Die fremde Frau und ihr Geheimnis

C

Gast

(Gelöschter Account)
Da erstens in den Bordellen Wiens die meisten Mädchen nicht aus Österreich, sondern aus den ehemaligen Ländern der k.u.k. Monarchie oder aus jenem ideologischen Konstrukt stammen, den man so (un)schön Balkan nennt, oder auch aus Asien bzw Lateinamerika kommen, und ich zweitens bei meinen Aufenthalten in Osteuropa und der sogenannten Dritten Welt die kulturellen Missverständnisse des Sextourismus erleben durfte, vielleicht ein paar Gedanken zum sexuellen Aufeinandertreffen von Kulturen. Jede kulturelle Markierung von Unterschieden, egal ob Sprache, Geschlecht, Hautfarbe etc, hat ihre ganz eigene Logik, die eigentlich ein Phantasma ist und doch oft von beiden Seiten akzeptiert wird. Spannend werden diese Ängste und Begierden besonders im Bereich der Sexualität. Denn hier kommt eine Differenz ins Spiel, die den anderen in seiner Körperlichkeit trifft. Sexuelle Beziehungen zwischen Fremden spiegeln daher auch sehr oft die Asymmetrie der involvierten Kulturen.

Der Mann der als „höherwertig“ gesehenen Kultur reagiert daher meist rassistisch auf Beziehungen „seiner“ Frauen zu Männern der als „niederer“ angesehenen Kulturen. Sie schmeißt sich an „so einen“ weg, und er hat Angst vor der „rohen“ sexuellen Überlegenheit des „Primitiveren“. Die passenden Metaphern dazu: der größere Schwanz des Schwarzen, der feurige, temperamentvolle Ungar oder Südländer etc.

Das Verhältnis zur fremden Frau ist dagegen ambivalent. Er, der einheimische Mann, „hebt“ die Frau der als niedriger gesehenen Kultur zu sich „hinauf“. Die sexuelle und die ethnische Asymmetrie verdoppeln sich sozusagen. Die Frau aus der Fremde sollte daher dankbar und unterwürfig sein. Die wie ein Affe dressierte Thaifrau in der deutschen Kleinbürgerwohnung, die Frauenbestellung im Internetkatalog in Russland, der Ukraine oder Rumänien spiegeln diese „Heilsvorstellung“ sich kulturell dünkender Überlegenheit gut wieder. Noch dazu erscheinen die fremden Frauen weniger angsteinflößend und viel botmäßiger als die vom Feminismus infizierten heimischen, was in den entsprechenden Internetforen zu sextouristischen Zielen gern auch immer wieder betont wird

Aber: die fremde Frau, ob vom Balkan, Böhmen oder Südamerika, hat zumindest imaginär ein anderes Geheimnis. Sie wird als besonders erotisch anziehend angesehen, als sexuell viel aktiver als die „langweiligen“ heimischen Frauen. Auch in der österreichischen Literatur (Broch, Musil) war die slawische Frau oft ein Ausbund an Sinnlichkeit. Das kolonisierte Fremde (die kolonisierte fremde Frau) ist die imaginierte Leinwand männlicher Sexualphantasien und daraus folgender „Realitäten“. Die langweilige einheimische Frau sitzt vielleicht zuhause, während er sich bei der sexuell faszinierenden „fremden“ Prostituierten vergnügt. Die Frau aus der Fremde ist eben botmäßig, verfüg- und lenkbar als Hure, Katalogfrau oder als kulturell „schiefer“ Aufriss in einer Disko in Kiew, Riga oder Rio und wird meist als unterwürfig gesehen, weil sie etwas gibt, was der „Herr“ nicht geben oder erwidern braucht, weil er es sich nimmt, wenn er dazu eben Lust hat. Und sie bestätigt durch ihre Gefügigkeit und Verfügbarkeit, dass sie sich der interkulturellen Rangordnung unterwirft. Sie ordnet ihr Selbstbild dem Fremdbild des Mannes unter, solange keine ökonomische und soziale Gleichrangigkeit herrscht. Aber man kann es auch positiv sehen: trotz allem kann er die Fremdheit des anderen bejahen, freilich meist um den Preis die Projektionsfläche des Fremden nicht zu zerstören. Aber vielleicht bestehen ja letztlich alle Beziehungen nur dadurch, dass man den anderen gründlich missversteht, denn wer kann oder vielleicht auch will den anderen schon wirklich (er)kennen?
 
eigentlich recht gut geschrieben und das meiste kann man so auch unterschreiben

aber was möchtest du uns damit sagen?
 
darf ich es auf ein weniger literarisches niveau herunterbrechen? es war schon immer genehm, die wirtschaftliche not oder abhängigkeit und dadurch notgedrungen kleinere hemmschwelle zum sexuellen hingeben ausnutzen zu können. und das war es auch schon. ganz prosaisch.
 
Was du da beschreibst, ist das Resultat von Armut.
Frauen sind in den genannten Ländern nicht viel Wert und genießen keinen hohen Status.
Daher bieten einige sich eben Männern aus dem westlichen Ausland an, mit dem Ziel ein gutes Leben in sozialer Sicherheit zu haben.
Das ist kein Ausdruck erotischer Sinnlichkeit sondern purer Verzweiflung und der Versuch, materielle Werte zu erlangen.
 
wollte schon fragen: Siegelbruch, bist dus? :D

aber das hat er sich nicht verdient, ähm, der TE:)

aber ansonsten hat er durchaus recht :up:
 
Was du da beschreibst, ist das Resultat von Armut.
Frauen sind in den genannten Ländern nicht viel Wert und genießen keinen hohen Status.
Daher bieten einige sich eben Männern aus dem westlichen Ausland an, mit dem Ziel ein gutes Leben in sozialer Sicherheit zu haben.
Das ist kein Ausdruck erotischer Sinnlichkeit sondern purer Verzweiflung und der Versuch, materielle Werte zu erlangen.

Es ist nicht nur ein Resultat der Armut, sondern auch oft dazu ein Resultat von (falschen) Vorstellungen kultureller Überlegenheit. Diese führen manchmal zu komischen Situationen. Der deutsche Unterschicht-Heirats- oder "Rettungswillige", der es schwierig findet in Deutschland eine Frau zu finden, die seinen Vorstellungen von der Überlegenheit des Mannes gegenüber der Frau entspricht, sucht sich eine Frau durch eine Agentur per Internetkatalog in Russland. Dort trifft er recht oft auf Frauen mit guter Bildung und Berufsausbildung, die in Deutschland einen Mann suchen, der sie nicht wie der durchschnittliche russische Mann behandelt und dazu ein Leben in einem wirtschaftlich besseren Land bieten. Wenn diese Frauen dann auf den deutschen Mann treffen, sind sie meistens ent-täuscht, sie erkennen ihre Täuschung, während die Männer sich meist nur getäuscht fühlen und die Welt noch weniger verstehen.
Und was die "erotische Sinnlichkeit" betrifft, so sollte damit nur gezeigt werden, wie inhärent das falsche Bild der Überlegenheit auch zB in unserer Literatur als kultureller Ausdruck ist
 
Leben und leben lassen.
Was stört dich denn daran?
Einige inserieren, andere lassen sich finden.
Das sind doch Einzelfälle. Gönnst du ihnen nicht ihren Frieden?
 
Ich find das Thema interessant - vor allem, wenn man auch noch die Betrachtung von außen miteinbindet. Es geht ja oft nicht nur um (Ent)Täuschung, sondern durchaus auch um Schubladen. Nicht alles kann, muss und wird dort sein, wo man es vermutet.
 
Es ist nicht nur ein Resultat der Armut, sondern auch oft dazu ein Resultat von (falschen) Vorstellungen kultureller Überlegenheit. Diese führen manchmal zu komischen Situationen. Der deutsche Unterschicht-Heirats- oder "Rettungswillige", der es schwierig findet in Deutschland eine Frau zu finden, die seinen Vorstellungen von der Überlegenheit des Mannes gegenüber der Frau entspricht, sucht sich eine Frau durch eine Agentur per Internetkatalog in Russland. Dort trifft er recht oft auf Frauen mit guter Bildung und Berufsausbildung, die in Deutschland einen Mann suchen, der sie nicht wie der durchschnittliche russische Mann behandelt und dazu ein Leben in einem wirtschaftlich besseren Land bieten. Wenn diese Frauen dann auf den deutschen Mann treffen, sind sie meistens ent-täuscht, sie erkennen ihre Täuschung, während die Männer sich meist nur getäuscht fühlen und die Welt noch weniger verstehen.
Und was die "erotische Sinnlichkeit" betrifft, so sollte damit nur gezeigt werden, wie inhärent das falsche Bild der Überlegenheit auch zB in unserer Literatur als kultureller Ausdruck ist


:up: Sehr gut geschrieben.
 
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