Sind wir übertechnisiert?

Andererseits bin ich auch nicht mehr besonders gesellig, direkter Kontakt mit Leuten ist irrsinnig anstrengend und nur sehr dosiert angenehm, generell fällt mir schriftliche Kommunikation leichter als verbale, weil's mir dann leichter fällt, zu große Nähe abzublocken

so waren meine letzten Jahre (aber ich war gut in Grepolis) und so ist es noch -leider ! An der Grenze zur Depression (welche Richtung auch immer) komme ich nicht wirklich aus der negativen Spirale ... mittlerweile macht nicht mal schreiben hier Spass (ja da freut eh viele)
 
Richtig, und die Entwicklung von "Beziehungen" bzw. generell der Kommunikation verkürzt sich enorm. Wenn du früher einen Brief bekommen hast, in dem dich irgendwas ärgert, hat es eine ganze Zeit gedauert, bis die Antwort geschrieben, zur Post gebracht und angekommen ist. In der Zeit [...] hat man den ursprünglich ärgerlichen Gedanken schon fast vergessen. :mrgreen:

In virtuellen Räumen läuft das anders, wenn eine Replik länger als 'nen halben Tag auf sich warten läßt, ist das Thema fast schon gestorben oder wird ärgerlich angemahnt. Gefühle scheinen sich dabei zu potenzieren (hab ich oft den Eindruck), ohne Rücksicht darauf, daß sie ja nur einseitig so wahrgenommen werden - das Gegenüber ist gesichtslos und zu einem Großteil nichts weiter als das, was man selbst hineinprojeziert.

Wirfst Du hier nicht Briefe und Foren in einen Topf?

Fuer E-Mail/Chat kann das ja durchaus Vorteile bringen, wenn sich die Kommunikation und damit Beziehung intensiviert - Missverstaendnisse gibt es auch bei persoenlichen Gespraechen, und bei schriftlicher Kommunikation muessen Emotionen natuerlich explizit umschrieben werden, da Koerpersprache fehlt. Ist das nicht der Fall oder werden als Substitut nur Smileys verwendet kommt es leichter zu Fehlinterpretationen.

Das Forum hat da mehr den Charakter eines Kaffeehauses (oder Stammtisches), wo bei Diskussionen die Emotionen leicht hochschwappen.
 
Wirfst Du hier nicht Briefe und Foren in einen Topf?

ich seh die trennung foren/chat/mail bezüglich der vorteile und problematik nicht so scharf getrennt wie du. ich kann auch mail quasi wie einen chat verwenden. kommt auf die leistungsfähigkeit der systeme an. mail/PN und forum haben eben den unterschied, dass das eine eine exklusive zweierkommunikation ist, das andere ein öffentlicher raum (da kann ich mit dem charakter des kaffeehauses durchaus was anfangen). chat wieder je nach desto ... ;)

vergessen wird in den öffentlichen räumen nur, dass ich als einzelner user dem forum keinen exklusiv vorgeschriebenen stil aufzwingen kann. wir benützen lediglich eine gemeinsame hausordnung (sofern exekutiert).

missverständnisse gerade im virtuellen raum sind legion. wie schon früher gesagt: in der orf-debatte kenn ich leute, die in wirklichkeit haargenau dasselbe meinen, aber so aneinander vorbeireden, dass sie sich in die haare kriegen. nicht einmal, dauernd. und die anderen rundherum zerkugeln sich darüber.
 
Man kennt ja diese SMS vom Mobilbetreiber, dass man x Euro für irgendwelche downgeloadeten Daten abgezogen kriegt (wobei man absolut nicht ahnt, welche Daten gemeint sind, geschweige denn, dass irgendwelche Übertragungen stattgefunden hätten, zumindest bewusst).

Nein, kenne ich nicht. Wenn einem so etwas passiert, sollte man sich tatsächlich überlegen, ob man sich diesen Dingen ausliefern will. Für andere sind die erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten durchaus eine Bereicherung. Telefonieren ist eine mögliche Kommunikationsform - wenn sie dir genügt passt das ja für dich. Mir genügt sie nicht.

Noch ein Hinweis: Facebook-Freunde können durchaus auch persönlich bekannt sein.
 
Papierbriefe haben auch andere Eigenheiten, die verloren gegangen sind.

Handgeschrieben erlauben sie kein Tipp-Ex ... sprich du kannst zumindest die Seite nochmal anfangen und dir genau überlegen, was du sagen willst.

Und damit erzwingen sie grundsätzlich mehr Sorgfalt.

Und wenn's der letzte Brief an die Freundin ist - hab ich viel, viel mehr Zeit zu überlegen, ob ich ihn abschick.

Ein SMS-Bezeihungsabbruch kann allein schon von daher kommen, dass ich nach der Sauferei von gestern so zittrige Finger hab. ;) und noch a bisserl desorientiert bin. :haha:
 
Wirfst Du hier nicht Briefe und Foren in einen Topf?

Fuer E-Mail/Chat kann das ja durchaus Vorteile bringen, wenn sich die Kommunikation und damit Beziehung intensiviert - Missverstaendnisse gibt es auch bei persoenlichen Gespraechen, und bei schriftlicher Kommunikation muessen Emotionen natuerlich explizit umschrieben werden, da Koerpersprache fehlt. Ist das nicht der Fall oder werden als Substitut nur Smileys verwendet kommt es leichter zu Fehlinterpretationen.


Nein, ich finde daß die Unterschiede schon gravierend sind. Die Umgebung, in der wir uns bewegungen, prägt auch die Kommunikation, die miteinander geführt wird.

Ich bin seit Ende der 90er ungefähr ziemlich aktiv in Foren, je nach Lebenslage mal intensiv, mal eher informativ (wenn's um Interessen wie Hobbys, Aquaristik o.ä. geht).

Die Art des Austauschs hat sich in dieser relativ kurzen Zeitspanne - sind ja grad mal 15 Jahre - gewaltig verändert, das, was die Leute suchen, auch. Vor 15 Jahren war's noch eher Gimmick, als üblichen Gruß "LG" unter einen Text zu setzen (empfinde ich weder lieb noch respektvoll), Schreibfehler werden mittlerweile eher hingenommen (nein, ich finde es NICHT angenehm, alles in Kleinbuchstaben zu lesen, wenn's nicht gerade als Stilmittel in einem Gedicht verwendet wird),
die Wege zueinander werden "verkürzter" (wenn ich mich früher verabredet habe, wurde das meist ein paar Tage vorher abgemacht und es war grob unzuverlässig, kurzfristig ohne triftigen Grund abzusagen. Heute, wo die Ankunft in 7 Minuten zu Hause via SMS oder Mobilfon angekündigt, Verabredungen verschoben, vergessene Dinge auf der Einkaufsliste auch noch dem Liebsten in den Supermarkt mitgeteilt werden können, hat sich auch das Verhalten angepaßt.

Finde ich nicht grundsätzlich schlecht, allerdings: wenn man da nicht reingewachsen ist, wird die Entfernung zwischen denjenigen, die sich in "vertrauter" Kommunikationsform befinden, zu denen, die sich da einer Neuerung anpassen, doch größer, würd ich meinen.

Hat alles seine Vorzüge und Nachteile.

Weil Facebook genannt wurde: da empfand ich's als besonders deutlich sichtbar, was auch für andere Plattformen gilt. Man kann Kontakte zu realen Freunden halten. Oder feststellen: wenn Facebook genutzt wird, um viele Kontakte zu halten, damit aber einhergeht, daß man sich die Mühe des persönlicheren Kontaktes damit erspart, weil's uneffektiv wird, dann tritt für mich damit schon deutlich zutage, daß über solche Verbindungen heutzutage bei weitem ein geringerer Konsens besteht, wie er früher unausgesprochen galt. Beispiel Eintrag auf Profilseite, als Rund-SMS oder Eintrag auf Facebook: "Ich wünsche euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest".

Wäre früher allenfalls als Werbeplakat vor Geschäften akzeptabel gewesen.
 
Noch ein Hinweis: Facebook-Freunde können durchaus auch persönlich bekannt sein.

hab grad nachgezählt: von 113 facebook-freunden kenn ich 101 wirklich auch von angesicht zu angesicht. zähl ich ehepartner, die sich angehängt haben, organisationen und leut dazu, mit denen ich wirklich auch so engeren kontakt pflege, dann komm ich auf fast 100 prozent.

facebook: eigentlich bin ich dort nur reingegangen, um zu meinen töchtern auf ihren oft extremeren reisen laufenden kontakt zu haben. denn dort war das posting "ich bin da oder dort - und es geht mir gut!" weit schneller zu finden, als eine sonstige nachricht für daheim.

und heute verwende ich es auch (wie andere foren, kommentarseiten und netzwerke) zum multiplizieren von dingen, die in einer längst nicht mehr freien und kritischen presse nicht mehr untergebracht werden können. tragisch, aber leider die beweisbare wahrheit!
 
Sind wir übertechnisiert?

weiß nicht, ob es im sinn der TE ist, aber das thema gehörert auch auf die restliche technisierung ausgeweitet - wo wir nicht nur vieles an schmarrn haben, ohne den wir eigentlich auch ganz gut auskämen (der aber z.b. energie verbraucht) - und wo wir eigentlich fast alles an geschaffenem, das auf fossilen energieträgern und knapp werdenden rohstoffen beruht, dringend umgestalten oder rückbauen müssen. und das ist wirklich fast alles!
 
eute ab 40 haben da schon eher Hemmungen sowas zu nutzen - man könnte ja etwas kaputtmachen oder fälschlicherweise kaufen etc. (ab 40 is jetzt der persönliche Eindruck .g.)

ned nur dass amazon eh schon im schleudern is! jetzt haust die geschäftsstrategie von tchibo, zalando, otto und alles für die hausfrau aaa no zsamm!

kaaa wunder, dass die konjunktur den bach runter geht - und an allem is nur die verzehren .... ääääh .... verzaaahn .... wurscht ... schuld!

:grantig:
 
Ich nutze Technik gerne, aber nur, wenn sie simpel zu bedienen ist.
Könnt' ich von mir jetzt nicht sagen. Bislang hab' ich noch alles erlernt, was gebraucht wurde. Aber dennoch bin ich bei der Nutzung eher sparsam, weil ich genau überlege, ob ich's brauche oder nicht. Das meiste brauche ich nicht.

Auch möchte ich ungern erleben, dass sich meine Freunde und Bekannten mich nicht mehr ohne Handy in der Hand oder am Ohr vorstellen können. ;)
 
Tja, als Taschenlampe kann ich's benutzen, dafür isses allerdings a bisserl unhandlich.

Und viele andere nützliche Funktionen wie Uhr, Wecker, Strasse suchen, Adressbuch, Google und endlich mal als Mann auch SMS verschicken zu können (wegen der großen Tastatur).
Nur auf diverse Apps verzichte ich, weil mir die nicht sicher genug sind.
 
Des weiteren weiß ich mit dem technischen Schnickschnack umzugehen. Leute ab 40 haben da schon eher Hemmungen sowas zu nutzen - man könnte ja etwas kaputtmachen oder fälschlicherweise kaufen etc. (ab 40 is jetzt der persönliche Eindruck .g.)
Also ich bin da völlig hemmungslos, obwohl ich schon 40 bin. :mrgreen: Mag bei mir daran liegen, daß es für mich gleichermaßen Hobby und Beruf ist. Ohne Smartphone, Notebook und Computer fühle ich mich manchmal irgendwie "nackt".

Aus "sozialen" Netzwerken wie Facebook und wer-kennt-wen bin ich mittlerweile ausgestiegen, da ich darin für mich keinen Nutzen sehe, und für mich ganz persönlich genau an dieser Stelle der "IT-technische Overkill" beginnt.
 
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