das hört man oft.... seids net traurig usw... ich denke, dass ist die Hilflosigkeit des Sterbenden in der Situation. Was soll man da auch gross gscheites sagen? Denkts jedes Jahr zu Allerseelen an mich? Streitets net um die Erbschaft?
Äh, öh, meine Frau war nicht bei Bewusstsein. Sie starb nach einem Monat künstlichem Tiefschlaf. Die hat gar nichts mehr gesagt. Natürlich ist man traurig, wenn jemand stirbt, den man liebt. Dass man froh über die gemeinsame Zeit, die man hatte, sein soll, ist in dem Augenblick zweitrangig. Das ist man später und mit etwas Abstand dann eh.
Ich war nicht bei meiner Frau als sie starb. Ihre Therapie (so nennen die Ärzte es, wenn jemand an Maschinen hängt) wurde langsam beendet und irgendwann hörte das Herz auf zu schlagen. Hätte es vermutlich schon früher, wenn die Maschinen nicht gewesen wären. Am Tag, als sie umkippte, war ich nah bei ihr. Werd ich auch nimmer vergessen.
Es sind nach meiner Frau (1998) ja noch andere Verwandte (Mutter 1999, Oma 2003, Vater 2017) gestorben. Aber die Tode waren nicht so tragisch, weil da "die Reihenfolge" eingehalten worden ist. Eltern sollten halt vor Kindern sterben. Großeltern vor Eltern.
Ich habe meiner Frau in ihren letzten Minuten die Hand gehalten.
Ich finde das toll! Hätte ich auch gerne gehabt, aber war halt situationsbedingt nicht möglich. Ich denke, dass es Trost sein kann. Und nee: nicht unbedingt nur für den, der stirbt, sondern durchaus egoistisch gedacht, für den, der bleibt. Der sich sagen kann, dass er bis zur letzten Minute ausgehaart hat und einen schöneren Übergang in eine andere Welt ermöglichen konnte - geliebt bis zum Ende.
keine ahnung, bin ja noch nie g'storben! (zumindest weiß ich nix davon
)
Sollen wir das nun bedauern oder was? Magst bissl Schmäh ins ernste Thema bringen? Lies Kübler-Ross - da kannst es Dir uU vorstellen, wie es ist, auch ohne selbst die Erfahrung gemacht zu haben.
kann's nur im falle von krankheit beurteilen und da leide ich lieber für mich allein dahin!
Du kannst Krankheit nicht mit Tod vergleichen. Du bist da ähnlich wie meine Mutter: die verglich "Verlassen durch Tod" mit "Verlassen durch Scheidung" miteinander und kam zum Schluß, dass das eh gleich ist. Das ist es aber nicht. Wenn wer stirbt, ist jede Hoffnung verloren. Eine womöglich aufkeimende, eigene Wut läuft ins Leere.
Und es wird womöglich auch drauf ankommen, wie sich die Sterbesituation abspielt. Es ist sicher ein Unterschied, ob man in einem Zimmer, ruhig im Bett liegend stirbt oder in einem (Intensiv)Krankenzimmer an Schläuchen hängend oder in einem verunglückten Auto. Da spielt viel das eigene Bewußtsein der Situation mit. Und das ist bei vielen nicht mehr wirklich so vorhanden. Jedenfalls nicht, nach meinem Erleben.
denke mal dass beim sterbenden sein, dient oftmals mehr dem überlebenden für sein seelenheil als dem, der das zeitliche segnet!
Das mag schon sein. Aber wenn man als Sterbender geliebt hat, dann wird man diesen Trost gerne zu lassen. Die anderen müssen ja weiterleben auch und nicht nur bis zum eigenen Ende dahinsiechen.
Wir werns eh alle irgendwann selber erfahren.
Ja, das werden wir.
Ich glaube, mir ist es egal, ob dann jemand bei mir ist oder nicht. Ich weiß, dass ich zu Lebzeiten geliebt bin ergo dann auch wurde. Ich glaube nicht, dass ich irre bewusst mitbekomme, wenn ich sterbe. Aber vielleicht kann ich im letzten "Tun" noch jemand, den ich liebe, etwas Gutes tun, in dem ich dessen Hand halte, wenn ich sterbe.
Es ist nur Sichtweise. Meine eben.