Schwerlich, denn die unlogischen Gedanken und Aktionen der FPÖ zu begründen ist natürlich nicht einfach!....
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....der "geniale" Einfall kam: "Wißts wos Burschen; mir geben's afoch zsamm! Mit'm Bleamerl kemma provozieren, oba gleichzeitig samma rotweißrot patriotisch!".
Man schustert sich eben "die Welt, wie sie einem gefällt" zusammen, völlig wurscht, ob's sinnbefreit ist oder nicht!
Diese Kombination von Rot-Weiss-Rotem Banderl und Kornblume ist tatsächlich eine dieser unfreiwilligen clownesken Einlagen, welche wir einfach nur der FPÖ zu verdanken haben... historisch kann man dazu einiges erzählen.
Die Bedeutung der Kornblume hängt vom Betrachtungsort (Staat) und der Ära ab. Im alten Deutschen Kaiserreich war sie ein Symbol für die Reichsgründung, ich glaube auch Lieblingsblume Bismarcks. Also Zeichen für konservative, nationale, deutsche Gesinnung. Im Vielvölkerimperium der Habsburger, das zur selben Zeit seiner letzten Agoniephase entgegenstrebte, hatte GENAU DIESE Interpretation aber eine andere Bedeutung. Dort erwachten gerade viele kleine Nationen und strebten auseinander. Der deutschsprechende Teil war dementsprechend auch gespalten in verschiedene Lager, was die Zukunftserwartungen in den österreichisch-ungarischen Staat betraf. Da waren konservativ-kaisertreue, die den Fortbestand der Monarchie wollten. Da waren progressiv-liberal-deutsch orientierte, welche eine Reform der ganzen Monarchie, aber den Weiterbestand in seiner Größe wollten. Und da waren die klassischen Deutschnationalen, welchen den Sinn eines Österreichischen Staatsgebildes ganz anzweifelten, und welche die Kornblume als Symbol benutzten. Diese Gruppe wurde maßgeblich von Schönerer geprägt. Die Bewegung war antikatholisch ("Los von Rom"), antihabsburgisch, antiösterreichisch, und betrachtete sich als deutschnational, eher als protestantisch, als Hohenzollernfreundlich, usw. In der Extremform wollte sie eine Zerschlagung der Monarchie und den Anschluß an den preußisch geprägten Hohenzollernstaat unter Bismarck, bzw. später unter Wilhelm II. All dass war tw. schon Hochverrat nach dem Selbstverständnis der Habsburgermonarchie.
Weiters zeichnete sich Schönerer durch ausgesprochen rabiate politische Aktivität aus. Die heute (fast überall) benützte Bezeichnung "Georg Ritter v. Schönerer" ist übrigens falsch, denn Schönerer hatte schon lange Satisfactionsfähigkeit und Adelstitel aufgrund einer politischen Gewaltaktion verloren (zeitweilig auch sein Abgeordnetenmandat). Zusammengefaßt, war Schönerer ein antisemitischer, antiösterreichischer Radaubruder, für den radikale, gewaltsame politische Methoden richtige und akzeptable Handlungsweisen waren. Hitler hat ihn ausdrücklich als eines seiner Vorbilder bezeichnet.
Nach dem Zerfall der Monarchie bekam die deutschnationale Bewegung Auftrieb, denn nun wurde das kleine Rest-Österreich von einer Mehrheit als nicht lebensfähig betrachtet. Daher gab es nun auch viele, die den Anschluß an Deutschland OHNE IDEOLOGISCHE HINTERGEDANKEN befürworteten. In der Zeit des katholisch-klerikal-faschistischen Ständestaats war die ans Dritte Reich orientierten Nationalsozialisten in Österreich verboten. Das Dolfuss-Regime interpretierte die österreichische Identität auch als deutsch, strebte aber weiter Eigenstaatlichkeit an. Man betrachtete sich originellerweise auch als deutschen Staat, aber klarerweise nicht als den zweiten, sondern als den ersten, wichtigeren
. Anschluß wollte man keinen. Radikale deutschnationale Elemente, die sich in der illegalen nationalsozialistischen Partei in den Dreissigern organisierten wählten die Kornblume als ihr Symbol. In dieser Zeit wurde das Symbol der Kornblume historisch UNTRENNBAR MIT DEM NATIONALSOZIALISTISCHEN GEDANKENGUT verbunden.
In allen Zeiten davor war die Kornblume jedoch vor allem immer ein im wesentlichen ANTIÖSTERREICHISCHES SYMBOL. Nach dem zweiten Krieg änderten sich die Randbedingungen fundamental. Die Großparteien SPÖ und ÖVP (in Nachfolge des sozialdemokratischen bzw. des christlichsozialen Lagers) lösten sich nachhaltig von jedweder deutschnationaler Denkweise, und betrachteten die Zweite Republik sehr bald nach dem Neubeginn als lebensfähigen, zu erhaltenden Staat mit österreichischer Identität und vor allem mit eigener ÖSTERREICHISCHEN NATION. Der 26. Oktober (als Jahrestag des Truppenabzugs nach der Besatzung) wurde daher zum ÖSTERREICHISCHER NATIONALFEIERTAG erklärt. Die VdU wurde als Auffangbecken des dritten Lagers von Viktor Reimann gegründet. Deutschnationale Standpunkte waren in ihr und der Nachfolgepartei FPÖ immer stark vertreten (und lange Zeit im Parteiprogramm festgehalten). Jörg Haider hat auch das anfangs immer wieder thematisiert (so zum Beispiel in einem Fernsehinterview, als er die Österreichische Nation als "Mißgeburt" bezeichnete). Als die FPÖ unter ihm aber von einer Kleinpartei zu einer Massenbewegung wurde, kam Haider aber ideologisch in eine Zwickmühle. Nach 1945 war die Akzeptanz einer eigenständigen Österreichischen Nation unaufhaltsam gewachsen. In den 80ern zählten Deutschnationale nur mehr zu einer Quantite negligeable. So vollzog Haider mit seiner unnachahmlichen politischen Intuition und seiner genialen Begabung als Volkstribun auch in dieser Sache eine Wende, und orientierte die FPÖ als "die österreichische Heimatpartei".
Und so erklärt sich auch das (historisch betrachtet, LACHHAFTE oder BEÄNGSTIGENDE, je nachdem) Zusammentreffen von Rot-Weiss-Rotem Band und Kornblume. Haiders Nachfolger tun und denken einfach das, was er ihnen vorgemacht hat.