Inflation hat viele Ursachen, die Geldmenge spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Wie du ja richtig schreibst, moderne nicht monetäre Inflationstheorien gehen vorallem von den unterschiedlichsten, realwirtschaftlichen Faktoren aus (Angebotsinflation durch steigende Gewinne oder Kosten, Nachfrageinflation durch erhöhten Konsum oder Investitionen, importierte Inflation durch steigende Rohstoffpreise, etc....). Aus den höheren Kosten, der gestiegenen Nachfrage, den höheren Rohstoffpreisen resultiert dann ein Anstieg des Preisniveaus und erst in weiterer Folge erhöht sich die Geldmenge.
Im Falle einer Hyperinflation handelt es sich dagegen immer um eine Wechselkursinflation, sprich die Notenbank verfügt nicht mehr über ausreichende Aktiva um den Wechselkurs stabilisieren zu können.
Am Beispiel der Hyperinflation in Deutschland ist das besonders deutlich zu sehen. Nicht nur, dass der Geldmengenanstieg der Inflationsentwicklung deutlich hinterher läuft, es zeigte sich obendrein, dass die Entwicklung der Geldmenge von dieser komplett entkoppelt war, nämlich daran, dass selbst als der Wechselkurs auf Grund einer Rekapitalisierung der Notenbank und somit auch die Inflation längst wieder stabilisiert waren, die Geldmenge weiterhin anstieg und zwar um mehrere hundert Prozent!!!
In diesem Zusammenhang kann ich nur nochmals auf die Arbeit The Case Against the Quantity Theory: Hyperinflations as Central Bank Insolvencies, die diese Zusammenhänge sehr anschaulich beschreibt und auch entsprechend mit empirischem Datenmaterial unterlegt, verweisen. Diese Arbeit wurde übrigens vergangenes Jahr als beste wissenschaftliche Arbeit in Deutschland ausgezeichnet und genießt dementsprechend auch in Fachkreisen entsprechende Anerkennung.
Auch im Falle Argentiniens zeigt sich sehr gut, dass die Geldmenge nicht der auslösende Faktor war. Vielmehr handelte es sich dabei um einen Verlust des Außenwertes der eigenen Währung gegenüber der Leitwährung, in dem Fall dem Dollar (Stichwort Wechselkursbildung auf dem Schwarzmarkt) und einer Beharrungsinflation über steigende Güterpreise beispielsweise in den Supermärkten.
Wie bereits geschrieben, bestünde in diesem Fall tatsächlich eine Korrelation zwischen Geldmenge und (Hyper)inflation wie von der monetaristischen Inflationstheorie aus der Quantitätsgleichung (Geldmenge x Geldumlauf = Preisniveau x Output oder in der umgeformten Variante: Geldmengenwachstum = Inflation + BIPWachstum - Geldumlaufveränderung) abgeleitet, müsste im Falle der Hyperinflation in Argentinien, bei einem Preisanstieg um mehr als das dreißigfache, entweder die Geldmenge in einem ähnlichen Ausmaß ansteigen oder der Output entsprechend zurück gehen. Beides konnte allerdings nicht beobachtet werden. Jetzt werden einige vermutlich mit einer Veränderung der Kassenhaltung argumentieren. Da hat sich allerdings über sämtliche beobachtete Perioden und alle Länder hinweg gezeigt, dass die Veränderungen maximal im unteren einstelligen Prozentbereich liegen.
Stattdessen zeigen die empirischen Daten sehr klar, dass die Inflation dem Geldmengenanstieg voraus eilte. (Quelle: federalreserve.org.)
Alle empirischen Daten zeigen, dass gerade im Fall von Hyperinflationen diese immer mit dem Aussenwert der Währung, also dem Wechselkurs korreliert, das Preisniveau zur Leitwährung, dem Dollar, blieb dabei immer konstant. Das zeigen sämtliche Daten. Da hilft es auch nichts, wenn sich manche, mit möglichen Verläufen der Geldmenge etwas zurecht basteln, nur um recht zu behalten. Zumal selbst ihre eigenen Quellen anderes sagen.
Den Fehler den viele machen, sie gehen davon aus, dass Erhöhung der Geldmenge automatisch nachfragewirksam ist. Das beruht auf einem völlig falschen Verständnis des Geld- und Kreditkreislaufes.
Obendrein ist nicht ganz unumstritten inwieweit das Geldmengenaggregat M3 in vollem Umfang überhaupt nachfragewirksam ist. Nicht nur, dass es je nach Definition von Land zu Land etwas unterschiedlich ist und sich auch über die Jahre dessen Zusammensetzung immer wieder geändert hat, beinhaltet das Geldmengenaggregat M3 (nach Definition der EZB) unter anderem Einlagen mit fest vereinbarten Laufzeiten, sowie Geldmarktfonds und Repos. Inwieweit diese tatsächlich nachfragewirksam sind, ist mehr als fraglich. Zudem beinhalten Geldmarktfonds ihrerseits wieder Repos, was eine Doppelzählung nicht ganz ausschließt. Nicht umsonst wird beispielsweise in den USA die Geldmenge M3 offiziell nicht mehr ausgewiesen.