Stell dir vor, im Schnitt bleiben 200 Euro pro Woche übrig (nach Abzug diverser Ausgaben). Bei 52 Wochen und beispielsweise 5 Jahren ergibt das 52.000 Euro. Vermutlich werden der Schnitt höher, die Wochen pro Jahr weniger und die Jahre mehr sein. Wenn sie dann nicht in Saus und Braus leben, klappt das schon. Neid kommt bei mir nicht auf, da sie auch eine große Leistung dafür erbringen.
Liebe Leute, das war lediglich ein bewusst sehr niedrig angenommener Schnitt. Weder möchte ich mir raussuchen, ob jemand irgendwo schon mal geschrieben hat, wie lange sie schon tätig ist noch möchte ich Statistiken wälzen, was Frau netto so übrig bleiben kann noch sonst was. Es gibt also keinen Grund, etwas ins Lächerliche zu ziehen. Wer es weiß, darf gerne korrekte Zahlen nennen.
So schwer ist das wirklich nicht. Duzende von Finanzbeamten verbringen ihre Dienstzeit damit, derartige Jahreseinkommen abzuschätzen.
Also:
Eine Prostituierte mit Lebensmittelpunkt und vielleicht auch Familie in Österreich, die dem Gewerbe nachhaltig nachgehen will, wird in aller Wahrscheinlichkeit:
- eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden veranschlagen. Anderenfalls bleibt nicht viel Zeit für ein normales Sozialleben und andere Interessen. Von diesen 40 Stunden werden wohl nicht mehr als 25 Stunden abrechenbare Kontaktstunden sein. Der Rest sind Reisezeit, Wartezeit, Bereitschaftszeit und Zeit für administrative Tätigkeiten. (Bei anderen Dienstleistern ist das nicht viel anders.)
- 40 bis 45 aktive Wochen pro Jahr veranschlagen. Man will und soll ja auch einmal ausspannen und in den Urlaub fahren.
- den üblichen Stundensatz von etwa € 150 veranschlagen. (Ja, es gibt sie die goldene Muschi mit einem Stundensatz von mehreren hundert Euros. In Österreich und besonders in Wien halt sehr, sehr selten.)
- Ergo wird der Jahresumsatz einer kompetenten und gut nachgefragten Prostituierten in Wien bei etwa 150 x 25 x 45 = 168,750, also rund € 170,000 liegen. Davon abzuziehen sind Transport und Werbekosten (mindestens € 10,000) sowie Sozialversicherung und Einkommenssteuer (etwa 45%). Bleiben also netto geschätzte € 88,000. Ein stolzes Gehalt für eine anstrengende und nicht ungefährliche Tätigkeit.
Wer will, darf jetzt eine "sensitivity analysis" durchführen und längere/kürzere Arbeitszeiten und höhere/niedrigere Stundensätze annehmen. Sehr viel ändern werden sich die Zahlen aber nicht.
So, was macht eine Prostituierte jetzt mit dem Zaster? Sie und ihre Familie müssen ja auch von etwas leben. Und € 3,000 sind für eine Familie pro Monat schnell verbraucht. Bleiben also, wenn brav gespart wird, am Ende des Jahres etwa € 50,000. Es gibt ein paar Gründe, wieso diese Zahl höher sein könnte. Und es gibt (sehr) viele Gründe, wieso diese Zahl (sehr viel) niedriger sein könnte.
Es gibt sie, die Prostituierten, die sich zu finanzieller Unabhängigkeit geschnackselt haben. Viele sind es nicht. Und wenn eine Prostituierte nach drei Jahren im Geschäft bereits für mehrere Leben abgesichert ist, wird ihre Lebensplanung wohl auch den baldigen Eintritt in ein Frauenkloster beinhalten.