"Vielleicht sollten Beziehungen mehr auf Sehnsucht, denn auf Gewohnheit ausgerichtet sein" A. Schnit

Was ist Sehnsucht:

genau das ist der springende punkt!
  • mehr von dem - nicht genug bekommen?
  • verlorenes wieder genießen wollen?
  • dringender wunsch nach veränderung?
  • alles haben wollen?
  • oder undefiniert/diffus, das was man nicht hat?
  • weiter wachsen und sich entwickeln wollen?
  • angst, etwas zu versäumen?
  • etc. etc.
Und Gewöhnung:
Kann auch positiv besetzt werden

jepp, kann es - aber da würde ich eher die "vertrautheit" (o.ä.) an diese stelle setzen.
 
Ich zitiere mich zwar nicht gerne selbst, aber ich habe schon einmal versucht für zu beschreiben, was Sehnsucht für mich bedeutet:

Sehnsucht ist für mich tatsächlich ein tiefes innerliches und fast schon schmerzhaftes Gefühl. Dieses Gefühl kommt bei mit hauptsächlich in Zusammenhang mit Menschen die ich liebe oder wenn ich an Erlebtes denke, dass besondere Emotionen in mir hervorgerufen hat, auf. Begleitet ist die Sehnsucht immer von dem Wissen darüber, dass das Ersehnte für den Moment nichts Erreich- oder Erfüllbares ist.
Unter dieser Prämisse ist Sehnsucht für mich nicht stillbar - selbst wenn sich der dahinterstehende Wunsch zu einem späteren Zeitpunkt erfüllt. Ist sehr schwer in Worte zu fassen.

Aber ich denke wie @Mitglied #164359 es beschreibt, wird es wohl am Ende einen bisschen was von allem sein...
 
Ich habe keine Theorien zum Thema, ebenso würde ich nie über meine Partnerschaft schwadronieren oder meine Liebe. Entweder es funktioniert, dann brauche ich keine Bestätigung im Außen, dass die Liebe toll ist oder es hapert, dann weiß ich das genauso. That's it.
Was für die Leute wichtig, wesentlich oder vollkommen blunzn ist, werden sie im Zuge ihrer Entwicklung und aufgrund persönlicher Erfahrungen festlegen, aber sich dabei sicherlich weder an Schnitzler orientieren, noch an den Nachbarn. In Wahrheit wursteln wir uns alle mehr oder weniger erfolgreich durchs Leben und unsere Beziehungen und je salbungsvoller die Leute schwafeln, umso weniger glaubwürdiger sind sie für mich, dafür aber sicherlich leidenschaftliche Theoretiker.:)
 
Und Gewöhnung:
Kann auch positiv besetzt werden, wie Heimat, verwurzelt sein, wo Dazugehören
Gewöhnung bietet viel Sicherheit und ich sehe es auch durchaus positiv besetzt. Das Gefühl angekommen zu sein ... und bleiben zu können wo das Herz zu Hause ist. Das ist ein wunderschönes Gefühl!
Gleichzeitig ist mMn auch die Gefahr groß, dass die Gewöhnung zur Selbstverständlichkeit wird ... ich bin mir meiner Partnerschaft sicher, also muss ich mich nicht bemühen sie noch immer aufregend zu halten. Das ist jedenfalls meine Beobachtung, wenn ich mir Pärchen anschaue, die lange/länger zusammen sind.

Für mich bedeutet Sehnsucht, mich zu jemand oder etwas hingezogen zu fühlen. Ich denke aber, dass Sehnsucht in der ureigenen Definition einhergeht mit Distanz. Man sehnt, was man nicht/schwer/selten erreichen kann und das Sehnen wird zur Sehnsucht.
In der Liebe heißt das meiner Meinung nach, dass wenn ich nach meinem Partner Sehnsucht habe, so er einmal abwesend, ich ihn tatsächlich begehre, mich seine Nähe fasziniert und ich noch immer auf diesen Menschen neugierig bin. Sonst könnte kein Sehnen, geschweige Sehnsucht, vorhanden sein.
Schön gesagt! Empfinde ich auch so.
Es ist eine Art vom unbändigen Hungern, wie wenn man physischen Hunger hat und den ganzen Tag nichts zum Essen bekommt. Und wenn man endlich eine Speise vor sich liegen hat, dann muss dieser Hunger schnell gesättigt werden.
Ein Gedicht (Nähe des Geliebten) von Goethe beschreibt mMn das Gefühl der Sehnsucht perfekt ... und ja, er kommt ganz ohne Essen als Metapher aus :D

Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh' ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O, wärst du da!

 
Und grade die Literatur, die Kunst und va auch die Musik ist und war schon immer voll von Sehnsucht nach einer bestimmten geliebten Person, etwas, was diese Geliebte Person auch ein wenig verklärt erscheinen lässt.
Natürlich verkürzen in der Jetztzeit die modernen Medien jegliche räumliche Distanz , und wir können Zeiten der räumlichen Trennung viel leichter überbrücken als früher, als man noch auf einen Brief warten musste.;)
 
hm... ich finde ja alles was mit 'sucht' zu tun hat, nicht besonders anstrebenswert.
denn sucht ist aus meiner perspektive das gegenteil von selbstbestimmtheit.

und ad 'gewohnheit': das klingt in dem zitat so nach selbstverständlichkeit und das muss es nicht sein,
auch wenn etwas alltäglich ist.
 
hm... ich finde ja alles was mit 'sucht' zu tun hat, nicht besonders anstrebenswert.
denn sucht ist aus meiner perspektive das gegenteil von selbstbestimmtheit.

und ad 'gewohnheit': das klingt in dem zitat so nach selbstverständlichkeit und das muss es nicht sein,
auch wenn etwas alltäglich ist.

Aber die Sehnsucht ist ja, wiewohl das Wort Sucht darin enthalten ist, etwas sehr positiv besetztes. Es ist ja auch das Sehnen, Wollen, Begehren enthalten. Und eine gewisses Wehmut. Wie im Fernweh. Die Sehnsucht ist, so meine Meinung, eher ein Sehnweh, nicht unbedingt eine Sucht. Wie das Heimweh oder das Fernweh drückt für mich die Sehnsucht eher Verlust und den Willen zur Umkehr dieses Verlustes aus.
Aber natürlich kann die Sehnsucht zur Obsession und damit krankhaft werden. Dann ist jedenfalls von Sucht zu sprechen.
 
A. Schnitzler
Dieses Zitat ist mir heute untergekommen und hat mich dazu inspiriert, Eure Meinung dazu zu erfragen.
Darüberhinaus wirft es auch angesichts anderer Threads verschiedene Fragen auf, wie:
Ist Abstandhalten ein größerer Garant, die Liebe (und auch den Sex) zu erhalten ?
Ist ein harmonischer Alltag unvereinbar mit dauerhaft aufregendem Sex?
Ist die " Gewöhnung" die Formel für "eingeschlafene Gefühle".
Kann es eine dauerhafte " Verliebtheit" sprich "Sex wie in der Anfangszeit" überhaupt geben ?
Offenbar sind Themen wie diese den Menschen immanent , wenn sich auch schon Schnitzler vor mehr als 100 Jahren damit beschäftigte ;););)

Schnitzler und seine "süssen Mädeln" ... ;)

1. Ich glaube nicht, dass Abstandhalten irgendetwas garantiert. Ob man sich die Liebe erhalten kann, bzw. es schafft, die erste Verliebtheit in eine dauerhafte Liebe umzuwandeln, hängt meiner Meinung nach nicht von der räumlichen Distanz zueinander ab. Zu unwägbar sind die Randfaktoren. Wenn man sich längere Zeit nicht sieht, steigt auf der einen Seite die Sehnsucht nach einander, andererseits sehe ich auch die Gefahr der Gewöhnung ans Allein sein, und das würde der gesteigerten Lust aufeinander wohl irgendwann mal abträglich sein.

2. Der Sex ist dann aufregend, wenn er neu ist. Neuer Partner, neue Gefühle, neue Lust. Im Laufe der Beziehung entscheidet man dann gemeinsam, "was geht", und erklärt das zum Tabu, was gemeinsam nicht geht. Das, was übrig bleibt, ist der Rest, und das ist dann der gemeinsame Sex nach Jahren des Zusammenlebens (dieser Gedankengang ist nicht von mir, sondern von einem amerikanischen Sexualtherapeuten - David Schnarch - , aber ... ja, ich kann damit was anfangen). Daher wirds nach einigen Jahren automatisch "fad", wenn man nichts dagegen tut und versucht, an seinen Grenzen kräftig zu rütteln und sich weiter zu entwickeln.

3. Die Gewöhnung ist eben der oben beschriebene Vorgang, in der Beziehung über die Zeit zu entscheiden, welche Arten sexueller Betätigung im gemeinsamen Bereich der Möglichkeiten liegen. Jeder geht Kompromisse zugunsten der Beziehung ein und verzichtet auf irgendwas. Aber deswegen sind diese unausgelebten Bedürfnisse ja nicht raus aus dem Kopf. Trotzdem siegt dann der Frontallappen, und man unterdrückt seine Bedürfnisse, was wiederum im Einschlafen der übrigen Gefühle mündet, weil man diese ja dann nicht mehr zulässt.

4. Ich möchte hier Sex und Verliebtheit auseinander halten. In der ersten Verliebtheit kommt man aus dem Bett eh nicht raus ;) da stimmt beim Sex einfach alles. Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich nicht nur aneinander, sondern auch an den gemeinsamen Sex, und Gewöhnung geht immer einher mit sich einschleichender Langeweile.

Ich glaube schon, dass man dran arbeiten kann, das Feuer der ersten Verliebtheit zu erhalten, auch wenn das auf lange Sicht wahrscheinlich nicht gelingen wird. Räumliche Trennung kann ein Weg dazu sein, einfach deswegen, weil das Objekt der Begierde eben nicht sofort und jederzeit frei verfügbar und willig ist. Dem gegenüber steht die zunehmende Tendenz, sich dann kurzfristig anderweitig Erleichterung zu suchen, was dem Aufbau einer dauerhaften Beziehung nur dann nicht abträglich ist, wenn man sich das vorher sehr gut anschaut und gemeinsam ausmacht, dass das auch OK ist. Die Lust am Sex besteht zu einer gehörigen Portion aus Spannung, und Spannung ist genau das Gegenteil eines harmonische Alltags. In diesem Spannungsfeld zwischen Harmonie und Spannung, zwischen Nähe und Distanz die richtige Balance zu finden, ist sicher ein schwieriger Prozess. Gewohnheit ist bestimmt der erotischen Spannung abträglich und insofern hat Schnitzler nicht ganz unrecht, obwohl er es heute wohl anders formulieren würde :D
 
Auf Gewohnheit sollten Beziehungen nicht beruhen, da flacht alles ganz schnell ab. Am Begehren und begehrt werden muss man arbeiten, zuweilen fällt das unwahrscheinlich schwer. Es ist "alternativlos" wenn man Erosion vermeiden will!
 
Harmonie im Alltag, Spannung beim Sex, und das auf ewig .....
Was sollen wir bloß tun ????? :cry::oops::D

Das ist die die grösste Schwierigkeit und die Herausforderung, an der die meisten Beziehungen scheitern. Was wir tun sollen? Entweder sich gegenseitig Freiräume einräumen oder sich alle paar Jahre neu (er)finden... Beides ist weder einfach noch unkompliziert, wie das Leben an sich...
 
Das ist die die grösste Schwierigkeit und die Herausforderung, an der die meisten Beziehungen scheitern. Was wir tun sollen? Entweder sich gegenseitig Freiräume einräumen oder sich alle paar Jahre neu (er)finden... Beides ist weder einfach noch unkompliziert, wie das Leben an sich...
Da kann ich Dir nur beipflichten. Aktuell arbeite ich grade am ersten Punkt ...

"Sich neu erfinden" greift meiner Meinung nach sehr weit. Man muss sich ja nicht gleich neu erfinden, aber immer wieder mal über den eigenen Tellerrand drüberschauen und neugierig schauen, was sich dahinter befindet, ist sicher ein guter Tipp, um sich weiter zu entwickeln. Es braucht halt in jedem Fall einen Partner, der in beiden Fällen 100% mitzieht, sonst wirds nicht funktionieren.
 
A. Schnitzler

Ist Abstandhalten ein größerer Garant, die Liebe (und auch den Sex) zu erhalten ?
Ist ein harmonischer Alltag unvereinbar mit dauerhaft aufregendem Sex?
Ist die " Gewöhnung" die Formel für "eingeschlafene Gefühle".
Kann es eine dauerhafte " Verliebtheit" sprich "Sex wie in der Anfangszeit" überhaupt geben ?


1) Hängt immer von den "Distanzen" der "Abstände" ab. Die Einen brauchen große um sich nicht gegenseitig zu "zertreten", die Anderen keine (oder fast gar keine) um sich nicht zu "verlieren".
2) Das "Problem" ist der "harmonische Alltag", den es so vordergründig kaum oder überhaupt nicht gibt. Die "Mühsalen" der notwendigen "Lebenswege" (Beruf, Ein- und Auskommen, Krankheiten, "Verwirrungen" etc.) sind halt nicht immer oder oft nur sehr wenig "harmonisch". Und sie, diese "Mühsalen" stehen dann auch der spontanen, zügellosen und phantasievollen Erotik immer öfter im Wege. "Wenn fürs "Butterbrot" der Geldbeutel nicht mehr reicht, dann stillt auchs heisseste Negligè nicht den Hunger".
3) Die "eingeschlafenen Gefühle" entstehen nicht durch die "Gewöhnung", sondern sind das Ergebnis von Unaufmerksamkeit und Gedankenlosigkeit gegenüber dem/der Gegenüber. Und vor allem sind sie ein Zeichen von fehlender Neugierde und Mut sich dem/der Gegenüber öfter oder gar regelmässig neu zu "offerieren" - auf allen Ebenen.
4) Der "Sex in der Anfangszeit" sind "Kennenlern- und Lehrjahre", später gibts dann die "Gesellen- und eventuell Meisterprüfung" und erst nach geraumer oder ganz langer Zeit, vorausgesetzt man:down:/frau ist dann noch zusammen, kommt das "goldene Zeitalter der Lustbarkeiten". Doch nur wenn man:down:/frau stets nach dem/der Anderen Sehnsucht, Neugierde und phantasievolle "Gelüste" hat/bewahrt. Und klar sollte man(n/frau dabei auch noch genug ineinander "verliebt" sein. Aber das ist dann im "Gesamtpaket" eh beinhaltet.
 
Sehr spannende Aspekte unter Punkt 4 hast du da zusammengefasst ;)
Somit wäre die ewige Nostalgie nach den Sex in der Verliebtheitsphase irgendwie illusorisch, da es ja um eine Weiterentwicklung desselben geht , und net so sehr um ein Wiederauflebenlassen.....so wie sich ja auch die Menschen und das Paar weiterentwickeln und hoffentlich nicht stagnieren und auf halbem Weg stehenbleiben.
Nur um das "goldene Zeitalter der Lustbarkeiten " kreisen ziemlich viele Fragezeichen .
Ich nehme an, du hast dazu auch eigene Erfahrungen ....
 
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