(Heroin) Von Legalisierung war da unterschwellig (in der Apotheke verkaufen) auch die Rede.
Ich glaube, ich war in diesem Thread zeitlich der erste, der für die Abgabe von Drogen auf Rezept an schwer Süchtige plädiert hat. Das hat schon etwas mit Apotheke zu tun, ist aber doch ein bisschen etwas anderes.
Natürlich ist das Legalisierung, aber nicht Freigabe. Deine Argumente (hohes Suchtpotenzial) sprachen aber gegen eine Freigabe.
Wann entscheidet man ob es eine "hoffnungslose" Situation ist? Hat nicht jeder-und sei er schon metertief im dreck- die Chance erdient es zu versuchen?
Selbstverständlich hat jede/r diese Chance verdient. Aus der Gesellschaft ausgegrenzt zu sein, die Gesundheit über das von der Droge selbst gesetzte Maß hinaus zu schädigen, kriminalisiert zu werden und oft auch wirklich in die (Beschaffungs-) Kriminalität abzurutschen stellt meiner Meinung nach aber keine Chance dar.
Gut, die Gefahr zu minimieren, metertief im Dreck zu versinken, raubt vielen die Chance,
tatsächlich metertief im Dreck zu versinken und sich dann selbst daraus wieder zu befreien. Das aber nur in dem Sinn, in dem das Pensionssystem den Menschen die Chance raubt, so viel Geld zu verdienen, dass sie ihren Ruhestand selbst finanzieren können; oder in dem Sinn, in dem das Gesundheitswesen den Kindern einkommensschwacher Gruppen die Chance raubt, reich zu werden, um ihre Behandlung selbst bezahlen zu können.
nein, aber einen Versuch wäre es wert, man hält Drogensüchtige immer für kopfloser als sie wirklich sind, die meisten besitzen einen starken Willen und eine vorläufige "körperliche Entwöhnung" kann in manchen Fällen den gesungheitsprozess unterstützen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das schlüssig ist. Wenn man nämlich einen starken Willen hat, dann hängt der Verlauf davon ab, was man inhaltlich will. Will man von der Droge loskommen, wird man oft genau das schaffen - dann ist der Zwang nicht notwendig. Will man hingegen bei der Droge bleiben, kann man sich dem Zwang widersetzen - dann ist der Zwang sinnlos.
Gerade der starke Wille schiene mir daher eher ein inhaltliches Argument gegen Zwang zu sein.
Auf das Thema "legale Drogen" bin ich absichtlich nicht eingegangen. Das ist wieder ein vollkommen anderes Ding.Auch unterschätzt und mordsgefährlich, aber würde hier den Rahmen eindeutig sprengen.
Ja, die legalen Drogen sind mordsgefährlich und würden im Detail den Rahmen sprengen; ich will jedoch darauf hinaus, dass das Problem, das wir mit "weichen" illegalen Drogen haben (oder aus "weichen" illegalen Drogen machen), in weiten Zügen ein Etikettierungsproblem ist. Dadurch, dass sie verboten sind, drängen sie die Menschen erst richtig auf den Abgrund zu.
Dass es nicht in erster Linie umgekehrt ist, sieht man gerade an den legalen Drogen sehr schön. Die drängen nämlich mindestens ebenso in Richtung Abgrund, sind aber nicht verboten. Ergebnis: Die Konsument(inn)en werden nicht (oder sogar positiv) etikettiert. Bei Alkohol kippt das ab einem gewissen Punkt, aber als Nikotinabhängige/r kann man sich bis zum Tod der Solidarität der Gesellschaft sicher sein.
Manch Junkie hat es schon geschafft aufzuhören, weil er einen Freund elendig hat verrecken sehen an dem verunreinigtem Zeug, solch abschreckende (auch wenn es jetzt herzlos klingt) Beispiele wären dann aus der Welt geschafft und fertig aus.
Dieses Argument finde ich nicht sehr gut.
Meines Erachtens ist es nämlich widersprüchlich.
Entweder ist Heroin ganz furchtbar (meines laienhaften Wissens ist es das). In diesem Fall braucht der/die Süchtige nicht das Beispiel des/der sich prostituierenden, im U-Bahn-WC übernachtenden und mit HIV/HCV infizierten und an den Folgen davon, an den Folgen von minderwertigem Heroin oder an den Folgen des Heroins als solches "elendig Verreckenden". Müsste in diesem Fall nicht die Furchtbarkeit des Heroins alleine schon ausreichende Motivation für den Wunsch sein, davon loszukommen?
Oder aber, Heroin ist gar nicht furchtbar. Sollte das der Fall sein, dann stellt sich die Frage: Warum soll man dann überhaupt um diesen hohen Preis des "elendig Verreckens" vieler die Motivation dafür schaffen, davon loszukommen?
Nur zur Erinnerung: Ich finde Drogen aller Art ziemlich schlimm. Ich kann nicht verstehen, warum jemand die Notwendigkeit sieht, sein Bewusstsein zu verändern ("zu erweitern"). Ich kann nicht verstehen, warum jemand sich enthemmen möchte (Alkohol) und kann nicht verstehen, was daran so toll ist, die Nächte vor arbeitsfreien Tagen überdreht, mit unsicheren Bewegungen, lallender Stimme und reduzierter Selbstkontrolle zu verbringen.
Ich plädiere auch dafür, wirklich alles Erdenkliche zu unternehmen, um zu vermeiden, dass Menschen sich den Drogen ausliefern. Generell verhindern lässt sich das aber sicher nicht, und es würde schließlich auch dem Konzept des eigenbestimmten Lebensvollzugs widersprechen. Eigenbestimmt heißt aber nicht, dass man jemanden, der/die eine falsche Entscheidung trifft, alleine lassen, kriminalisieren oder "elendig verrecken" lassen muss.
Viele Grüße,
N.N.