Dass solche Daten aber ohne gesetzliche Grundlage einfach mal so von einer Firma an den Staat weitergegeben werden halte ich für fragwürdig. Ich hielte das schon für fragwürdig wenn es dazu eine Aufforderung des Staates gäbe, so aber im vorauseilenden Gehorsam den Datenschutz auszuhebeln, halte ich für skandalös.
War ja auch mein erster Gedanke und das ist der Punkt, an dem ich inzwischen meine Zweifel habe.
Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, nur so viel: wir arbeiten in einem Gewerbe, in dem massenhaft Daten verarbeitet werden. Selbstverständlich sind da hohe Standards einzuhalten, was die Sicherheit dieser Daten angeht. Aber: diese Daten so zu anonymisieren, daß daraus keine Rückschlüsse mehr auf die Daten eines einzelnen gezogen werden können, ist möglich und wird gemacht. Und diese anonymisierten Daten weiterzugeben, um damit statistische Auswertungen erstellen zu können, ist nicht verboten.
Wenn also die Telekommunikationsunternehmen solche Profile - beispielsweise, indem die dazugehörenden Telefonnummern bzw. die Besitzer derselben - anonymisiert worden sind, dann ist die Weitergabe nicht mehr ohne gesetzliche Grundlage und auch keine Aushebelung des Datenschutzes.
Daß das Ganze mit Skepsis betrachtet werden kann: nachvollziehbar. Daß das Vertrauen in die Datensicherheit bei vielen nicht da ist ist angesichts der in den vergangenen Jahren publik gewordenen Skandale klar.
Und da sehe ich einen fast unlösbaren Konflikt, denn einerseits ist mir bewußt, daß es ohnehin schon mittlerweile nicht mehr realistisch ist zu glauben, man sei als einzelner Bürger in irgend einer Weise nicht "sichtbar" - ob Bankdaten, Krankenversicherungsdaten, Steuerdaten, Bewegungsdaten via google, die Nutzung von Alexa, Siri & Co. usw. oder auch nur die Nutzung des eigenen PCs mit all den Spuren, die wir im Netz hinterlassen... das macht ein mulmiges Gefühl, ganz klar. Je weniger ich Ahnung von der Materie habe (ich hab wirklich wenig Ahnung, ich bin in solchen Sachen ein ziemlicher Trottel) umso mulmiger ist mir. Trotzdem: pauschal von Mißbrauch auszugehen, weil ich Dinge nicht verstehe, halte ich insofern für verkehrt, weil man dann letzten Endes in so eine Art paranoide Falle gerät, die zwar Angst macht, gegen die man aber nicht wirklich was machen kann.
In Zeiten wie jetzt, wo wir global mit einer Krankheit zu kämpfen haben, deren Auswirkungen uns jetzt und wohl auch noch eine ganze Weile in der Zukunft beschäftigen wird, ist aber nichts so fatal, als Mißtrauen in die Maßnahmen derjenigen, die aktiv an der Bekämpfung beteiligt sind, auch noch aufzubauschen. Soll heißen: natürlich muß kritisch hinterfragt werden, dafür sind Presseorgane da. Nur: es reicht nicht, einfach zu schreiben, daß Daten weitergegeben wurden. Es muß sauber recherchiert werden, es muß geprüft werden, ob da wirklich Illegales stattgefunden hat oder ob diese Datenweitergabe rechtlich in Ordnung und auch sinnvoll war, um weitere Maßnahmen im Kampf gegen das (den?) Virus treffen zu können.
Kaum was ist gefährlicher, als wenn die eh schon angespannte Bevölkerung auch noch anfängt zu zweifeln, ob da "alles mit rechten Dingen" zugeht.