bei aller berechtigten Kritik and der Schah Diktatur nicht übersehen werden, der Iran war ein laizistisches Land, in dem beispielsweise die Frauen einen Stand an Gleichberechtigung hatten, der heute in keinem islamischen Land gegeben ist. Viele Iraner studierten im Ausland, teils als Söhne reicher Väter, die dem Regime nahe standen, teils als Emigranten, die vor dem mörderischen Schah Regime nach Europa geflohen waren. Damit verfügte er der Iran über eine westlich orientierte Führungsschicht und ebenso über eine westlich orientierte Opposition.
Auch nach der islamischen Revolution 1979 waren die beiden ersten Ministerpräsidenten Basargan und Banisadr keine Islamisten. Der Wahlsieg der religiös orientierten IRP leitete jedoch eine Wende ein. Und die Amerikaner konnten ihre Interventionspolitik nicht lassen.
Der CIA unterstützte am 29. August einen verheerenden Bombenanschlag auf die Parteiversammlung der IRP, dem der neue Präsident Mohammad Ali Radschai, Ministerpräsident Mohammad Javad Bahona und der Vorsitzende der IRP Ayatollah Mohammed Hussein Beheschti sowie mehr als 70 Delegierte zum Opfer fielen. Und damit war der Weg für die radikalen Elemente in der iranischen Führung frei. Seither teilt sich ein korrupter Klerus die Macht auf und beruft sich bei der Entmündigung des Volkes auf Allah.
Die absolute Meisterleistung der Amerikaner aber war die Ermutigung und Unterstützung des irakischen Diktators Saddam Hussein zu einem Krieg um die Vorherrschaft am Golf gegen den Iran. Er und die Amerikaner hofften, dass die in der Revolution geschwächte ehemalige Schah Armee keinen ernsthaften Widerstand leisten würde. Aber trotz Giftgaseinsätzen und modernstem russischen Kriegsgerät wurde dieser Krieg letzten Endes zum Desaster für den irakischen Diktator. Mit ein Grund war, dass die durch das Fehlen von Ersatzteilen zwar geschwächte iranische Luftwaffe einfach die besseren Piloten (dank amerikanischer Ausbildung) hatte.
Die Summe all dieser Ereignisse hat dazu beigetragen, dass das Mullah Regime mit Hinweis auf die äußeren Feinde immer wieder alle Bestrebungen nach Demokratisierung niederschlagen konnte. Es ist im Grunde eine reife Leistung der Amerikaner, dass der Iran eine theokratische Diktatur ist.