Im Frühjahr 2020, als die Politiker weltweit verwirrt und ratlos ob der Leichenberge z.B. in Norditalien waren, hat ein Unternehmensberater in seinem
Blog eine Strategie zur Pandemiebekämpfung vorgeschlagen. Er hat dabei verschiedene Sichtweisen aus dem Mainstream der jeweiligen Wissenschaften berücksichtigt: epidemiologische Modelle (die er selbst durchgerechnet hat), aber auch Kosten-Nutzen Analysen der möglichen Maßnahmen.
In Kürze hat er vorgeschlagen, dass man mit radikalen Maßnahmen den Anstieg der Epidemie bekämpfen muss (Hammer = Lockdown) und dann durch ein Spektrum von kostengünstigen Maßnahmen (Testung, Abstandsregeln, …) ein Wiederaufflackern verhindern soll (der Tanz), bis es eine Impfung gibt oder auf "natürliche" Weise die "Herdenimmunität" hergestellt ist, mit einem erneuten Hammer, wenn das nicht klappt. Das Ziel war die Eindämmung der Epidemie, um gleichzeitig die immateriellen Kosten in Form von Krankheit und Tod, und die wirtschaftlichen Kosten in der Form von direkten Ausgaben für das Gesundheitswesen und Verlust der Wirtschaftsleistung einzudämmen. Dieser Blog ist auch von der Wissenschaft als sinnvolle Handlungsanweisung angesehen und den Politikern empfohlen worden. Die Politik weltweit hat diese Überlegungen dankbar aufgegriffen und umgesetzt. (Schweden war eine Ausnahme, wo aber auf Eigenverantwortung und soziale Kontrolle gesetzt wurde. In den USA, Brasilien und anfangs UK lag es an beratungsresistenten Politikerpersönlichkeiten, dass die Maßnahmen nicht umgesetzt wurden und die Todeszahlen explodierten, während die Wirtschaft gleichzeitig crashte.) Das damals vorgeschlagene Konzept ist bis heute nicht durch ein besseres Konzept ersetzt worden. Dass wir in Österreich nunmehr wieder wochenlang im Lockdown sind, liegt an der schlechten Umsetzung der Dance-Strategien.
Es ist also falsch, dass Wissenschaftler die Politik diktiert hätten und dabei die Scheuklappen ihres Fachbereichs nicht abgenommen hätten. Sondern die Politik hat das Konzept eines Unternehmensberaters übernommen (das passiert praktisch bei allen wichtigen Entscheidungen … Politiker geben allenfalls grobe Rahmenbedingungen vor) und für das Tagesgeschäft, die Überprüfung der einzelnen Parameter dieser Strategien wurden Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen als Berater herangezogen. Dass es nun so aussieht, als entscheiden die Berater, ist ja auch aus anderen Bereichen bekannt (Gerichte: Gutachter geben praktisch vor, was Sache war), doch die Politik hängt nicht am Gängelband der Berater: Wer justament eine andere Politik will oder wollte (Trump, Bolsanaro) konnte und kann sie durchsetzen (mit anderen Beratern).
Wenn dir die Politik nicht passt,
@Mitglied #473739 , steht es dir aber in einer Demokratie frei, ein alternatives Konzept zu entwickeln und es öffentlich zu bewerben. Allerdings ist der Zug schon vor einem Jahr abgefahren. Du musst also sehr gute Argumente vorbringen und zumindest in irgendeiner Wissenschaftsdisziplin musst du dich durch hervorragende Leistungen ausgezeichnet haben, um heute noch gehört und ernstgenommen zu werden. (Schwurbologie zählt noch nicht zu den anerkannten Wissenschaften. Die beste Strategie für dich, um Gehör zu finden, wäre es wohl, dass du dich zuerst um die Einrichtung eines Lehrstuhls für Schwurbologie an jeder Universität des Landes einsetzt - du wärst ein würdiger Lehrstuhlinhaber.)