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Verehrter Präsident,
vielleicht seid Ihr in Eile,
doch leset diese Zeile,
mit der mein Brief beginnt.
Mir werden da gebracht
die Militärpapiere,
dass in den Krieg marschiere
ich noch vor Mittwoch Nacht.
Herr Präsident, ich bin
gewiss nicht Mensch geworden,
um Menschen zu ermorden,
das macht doch keinen Sinn.
Ich will nicht provozier'n,
wenn ich Euch offen sage:
Der Krieg kommt nicht in Frage,
ich werde desertier’n!
All’ meine Brüder sind
gerannt in ihr Verderben,
ich sah den Vater sterben,
es weinte auch mein Kind.
Meine Mutter trug so schwer,
sie ist von ihren Sorgen
im Krieg verrückt geworden,
nun leidet sie nicht mehr.
Als ich gefangen war
sind sie ins Haus gekommen
und haben mir genommen,
die meine Liebe war.
Früh, wenn die Hähne kräh’n
will ich mein Bündel schnüren,
ein neues Leben führen
und auf die Straße geh’n.
Dann zieh’ ich ohne Ruh’
vom Norden in den Osten,
vom Süden in den Westen
und schrei’ den Leuten zu:
Verweigert den Befehl,
kämpft nicht in ihren Kriegen,
glaubt niemals ihren Lügen,
der Frieden wär’ ihr Ziel!
Ihr schwört im Parlament,
man müsse Blut vergießen,
so lasset eures fließen,
verehrter Präsident!
Jagt Ihr die Polizei
mir nach, so lasst sie grüßen,
sie könne auf mich schießen,
weil ich gefährlich sei!
(Boris Vion)