Sorry Mr.Prince, da komme ich jetzt nicht ganz mit, was meinst du mit Proportionalsystem?
Was ich eigentl. sagen wollte ist, daß der gute Kostolany gegen den Goldstandard war also gegen ein gedeckeltes Geldsystem, wie ja z. B. Jetzt Kryptos, da er aber 1999 gestorben ist kann er sich dazu nicht mehr äußern.
Er sagte auch das Börse bzw. die Kapitalmärkte Geld brauchen so wichtig wie der Mensch die Luft zum atmen.
Der Goldstandard verhinderte sowas, somit können Märkte nicht wachsen, weil das Geld zum investieren fehlt.
Mir scheint der Begriff Goldstandard dürfte da ein wenig einer falschen Interpretation unterliegen.
Dieser bezeichnet im Grunde nichts anderes als ein Währungssystem, innerhalb dessen einzelne nationale Währungen auf Basis eines Währungsankers, in diesem Fall Gold miteinander verschränkt sind.
Er sagt zunächst mal nichts über die Deckungsmechanismen und -quoten der beteiligten Währungen aus.
Von einem reinen Goldstandard oder Volldeckungssystem mit einer 100%en Unterlegung der Banknoten mit einer Goldreserve hat man sich im Prinzip schon sehr früh entfernt. Dieser liegt ja nur dann vor, wenn die gesamte Geldmenge einer VW dem Wert des monetär genutzten Goldbestandes entspricht. Das war bereits mit Ende des 19 Jhdts. nicht mehr der Fall, man ging immer mehr Richtung Proportional- oder Teildeckungssystem über, bei dem für nur einen mehr oder weniger kleinen Teil der Geldmenge Goldreserven vorgehalten wurden.
Beim Bretton Woods System hat man dann ein Teildeckungssystem mit einem Währungsdeckungssystem vermischt. Eine strikte Deckelung der Geldmenge über die Goldreserven war da aber längst Geschichte. Die USA weiteten ganz ungeniert, mehrheitlich auf Kosten der anderen Teilnehmer, ihre Geldmenge aus, sodass der Dollarumlauf pro Feinunze im Jahr 1961 bereits 65:1 betrug, gegen Ende dieser Ära lag er dann bei fast 200:1, also von der ursprünglichen Parität weit entfernt.
Ich für meinen Teil kann einem Goldstandard nichts Positives abgewinnen. Zum einen ist ohnehin nicht genügend Gold für ein Volldeckungssystem vorhanden, käme also nur ein Teildeckungssystem in Frage, das im Grunde mit der Zeit und wachsender Geldmenge immer mehr aufgeweicht werden würde. Des Weiteren ist eine Anpassung der Goldparität auf eine wechselnde Geldnachfrage viel zu träge und starr, was deflationäre wie auch inflationäre Risiken in sich birgt. Auch sollte man die Kosten eines derartigen Systems nicht übersehen. Ein Teil der Wirtschaftsleistung muss direkt für den Ankauf von Goldreserven aufgewendet werden und wird somit anderweitiger Verwendung, wie beispielsweise Investitionen, entzogen.
Bei Bretton Woods kam hinzu, dass abgesehen vom Leitwährungsland die übrigen Länder keine unabhängige Geldpolitik betreiben konnten. Sie mussten praktisch jene der USA übernehmen.
Im Übrigen braucht es zumindest in der Theorie überhaupt keine Golddeckungen um ein moderate Geldpolitik zu fahren, es brauch lediglich eine entsprechende Referenzgröße an der man die Geldmenge ausrichtet. In der Praxis erweist sich dies als nicht ganz so einfach. Ein Beispiel dafür wäre, wenn auch ein mißglücktes, die monetaristische Geldpolitik, wie von Friedman angedacht. Hierbei erfolgt eine strikte Kontrolle der Geldmenge durch die Notenbanken oftmals mit dem BIP Wachstum als Referenzgröße verknüpft. Aber auch hier zeigte sich, dass auf einen Anstieg der Kreditnachfrage nicht flexibel genug reagiert werden konnte.
Es hat schon seine Gründe, warum der Goldstandard bzw. Bretton Woods gescheitert sind. Und es stecken weder eine Verschwörung der Banken noch der Rothschilds dahinter, es ist vielmehr ein klassisches Lehrbeispiel von Versuch und Irrtum mit (hoffentlich) daraus resultierendem Erkenntnisgewinn, wie in den Wirtschaftswissenschaften üblich.
Bzw. wie siehst du die Giralgeldschöpfung?
Die Giralgeldschöpfung ist für sich ja noch nichts Schlimmes, heißt das doch nichts anderes als dass Geld nicht physisch in Form von Banknoten sondern als Buchungszeile in den Büchern der Banken geschaffen wird. Früher wurde das tatsächlich noch von Hand in die Bücher geschrieben und aufwändig von einem Buch aufs nächste übertragen, heut geschieht es eben elektronisch. Es ist aber bei weitem nicht so eine Neuheit, wie es im Mainstream eventuell wahrgenommen wird. Giralgeld gab es schon zu Zeiten von Teildeckungssystemen.
Was in der Tat ein Problem darstellt ist eine expansive Geldpolitik über einen längeren Zeitraum hinweg. Das führt nämlich dazu, dass das Wachstum der Wirtschaftsleistung und jenes der Vermögen und somit auch jenes der Schulden zusehends auseinander driften. Vor welche Probleme dies in Kombination mit einer flachen Zinsstrukturkurve die Banken stellt, habe ich ja bereits kurz skizziert.