Im XB hab ich vor nem Jahr ein paar Tage gepennt. Und das ist eigentlich ein ganz gutes Beispiel, dass die Normen in Subkulturen vielleicht flexibler sind. Der Wohnraum ist ja eigentlich ein FLIT-Raum, ich war aber mit nem Freund unterwegs und der hatte nichts zu pennen - konnte dann doch dort schlafen. Aber ja, wie gesagt: Ich weiß dass es Normen, Werte, Hierarchien gibt in manchen Szenen sind sie starrer als in anderen. Dass es bei der autonomen Szene sehr starr ist, hab ich auch das Gefühl (ich hatte nie so einen engen Kontakt mit dieser Szene, gerade weil ich mich ausgeschlossen fühlte.. weigere mich ja schließlich immer noch Marx zu lesen und das geht ja mal gar nicht
). Aber ich unterstell dir jetzt einfach auch Mal, dass dir Erfahrungen mit "Kuhdörfern" fehlen um diesen Vergleich zu machen
Und zwei besetzte Häuser weiter haben sie eine dicke Stahltür mit Türlstehern, denen du erst mal deine Zugehörigkeit signalisieren darfst, und dass du eh Leute kennst. Und in anderen Hütten haben sie zehn Knüppel hinter der Bar gegen die Faschos und andere unliebsame Gäste. Und gegenüber vom XB haben sie sich mal gegenseitig die Scheiben eingehaut, weil sie Probleme mit der Türpolitik des betreffenden Lokales hatten. Und im FZ darfst du noch immer die Hosen runterlassen, damit sie sicher sind, dass du eine Biofrau bist.
Manches find ich vertretbar, anderes abstrus. Und ja, die Linken waren das erste Kuhdorf, in dem ich mich wiederfand, anscheinend gibts auch dort Wirtshausschlägereien, wenn auch mit anderen Mitteln.
Das ist nicht konstitutiv für Subszenen, sondern menschlich und gilt für alle sozial relevanten Kategorien oder Idenitätsmarker durch die ich mich vom Außen, vom Anderen abgrenzen kann - sei es Geschlecht, Herkunft, Ideologie, etc.
Du meinsts "das ist nicht
nur konstitutiv für Subszenen". Klar tu ich mir als weißer Cis Mann leichter mit dem Mainstream. Ich wage aber zu behaupten, dass die soziale Kontrolle in diesen Mini Szenen viel enger ist, als in der großen weiten Welt.
Trotzdem hat es seine Existenzberechtigung, als Schutzraum, als Gegenkultur, als soziales Labor, als Bewegung. Ich halte es für notwendig, dass es Zusammenhänge gibt, in denen Menschen, die sonst nicht so recht reinpassen akzeptiert und sicher sind.
Und ich glaube genau das ist der Unterschied: In den Szenen in denen ich mich bewege sind die Werte nicht so starr wie im tirolerischen Kuhdorf wo ich aufgewachsen bin - gerade weil die Werte die mensch in den Subszenen meist bewusst gesetzt wurden und daher auch ein Reflektieren und Diskutieren darüber statt findet und Pluralität daher meist positiv als Einbeziehen neuer Wahrnehmungen und Inputs, gesehen wird.
Sorry, ich find das naiv. Du hast ein permanentes rumgedrücke, rumgenetzwerke, rumgemobbe. Ein Zirkus von hundert Leuten, der sich um den eigenen Bauchnabel dreht, und das ziemlich schnell. Transparenz und offener Diskurs? Fehlanzeige.