Dienstleistungen Diverses Backgrounddiskussionen über das Gewerbe

Weshalb Altersarmut?
Frag ich mich auch.. :schulterzuck:
Ich war mein ganzes vorheriges Erwerbsleben unselbständig versichert, jetzt eben gewerblich. Was soll daran überhaupt fraglich sein?
Altersarmut ist eher generell ein Frauenthema, da wir da strukturell benachteiligt sind, wenn wir Kinder bekommen und dann auch noch erwerbslose Studienzeiten in der Biographie haben. Das hängt weniger am SW-sein, sondern am Frausein. Aber auch hier ist die Sexarbeit die größte Chance für Frauen, gute Rücklagen zu bilden. Die traditionelle Ehe mit Ansprüchen auf Witwenpension, ein paar Kunden-Erbschaften usw machen den Ausblick dann, neben der eigenen Pension, schon recht entspannt.:engel:
 
Es ist vielleicht in vieler Augen nicht so attraktiv, dass Sexworker Öffentlichkeitsarbeit und Politik betreiben..
Ich erinnere mich an Sätze von Gästen...
Du hast das doch gar nicht notwendig..
Wieso machst du keine vernünftige Ausbildung.

Eine frage...wer betreut sonst Randgruppen..
Ich habe teilweise schwerst behinderte Gäste...
Da geht Sexwork weit über Sexwork hinaus...
 
Zu Millenniumswechsel musste man sich wie heute polizeilich melden.
Es wurden Fingerabdrücke genommen ..
Ich habe gefragt weshalb- der Polizist sagte, um ihre Leiche identifizieren zu können..
Man musste auch eine Begründung angeben..
Allerdings waren diese standardisiert nach Katalog.

Ich sagte, um auf eine Wohnung zu sparen..
Positive Beweggründe waren laut Staat aber nicht vorgesehen...es wurde eingetragen..Schulden..die ich nicht hatte..
 
Zu Millenniumswechsel musste man sich wie heute polizeilich melden.
Es wurden Fingerabdrücke genommen ..
Ich habe gefragt weshalb- der Polizist sagte, um ihre Leiche identifizieren zu können..
Man musste auch eine Begründung angeben..
Allerdings waren diese standardisiert nach Katalog.

Ich sagte, um auf eine Wohnung zu sparen..
Positive Beweggründe waren laut Staat aber nicht vorgesehen...es wurde eingetragen..Schulden..die ich nicht hatte..
Ich wurde bei meiner Registrierung als Sexarbeiterin gefragt: "Müssen Sie viel Alkohol trinken?"
Da weiß man dann, dass man im falschen Film ist.

Nein, das wäre genauso absurd, wie die Frage, ob ich mir jeden Tag Drogen spritzen lassen muss.

Aber es zeigt die absolute Problemzentrierung rund um die Sexarbeit. Es wird alles durch eine Problembrille gesehen, statt durch eine - zum Beispiel - Selbstverwirklichungsbrille. Die könnte man genauso aufsetzen. Ist genauso random wie die Problembrille.

Und ich sag euch ganz ehrlich: DAS ist das belastende in der Sexarbeit. Es belasten nicht die Dates, nicht die eigenen Kunden, nicht das Tun und tägliche Erleben der Praxis. Denn das obliegt ja alles der eigenen, völlig freien Gestaltung.

Es belastet die ganze diskursive Stigmatisierung. Es belastet, solche Threads wie hier und die Ansichten darin lesen zu müssen. Es belastet, zu wissen, dass man als jemand gesehen wird, der Alkohol trinken "muss". Gerade für erfolgreiche Sexarbeit ist psychische Gesundheit das wichtigste, wie im übrigen für alle Formen von Care Work, zu der Sexarbeit gehört. Für die psychische Gesundheit ist es aber nicht förderlich, sich immer wieder mit der diskursiven Stigmatisierung in Foren und auf Ämtern usw zu beschäftigen. Jedes Mal, wenn ich das muss und mich das natürlich frustriert, weiß ich, dass mich das nun wieder ein paar Wochen meiner aktiven SW-Zeit gekostet hat.

Ich bin zwar eh sehr robust, und meine
Ausbildungen/Studien helfen mir bei der Bewältigung dieser Belastungen (Stichwort Supervision), aber leichter wäre es manchmal, sich einfach nur auf "das Kerngeschäft" zu konzentrieren. Werde mich wohl irgendwann zwischen Politik und Basissexwork entscheiden müssen.
 
Auch sexarbeit kann ein Lebenskonzept sein
Und unsere Stimmen sollen dazu beitragen auch Erfolgsgeschichten zu publizieren. Je mehr Damen diese Modell übernehmen, desto mehr Damen werden selbstbestimmt arbeiten und es nimmt den grindbuden und Loverboys ihre Existenzgrundlage.

Nora, du hast deinen Beitrag nochmal bearbeitet und diesen Absatz hinzugefügt. Daher möchte ich ihn extra normal hervorholen. Vollste Zustimmung.
 
Meine absolute vorzeigedame ist immer noch eine Österreicherin die bereits inaktiv ist...
5 Jahre sexarbeit: raus kam ein Master eine Wohnung und ein Pferd
Sie hat heute geringe Kosten ein hohes Einkommen und einen guten Zugang zu ihrer Sexualität

Meine Vorzeigedame ist ebenfalls Österreicherin.
Sie saß nach Ihrem Ausstieg ohne Ausbildung, ohne Kohle und mit Schulden da.
Der Zuhälter-"Exfreund" war weg und hat jetzt eine neues "Pferd im Stall"

Vielleicht höre ich seitdem manchmal die Flöhe husten, aber wenn "Independent"-Escorts Probleme haben über Ihr Bargeld zu verfügen, Rechnungen < 100 Euro zu bezahlen,
Teile Ihrer Dienstleistungen lieber nicht in Bar haben wollen, usw.
Und welche hanebüchenen Begründungen man dann hört....
 
Das lustigste an dieser Diskussion ist wohl..
Ich sitze in der Vorlesung für VWL und wir beschäftigen und gerade mit demographischen Faktoren wie Einkommen...
Die Einkommensschwankungen sind vergleichbar mit dem Verdienst als SW und den Schwankungen in unserem Bereich ...
Aber es glaubt wahrscheinlich niemand, dass es Studentinnen gibt. :rofl::lol:...
Oder wie ich vor kurzem hörte... ist das nicht peinlich in deinem Alter?
Nö ist es nicht - es ist geil :D
 
Das lustigste an dieser Diskussion ist wohl..
Ich sitze in der Vorlesung für VWL und wir beschäftigen und gerade mit demographischen Faktoren zum Einkommen...
Die Einkommensschwankungen sind vergleichbar mit dem Verdienst als SW und den Schwankungen in unserem Bereich ...

Der Job einer SW unterliegt denselben Regeln wie alles andere - warum auch nicht!
 
Meine Vorzeigedame ist ebenfalls Österreicherin.
Sie saß nach Ihrem Ausstieg ohne Ausbildung, ohne Kohle und mit Schulden da.
Der Zuhälter-"Exfreund" war weg und hat jetzt eine neues "Pferd im Stall"

Vielleicht höre ich seitdem manchmal die Flöhe husten, aber wenn "Independent"-Escorts Probleme haben über Ihr Bargeld zu verfügen, Rechnungen < 100 Euro zu bezahlen,
Teile Ihrer Dienstleistungen lieber nicht in Bar haben wollen, usw.
Und welche hanebüchenen Begründungen man dann hört....
:rubbel:
 
Etliche Männer wollen und können vermutlich auch nicht aus ihren Klischee-Rollenbildern raus.
Sie wollen gleichzeitig der edle Prinz sein, der die arme Sexworkerin großzügigerweise und gönnerhaft aus ihrem schrecklichen Leben befreit.
Und mit dieser Befreiung geht zudem das Recht des darüber bestimmens einher. Wer zahlt, schafft ja bekanntlich an.

Die Bezahlung der Dienstleistung ist ja für viele auch eine Kombination mehrerer Faktoren:
- Durch die Bezahlung wird klar geregelt, wer den Ton angibt und das Machtverhältnis festgelegt
- Es ist eine Rechtfertigung und Abgrenzung, weil ja der Umstand, für Sex zu bezahlen und dann noch dazu mit einer "minderwertigen Frau", denn Frauen, die sich für Sex verkaufen sind automatisch minderwertig, da eine "ehrenhafte Frau" "so etwas" nie tun würde, dieser Umstand per se unmoralisch ist
- Eine "anständige" Frau, die auch "was ordentliches gelernt" hat, "braucht" "sowas" ja auch nicht tun. Auch aus diesem Grund sind die passenden Erklärungmuster: Verzweiflung, Armut, Notsituation, mangelnde Bildung (passt auch so schön zusammen)
- Das wiederum hilft, das eigene unmoralische Handeln zu rechtfertigen: Man hilft der armen gefallenen Prinzessin in der Notlage. Sie kann ja schließlich auch nichts anderes. ("Du bist ja eigentlich viel zu schade für diesen Beruf", "Du hast so etwas doch nicht notwendig",....)

Das Konzept einer Frau, die das selbstbestimmt macht, kalkuliert, aber dennoch auch Spaß an ihrer selbst gewählten Arbeit haben kann, dabei auch noch (zu Recht) gut verdient und dann auch noch vernünftig mit diesem Geld umgeht, passt auf so vielen Ebenen nicht in dieses Bild.
Daher bleibt diesen Männern, die sich in diesen Klischeespiralen befinden, gar kein anderer Ausweg für Erklärungen.
Deshalb kann man dann auch wiederum nur nach unten treten durch Neid oder andere Erkläungsmuster, weil ja sonst die eigene Machtposition, die man logischerweise, ja nahezu natürlicher Weise haben muss, gefährdet wäre. Schließlich ist man ein Mann und alles andere wäre dann unlogisch bis unnatürlich....

(Jaja, nicht alle Männer. Und auch nicht alle Sexworkerinnen. Das haben wir ohnehin schon geklärt)
 
Zurück
Oben