witzig ist ja. in der BRD war ja ursprünglich geplant ein mehrheitswahlrecht einzuführen. für die ersten wahlen 1949 liess man es beim - immer noch gültigen - heutigen modell.
Das ist jetzt von mir eine reine Vermutung ohne Quellen oder so, aber ich denke, sie hatten kurz nach dem Krieg Angst vor einer starken Zersplitterung (so wie es sie ja in der Weimarer Republik gab). Möglicherweise hat man dann aber erkannt, dass es so auch geht - die Bundesrepublik vermied ja von Anfang an die meisten der großen, lethalen Fehler von früher. Und dann ist man halt beim Verhältniswahlrecht geblieben.
In Italien gab es aus einer Reihe von Gründen mit dem Verhältniswahlrecht schlechte Erfahrungen. Zersplitterungen, ewige Regierungskrisen, wechselnde Kabinette im Halbjahrestakt... bis dann in den 90ern alles implodiert ist. Danach kam Prodi, der die Italiener mit eisernem Sparkurs in die EU brachte, und der "Cavaliere" über den ich jetzt keine weiteren Worte verliere
Jedenfalls gelang den Italienern zweierlei: langlebigere Regierungen und die Festigung des Images vom Papagallo Europas
Verhältniswahlrecht haben sie noch immer, glaub ich, aber höhere Schwelle. Das hat gereicht für etwas mehr Ruhe.
Israel hat ein Verhältniswahlrecht und ein zersplittertes Parlament und kann trotzdem irgendwie weiterwursteln, obwohl es unter den widrigsten Bedingungen arbeitet.
Ich denke es ist wie bei der Gesamtschule. Wenn man gute Beispiele sucht, findet man sie, wenn man schlechte sucht, dann auch. Ich glaub, bevor es bei uns eine Verfassungsänderung gibt zum Mehrheitswahlrecht, dann gibt es noch eher schnelle Neuwahlen
und mit denen rechne ich auch nicht wirklich....