Irgendjemand hat anklingen lassen (ich weiß nicht mehr wer) wenn Heroin legalisiert würde, würden ja trotzdem nicht alle hinrennen und abhängig werden..... man sollte aber nciht vergessen, das mind. 60 % wenigstens mal EINEN Versuch wagen würden, womit es dann allerdings auch schon zu spät wäre, weil Heroin bekanntlichermaßen bei den meisten schon nach dem 1. Versuch höchst süchtig macht.
Ich bin mir nicht sicher, ob tatsächlich jemand für die Freigabe von Heroin plädiert hat, fände das aber falsch.
Ebenso falsch finde ich es aber, dass in solchen Diskussionen über toleranteren Umgang mit "weichen" Drogen von deren Gegnern häufig die argumentative Keule der Freigabe von (ganz) harten Drogen gezogen wird.
Noch einmal: Ich selbst (und die meisten anderen, die in Richtung einer Änderung der Drogenpolitik argumentiert haben), rufen nach einer Entkriminalisierung "weicher" Drogen. Heroin für alle hat meiner Erinnerung nach kein/e einzige/r Autor/in gefordert. Im Zusammenhang mit harten Drogen gab es nur die folgende Forderung:
Und Entschuldigung, aber: HEROIN IN DER APOTHEKE KAUFEN??? Damit die armen , armen Junkies nicht mehr auf den Strich gehen müssen und das böse, böse, verschmutzte Heroin bekommen? Also Bitte!
Ja, genau das. Und wieso: Also bitte? Wie schon auf Kits Beitrag geantwortet, ist Sucht etwas -vorsichtig gesagt- ziemlich Unerfreuliches. Warum soll man nicht auch schwere und hoffnungslose Lebenssituationen nach Möglichkeit lindern?
Warum werden denn Antipsychotika in der Apotheke verkauft? Nur damit die armen, armen an Psychosen Leidenden nicht mehr von Wahnvorstellungen getrieben durchs Leben hetzen müssen? Warum Insulin? Nur damit die armen, armen Zuckerkranken sich nicht auf dem Schwarzmarkt (der dann ganz rasch entstünde) mit verunreinigtem Insulin versorgen müssen?
Nein, für ganz aus der Luft gegriffen halte ich diese Analogien nicht. Drogensucht
ist eine Krankheit, und in manchen Fällen eine chronische und unheilbare.
Man sollte statt dessen sowas wie Zwangstherapie einrichten, damit die ganzen Junkies wenigstens mal körperlich von dem Zeug runterkommen. Gepaart mit einer psychotherapie wäre das wohl langfristig die bessere Lösung.
Zunächst zum Tatsachensubstrat: Gibt es überhaupt Hinweise darauf, dass Zwangstherapie funktioniert? Und: Zwingen kannst du bestenfalls zu körperlichem Entzug (und bedenkst du auch, wie schwarz der Markt in Gefängnissen blüht?), schon Psychotherapie erfordert Einverständnis und Mitwirkung, um wirksam sein zu können.
Noch schwerer wiegt für mich der Ruf nach Zwang. Dem widerspreche ich aus ideellen und ideologischen Gründen massiv.
Wenn aber ich mich wirklich mit Zwang anfreunden könnte, wäre es dann nicht naheliegend, dass man in erster Linie Raucher/innen, Alkoholkonsument(inn)en und Freizeitautofahrer/innen zwangsentwöhnen müsste? Die nämlich richten wirtschaftlich und gesellschaftlich einen viel größeren Schaden an als die äußerst wenigen Konsumenten illegaler Drogen.
Noch einmal: Selbstverständlich ist die Abwesenheit von Sucht die bessere Lösung. Die lässt sich aber nicht oder nur mit unmenschlichen Methoden erreichen.
Mir liegt aber noch etwas ganz anderes im Magen - korrigiert mich, wenn ich etwas missverstehe. Formulierungen wie "die armen, armen Junkies" (Schandmaul) oder "der Suchti" (Kit) sind im günstigsten Fall nicht sehr respektvoll. Im schlechtesten Fall sind sie pejorativ und drücken Verachtung aus oder zumindest das Gefühl, dass der Sprecher/die Sprecherin sich den so Benannten überlegen fühlt. Nichts davon wäre angebracht, vieles davon menschlich fragwürdig.
Sucht ist kein Charakterfehler, und wenn sie es wäre, dann wäre Hybris ganz sicher auch einer. Sorry, aber jetzt habe auch ich mich ein bisschen aufgeregt - aber nicht über die Diskussion, sondern über den Umgang mit anderen.
Viele Grüße,
N.N.