Es ist vollkommen wurscht was du sexy findest. Sie kann so aussehen und sein, wie sie will und sich damit auch sexy fühlen. Es braucht nicht permanent eine Bewertung von außen, sondern Mut, Rückenstärkung und Offenheit.
Da hast du schon recht. Der Widerspruch ist ja auch nicht gegen die Aussage, dass alle Leute für manche Leute sexy sind und jeder das Recht hat, sich sexy zu fühlen. Oder dass man sich mit Bewertungen zurückhalten sollte. (Ganz schuldlos sind wir da freilich alle nicht.)
Ich glaube nur nicht, dass die Kampagne das ausdrückt, und ich tue mir sehr schwer damit, zu glauben, dass es die Intention ist, das auszudrücken. Weil Werbung seit einem Jahrhundert damit arbeitet, Leuten - besonders auch Frauen - das Selbstbewusstsein abzugraben - und jetzt, plötzlich, simsalabim, soll es ganz anders sein, wir zeigen ein paar nicht ganz magere Models und sind schwuppsdiwupps die Sunny Boys der fortschrittlichsten aller Fortschrittlichkeiten. Sorry, das nehme ich denen einfach nicht so schnell ab.
Vielleicht sind wir einfach noch nicht so weit - ich habe meine Zweifel, dass wir es je sein werden, aber egal, wir werdens ja sehen.
Jedenfalls, das, was sie für mich ausdrücken, ist Trotz - das Gegenteil von Stärke, Mut und Selbstbewusstsein. Eine leere Behauptung von Stärke, ein Einfordern von "du musst mich sexy finden, sonst...!" (und insgeheim steckt in der Ellipse "sonst fühle ich mich schlecht") - Und das funktioniert nicht. Das ist höchst unattraktiv. Bei Männern wie Frauen. Und wem sonst auch immer.
Wenn du das Selbstbewusstsein hast, kannst du sicher auch mit Übergewicht oder im höheren Alter sexy wirken. Früher sagte man dann, "sie hat das gewisse Etwas".
Aber das kannst du nur selbst machen. Da hilft eben kein Fingerzeigen aufs Patriarchat und dass alle dir die Bestätigung schulden. Das ist elends viel harte Arbeit ohne Erfolgsgarantie. Da hilft es nicht, ein Model hinzustellen, das ein bissl Übergewicht hat, wenn das Model dann dasteht, als wollte es Menschen töten aus lauter Zorn und Beleidigtsein.
Das Fingerzeigen und Fordern ist nämlich genau eines: Trotz.
Danke. Ich habe jetzt endlich das Wort gefunden, das ich lange gesucht habe.