Ich denke wenn es zu einer Konfrontation kommt, ist es schon zu spät.
Wenn etwas entsteht, muss ein Bedürfnis kommuniziert werden, so halten meine Frau und ich das.
Kommunizieren ist das eine, Kompromise finden, aufeinander zugehen wollen... danach folgt die Handlung. Auch da kann man in Vorhinen abklären, was jeder so brauch um in die Handlung zu kommen. Wenn keine Handlungen folgen, kann man nochmals in die Kommunikation gehen. Nochmals abstecken, neue Lösungsansätze suchen etc. Das ganze x mal wiederholen und wenn dann immer noch keine Handlung folgt, die die Bedürfnisse der Beteiligten Personen abdecken mögen, dann wirds irgendwann zum Konflikt... oder man resigniert, was aber ein innerer Konflikt bedeuten kann und sich anderswo zeigen kann (zB durch Stellvertreterprobleme).
Deine Frau und du haben sich gefunden. Ihr passt zusammen. Punkt

Andere Paare müssen sich zwischendurch ordentlich fetzen und dann gehts auch wieder. Passt dann auch zusammen. Andere finden erst durch etliche Auseinandersetzungen eine passende Konfliktstrategie, andere findens nie. Manchmal ist die Lösung dann halt auch einfach die Trennung.
Du darfst aber nicht davon ausgehen, dass sich Deine Erregung nicht auch auf Dein Gegenüber überträgt, Menschen neigen dazu zu spiegeln.
Das stimmt natürlich. Und auch ich kann ins spiegeln geraten, was auch nicht nur negativ sein muss sondern auch manchmal nötig ist. Ich diskutiere zB mit meinem verbleibenden Mitbewohner anders, als mit dem Vater meiner Tochter. Beim Mitbewohner muss ich relativ einen harten und klaren Ton ansetzen. Lange Diskusionen gehen nicht.
Beispiel: Er ruft um 11Uhr in der Nacht an, ob ich ihn von xy abholen könnte.
Kommunikatinsvariante 1 Mitbewohner: Vergiss es, kein Bock. Du hast noch ne Verbindung und sonst gibt es Taxis, das schaffst du, tschüss.
Kommunikationsvariante 2 Vater von Tochter:
Sorry, aber das ist jetzt grad unpassend. Ich muss morgen sehr früh raus und muss wirklich fit sein, weil ein wichtiges Gespräch ansteht. Hast du noch eine Verbindung?...
Würde ich mit meinem Mitbewohner mit Variante 2 kommunizieren, tät er mich erst überreden wollen, wenn das nicht geht mir ein schlechtes Gewissen einreden versuchen, wenn das nicht geht, wütend werden und sich reinsteigern und hätte dabei die letzte Verbindung verpasst.
Mit der ersten Variante weiss er sofort was Sache ist. Er ist sich solch eine Kommunikation gewohnt und auch er kommuniziert so scharf.
Das ist zwar ein Beispiel von gezielter Spiegelung. Aber natürlich kann auch ich mal kontraproduktiv spiegeln, allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn wer anfängt zu schreien, unkontrolliert wird, fange ich sicher nicht auch noch an zu toben. Das ist dann eben auch für mich der Moment, den Rückzug anzusetzen
Spiegeln ist aber manchmal gar nicht so verkehrt und bedürfnis und lösungsorientierte Kommunikation nicht jedermanns(frau) Sache und führt auch nicht immer zu beidseitigen Lösung (drum scheitert die "Wohlfühlpädagogik" bei einigen Kindern auch komplett), weil nicht selten die Lösungsansätze vom lösungsorientierten Part ausgehen und man so die Selbstbestimmung des anderen untergräbt ihn eigentlich Lösungen nur aufzwingt. Das kann nie die Lösung sein, das ist Manipulation. Dann lieber klar :"So nicht, da habe ich kein Bock drauf" im harten Ton. Ist ehrlich und autentischer und den anderen befähigt es selbst zu überlegen, ob er jetzt möchte, dass ich weiterhin kein Bock darauf habe oder nicht. Da spielt dann erst die Beziehung und wie eng sie ist mitrein. Ich habe das beim "Bad" Problem zB zu spät erkannt, weil er eigentlich nie auf grobe Konfrontation aus war und ich entsprechend auch sanft unterwegs war.
Schwierig, warum ist das so?
Es ist eine Tendenz von mir. Dafür gibt es zwei Gründe. 1. Neige ich dazu den Rückzug als persönliche Abwertung und nicht ernstnehmen der Probleme zu werten, was mich sauer machen kann (allerdings habe ich mich da auch weiterentwickelt und muss es heute nicht mehr so auffassen) 2. Brauche ich eher die Perspektive des anderen, um ihn zu verstehen und ihn zu fühlen. Das geht für mich einfach am besten, wenn das Gegenüber kommuniziert mit mir, auch wenn diese Kommunikation in dem Moment härter und schärfer ist. Da zumindest ich in der Kommunikation sehr wendig und meist bewusst bin und eigentlich überbordende Streitereien hasse, gehe ich nicht oder verharre zumindest nicht in Anschuldigungen oder Schuldzuweisungen. Auch bin ich mitlerweile bezüglich Kommunikation profesionell geschult und habe viel Übung darin und kann bei einer drohenden Eskalation wirklich bewusst umschalten.
Einfach gesagt, es ist vielleicht falsch ausgedrückt, dass ich wegen Grund 2 wirklich wütender werde aber ich bevorzuge direkte und möglichst unverfälschte "Daten", um mein Gegenüber einschätzen und entsprechend sinnvoll reagieren zu können.
Ich kann natürlich bei einem Auslöser schon auch auf Rückzug gehen, aber was passiert dann? Ich analysiere für mich selbst, was den anderen zu dem oder jenem veranlasst hat. Warum kann ich das nicht gleich direkt fragen? Seine Meinung ist mir eigentlich lieber, als dass ich ev irgendwas falsches hineininterpretiere. Ich mag das gemeinsam lösen. Es geht für mich aber absolut in Ordnung (und wie gesagt, manchmal initiere gar ich diesen Rückzug, wenn ich merk dass mein Gegenüber jetzt wirklich nicht mehr bei Sinnen ist), wenn wer, wie bei euch, etwas Zeit braucht. 15min - 30min sind ja nichts. Von mir aus auch mehrere Stunden ok aber dann bitte reden und ich schätze es sehr, wenn dieses reden dann auch vom anderen Part angefangen wird, weil ich niemanden zur Kommunikation zwingen will. Es muss ihm auch ein Anliegen sein.
Nehmen wir nochmals das Beispiel Bad. Ich spreche ihn darauf an. Er geht defakto sofort in Rückzug, kommunikativ und dann physisch in dem er raus geht zum wandern. Er kommt Nachhause, tut so als wäre nichts gewesen. Natürlich könnte ich ihn nochmals darauf ansprechen, aber da gibts dann auch eine Hürde in mir drin, wenn er zuvor schon so abweisend reagiert hat (und man sich da schon länger im Kreis dreht). Nicht zu kommunizieren, ist auch Kommunikation. Bei mir bewirkt das aber, dass sich die Dinge dann wirklich aufstauen können. Das wär dann Grund Nr 3 warum ich mit Nichtkommunikation nicht umgehen kann und wütender werden kann.
So gsehen, dass einzige an der Nichtkommunikation, dass mich heute noch wütender machen kann, ist wenn keine Kommunikation (mehr) stattfinden kann.
Ich behaupte, dass das annähernd jeder braucht. Selbstwahrnehmung verändert sich mit dem Gefühlszustand.
Wenn man nur annimmt, dass erhöhte Gefühlszustände in Kampf oder Flucht münden. Erhöhte Gefühlszustände = erhöhte Agression = unschöne Wörter und Beschuldigung. Mag bei vielen so sein. Bei mir erhöhte: Gefühlslage = ungutes Gefühl = Lösungen finden wollen. Andere nutzen die Energie um in den Kampf zu gehen, andere um Lösungen zu generieren.
Ein kleines Beispiel, wiedermal die Mutter meiner Kinder. Die ist immer mit allem rausgeplatzt. Und selbst wenn sie halbwegs entspannt war, hatte sie einen Ton drauf der bei mir einfach nur einen Aufmerksamkeitsabbruch ausgelöst hat, da hab ich ganz automatisch auf Durchzug geschaltet. Ich habe ihr oftmals und immer wieder versucht das zu erklären, sie meinte aber immer, dass sie ja eh ruhig und nett mit mir reden würde.
Hier will ich nur anmerken, dass Frauenstimmen aufgrund ihrer höheren Tonlage oft eine andere Wirkung haben als Männerstimmen auch wenn beide das gleiche in etwa der gleichen Schärfe sagen. Bei Männern wirkts eher bestimmt, bei Frauen eher hysterisch.
Muss jetzt nicht umbedingt mit deiner Erfahrung zu tun haben. Es soll aber jedem bewusst sein.
Ich selbst hab relatív am Beginn unserer Beziehung schwer an mir gezweifelt und bin einige Zeit in Psychotherapie gegangen. Mit dem Mann, der war auch Mediator, habe ich, nachdem er meinte ich brauche keine Therapie sondern vernünftige Werkzeuge, begonnen, Konflikttraining und Deeskalationstraining zu machen. Diese Rollenspiele haben wir oft aufgezeichnet, er hat am Ende gefragt welchen Eindruck ich vom Klang und dem Ton meiner Stimme habe. Und dann hat er mich lange Zeit eines Besseren belehrt. Irgendwann konnte ich grob einschätzen wieich klang, hatte aber vor allem ganz viele Ich Botschaften, das Vermeiden von warum, aber und anderen Triggerwörtern und das Abfragen ihrer Bedürfnisse in solchen Gesprächen gelernt und es gelang mir immer öfter sie, wenn schon nicht zu einer Konfliktlösung zu bewegen, dann zumindest sie zu beruhigen.
Irgendwann hab ich in so einer Situation, ohne das sie es bemerkte, ihren (für sie ruhigen) Monolog und meinen Versuch des Gespråchs mit meinem Telefon mitgeschnitten. Zwei oder drei Stunden später, sie zwei Promille dichter, für mich gefühlt 10 Öfen später, als sie wieder halbwegs entspannt war, hab ich dann auf Play gedrückt und sie hat ganz große Augen bekommen.
Erst als sie sich selbst von Außen hörte hat sie erkannt, warum dieser Automatismus bei mir ausgelöst wurde.
Ähnlich wie ich, jahre zuvor im Training, hatte sie einen vollkommen anderen Eindruck von sich selbst, wie er nach Außen angekommen ist.
Das war recht an Ende unserer Beziehung, manchmal denke ich, dass ich sie früher damit konfrontieren hätte müssen. Aber da sie ja grundsätzlich ein Problem mit Impulskontrolle hat, hätte das auch wenig genützt.
Du sagst, du warst bei einem Mentor wodurch deine Kommunikation sich verbessert hat. Hat sie das für sich ausgeschlagen? Wäre sie kognitiv überhaupt in der Lage gewesen zu erkennen? (Weil schlussendlich schadet sie mit ihrem Verhalten sich selbst am meisten). Mit Bewusstsein von bestimmten Mechanismen der menschlichen Kommunikation lässt sich grad bei einer impulsiverem Kommunikationsmuster viel machen. Jedenfalls war das bei mir so. Als Jugendliche war ich auch noch schnell auf 180 oben und sehr konfrontativ. Impulskontrolle eh immer ein Thema bei mir gewesen. Nun gönne ich mir da wo möglich, meine Ausschweifungen (oh, Eichhörnchen) und da wo nötig gehe ich in Kontrolle. Mit der Zeit geht das automatisch, weils das Leben wirklich einfacher macht und sich das Hirn das merkt
Wenn du bisher hauptsächlich solche Partner hattest, solltest Du Dein Beuteschema überdenken, aber das hatten wir schon

.
Oh ich hatte schon queerfeldein Partner in diesem Sinne ohne klaren Muster. Der eine kommunikativ manipulativ, der andere kommunikativ rational, ein anderer kommunikativ impulsiv und noch ein anderer kommunikativ vermeidend. Es geht gar nicht nur um Partner, die so handeln
Ich selbst brauche diesen Abstand, und das können 30 Minuten sein, um mich auch in den anderen einfühlen zu können. Sonst kann ich ja auch kein Verständnis entwickeln.
Wenn daraus wirklich Verständnis resultiert, super.
Nach annähernd einem Jahr Konflikttraining und zahlreichen entsprechenden Gesprächen und der Erfahrung meiner Frau, die ebenfalls Mediatorin sage ich dazu, nein.
Es mag sein das Du das Gefühl hast das es so ist, es mag sogar sein, dass Du wirklich so drauf bist, das kann ich nicht sagen weil ich Dich nicht kenne. Die Erfahrung ist, dass die meisten Menschen in emotional geprägten Zuständen ihre Wahrnehmung extrem verfärben.
Alkohol und Kindermund tut Wahrheit kund.
Der Affekt auch

Ich sage, es gibt zwei Gründe, warum Leute sich scheuen im Affekt zu reden 1. Weil sie verletzend sein könnten, was sie nicht wollen 2. Um ihr Image zu wahren. Wenn eine im Affekt sagt: "Ich würde lieber den jungen Nachbarn vögeln als dich" dann wird das nicht so komplett aus dem nichts kommen. Die Phantasie wird wohl irgendwo mal dagewesen sein.
Das ist selbst hier, wo schriftlich kommuniziert wird schön zu verfolgen.
Erst gestern wurde ein Thread gelöscht (ATV, Geschäft mit der Liebe) der das wunderbar aufgzeigt hat.
Irgendwann kommt man bei den Menschen nicht mehr durch und umso emotionaler sie sind, desto schwieriger wird es.
Ja, immer wieder spannend, wie sich sowas aufschaukeln kann. Aber grad hier, bei Leuten die sich aufeinander eingeschossen haben, sehe ich selten einen abkühlenden Effekt, wenn die mal einen Tag zwei (oder gar mehrere Monate) sich nicht über den Weg gestolpert sind.
Wenn ich in einem Haus sitze das von oben mit Wasser besprüht wird und aus dem Fenster schaue, werde ich denken es regnet. Wenn zwei Leute in diesem Haus sitzen ist die Chance groß das beide glauben es würde regnen.
Sitzen sie 30 Meter neben dem Haus und beobachten die Szenerie von Außen, erkennen sie die Situation wie sie wirklich ist.
Ich meine man braucht diesen Absgand immer, wenn man wirklich lösungsorientiert Arbeiten will.
Ja das stimmt. Aber Abstand generiert man nicht automatisch, in dem man sich Zeit lässt. Dazu braucht es Reflektionsvermögen und Wissen, um gewisse Mechanismen überhaupt erkennen zu können. Hat man dieses Wissen, ist man bereits im Konflikt selbst bewusster und somit automatisch schon mehr auf Abstand.
Allerdings lösungsorientiert zu sein alleine nützt oft nichts, wenn ein wichtiger Punkt fehlt. Das Bedürfnis die Beziehung aufrecht zu erhalten, nein das Bedürfnis die Beziehung im Guten zu erhalten zu wollen und das muss von beiden Seiten ehrlich da sein. Drum können sich auch Paare ohne gezielt bedürfnisorientiert diskutieren zu können immer wieder finden, weil sie es auch wollen und den andern auch wirklich gerne haben.
Und ein weiterer Punkt, grad wenn nur ein Part bedürfnisorientiert kommunizieret und dieses Wissen hat, diesen Abstand generieren kann, läuft man auch mal Gefahr, dass man vom Gegenüber als Mensch mit echten Bedürfnissen nicht mehr wahrgenommen wird. Wenn ich in einem Konflikt in der Schule so typische Sachen frage wie: "wie geht es jetzt dir damit - habe ich dich richtig verstanden, dass... - das macht mich wütend weil.. (und das noch mit einer ruhigen Stimme gesagt) - du siehst das so, ich so. wie könnten wir eine Lösung finden? ect..." komme ich bei den meisten Kindern durch, aber hie und da gibt es gewifte, die mir den Vogel zeigen und meinen: "Sorry Frau K., aber mit diesem Psychoscheiss müssen sie mir jetzt nicht kommen". Und weisst du, sie haben recht. Ich hät mich so auch nicht ernstgenommen gefühlt, denn ich spul ein erlenters Programm ab, gehe mit meinen Gefühlen auf Abstand. Das kann eine echte Beziehung auch stören und in ein Ungleichgewicht bringen. Wenn beide das Prinzip von bedürfnisorientierter Kommunikation kennen, kein Problem. Dann ist man auf Augenhöhe. Wenn einer das nicht kennt und nicht darin geübt ist, kanns nach hinten los gehen.
Drum gönn ich mir grad auch im Privaten mal die ungezwungere Art, Bedürfnise zu vermitteln. Ohne Ich-Botschaften, mit triggerwörter (immer du) und hie und da gibts auch mal einen unbedachten Vorwurf. Ich bin kein Roboter und will auch nicht so funktionieren, ganz bewusst.
Nicht umsonst besteht Mediation zu einem großen Teil daraus, Emotionen in Bedürfnisse zu Übersetzen. Wer das nicht schafft ist ein schlechter Mediator.
Und wer seine Bedürfnisse nicht so kommunizieren kann, dass sie der Andere auch als Bedürfnisse und nicht als Vorwurf oder Kritik versteht, wird sein Leben lang die selben Probleme haben.
Das ist mir auch zu einseitig betrachtet. Wer bei Ungereimtheiten Kritik nicht auch mal ertragen kann, wird auch so seine Probleme haben im Leben. Ich muss verbal nicht alle um mich ständig in Watte packen. Und wer ein: "verdammt nochmal, jetzt mach mal das verfickte Badezimmer" nach vier Wochen Aufschub nicht versteht, wirds auch mit bedürfnisorientierter Kommunikation nicht verstehen
