Wenn xenmai seinen Glauben in der geäußerten Form lebt, dann behindert er damit niemanden. In seiner sexuellen Entfaltung kann man nur durch den eigenen Glauben behindert werden, aber nicht dadurch, was andere glauben.
Mir ist demnach nicht ganz verständlich, warum gerade Menschen, welche kirchliche Lehren nicht ernst nehmen können, und die daher auch keinen Glauben haben, der sie einschränken könnte, sich jetzt durch den Glauben anderer Menschen eingeengt fühlen
Ich verstehe darüber hinaus aber genau so wenig, warum gerade die nicht gläubigen Menschen den Glaubenden immer nahelegen wollen, wie sie ihren Glauben richtig zu leben haben ...
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Ich möchte hier etwas verstärken, was FlicFlac gesagt hat: Uns "Ungläubigen" ist es im Prinzip wurscht, ob unsere Mitmenschen meinen, es müsse einen "Gott" geben. Ich missioniere sicher nicht zum Atheismus, das Missionieren überlass ich den Gläubigen (nicht hier im Forum, aber bei den Religionsgemeinschaften ist übrigens Missionieren ein wesentlicher Bestandteil ihrer Glaubensausübung).
Die Frage, ob vor der Zeugung und nach dem Tod etwas ist, ist sicher wesentlich, aber im Zusammenhang mit dem Thema "Sex und Glaube" nicht wichtig.
Aber: was im Alltagsleben in der Regel Gläubige von Nichtgläubigen unterscheidet, ist die Sexualmoral. Alle abrahamitischen Religionen gehen davon aus, dass "Sex in der Ehe" oder zumindest ständige sexuelle Treue das Um und Auf im Leben sind, und dass vor allem alle nicht-traditionellen Praktiken eine "Sünde" sind. In verschiedensten Abstufungen gilt das für alle Dinge, die in einer aufgeklärten Gesellschaft völlig normal, und für Beteiligte sogar befriedigend und schön sein kann: Onanie, Ehebruch, sexuelle Untreue, Homosexualität, Pornographie, Prostitution. Bis vor wenigen Jahrzehnten waren diese Dinge noch so sehr mit "Sünde" behaftet, dass die Gesellschaft das Strafrecht dagegen angewendet hat (bei Prostitution tut sie es z.T. heute noch, und in islamischen Ländern bei den meisten anderen Praktiken auch und zwar bis hin zum Capital Punishment).
Jetzt weiß ich schon, dass diese Dinge auch bei hiesigen Christen nicht mehr so heiß gegessen werden und zumindest die "heimliche" Ausübung oder Konsumation dieser Sexualpraktiken toleriert wird. Und dass wir darüberhinaus besonders hier im Erotikforum viele Leute haben, die sich für ihrem Glauben nur die Dinge von den Religionen nehmen, die ihnen taugen, die ihre "eigene Beziehung" zu einem "Gott" haben, der ihnen eh alles erlaubt, was schön ist, oder die sagen: "Ich lebe mit der christlichen Sexualmoral, aber was andere machen, ist mir egal, ich will sie nicht missionieren".
Das ist alles ein Fortschritt gegenüber dem Bestehen der "offiziellen" christlichen, orthodox-jüdischen oder islamischen Religionsgemeinschaften auf einem Sexualbild, das sich in nahöstlichen Stammes- und Hirtenkulturen vor 1200-3000 Jahren herausgebildet hat. Aber wie man auch an der hiesigen Diskussion sieht, ganz besonders schön an einigen Beiträgen von xenmai (schon mit FlicFlac diskutiert), lebt diese Sexualmoral auch in den Gläubigen meist weiter, die sich von den offiziösen Kirchenlehren ansonsten distanziert haben. "Die Dogmen sind trotzdem sinnvoll", sagte xenmai sinngemäß.
Die "Einengung" besteht daher - für mich und in dem in diesem Thread eigentlich vorgegebenen Thema "Sex und Glaube'" - darin, dass man im Alltagsleben ständig mit Menschen umgeben ist, die in der jüdisch-christlich-islamischen Sexualmoral nach wie vor gefangen sind, auch wenn sie anderen anscheinend ihre Freiheit lassen. Daher versucht man eben dort anzusetzen, wo diese Einstellung herkommt, und das ist dann eben häufig beim (Irr-)Glauben.
Und leider wird das Thema auch wieder aktueller durch die "Rückkehr" der Religionen, wie man sie weltweit feststellen kann, vor allem in der Version des Glaubens and die "wörtliche" Überlieferung der Heiligen Schriften. Bei uns noch abgeschwächt, aber neben der Einwanderung durch Moslems in Europa, machen sich in anderen Teilen (ganzer amerikanischer Kontinent, auch Asien) die evangelikalen Christen breit, für die "Sex vor der Ehe" eine der schwersten Sünden ist und die ihren jungen Leuten einreden, wie wichtig es ist "jungfräulich" in die Ehe zu gehen...