Gesundheit von Sexworkerinnen ...

interessant wär doch wieder vermehrt darüber nachzudenken wie ein gscheites lösungsmodell aussehen könnte. in gleicher weise für die sw wie für deren gäste.

Ich halte eine freiwillige Untersuchung für sinnvoller verbunden mit optionaler Hepatitis und HPV Impfung mit der Verpflichtung sich bei jeder STI des SW zu enthalten. Veröffentlicht unter den Arbeitsnamen der SW im internet und einem (Papier)Nachweis ohne Klarnamen aber mit Foto. Dazu ein aktives Programm zur Information und Motivation zur Untersuchung der SW und deren Gästen. Dezentral und (auch) mobil.

Es wären bei einem solchen Programm mehr SW erreichbar, als sich derzeit der Kontrolluntersuchung unterziehen. Das Wissen über Krankheiten, Infektionswege und Gefahren ist bei SW derzeit zum Teil erschreckend gering, hier könnte man sehr viel zur Vorbeugung beitragen. Und als sehr wichtigen Punkt wäre es transparent, welche Anbieterin sich einer Untersuchung und einer optionalen Impfung unterzieht, es würde ein Bewusstsein für die Gefahren geschaffen und die Selbstberuhigung "sie wird schon zur Untersuchung gehen" würde wegfallen.
 
interessant wär doch wieder vermehrt darüber nachzudenken wie ein gscheites lösungsmodell aussehen könnte. in gleicher weise für die sw wie für deren gäste.

Danke für den neuen Diskussionsansatz!

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Die nahe liegenden sind Variante A, das Modell in Deutschland, oder Variante B, der Versuch, das bestehende System zu "reparieren".

Variante A basiert auf der Freiwilligkeit der Untersuchungen. In Deutschland haben die Gesundheitsbehörden mancher Städte schon lange vor dem Prostitutionsgesetz 2002 diese Politik verfolgt. (Nachdem der Ausschuss gegen Frauendiskriminierung/CEDAW das deutsche System - in vergleichsweise milder Form - kritisiert hat, hat die deutsche Regierung mit diesem Gesetz rasch reagiert.) Es stimmt, dass dann zunächst bei manchen Behörden gähnende Leere war. Das hat dann zu einem Umdenken zu Kundenorientierung gezwungen, bei simplen Dingen, wie den Öffnungszeiten, dem Zugehen auf Sexworker, usw. Und siehe da, solche Angebote wurden auch angenommen (oben Studie aus Köln)! Im Hinblick auf solche Möglichkeiten sollte Variante A keinesfalls zum Anlass für eine Stellenreduktion im Bereich der Gesundheitsämter werden.

Variante B geht von einer unveränderten Gesetzeslage aus. Als erste Sofortmaßnahme müsste die Möglichkeit geschaffen werden, sich die Untersuchungen auf eigene Kosten bei einem Arzt eigener Wahl machen zu lassen. Als zweite Sofortmaßnahme müssten die Öffnungszeiten ganzztägig sein - sonst lassen sich 1.500 bis 2.000 "Kundinnen" (was die Sexworker in Wirklichkeit sind) nicht bedienen. Als dritte Sofortmaßnahme wäre das Personal aufzustocken und in menschlichem Umgang zu schulen, eventuell parallel dazu das Raumangebot zu erhöhen. Wer nicht nach diesen zu neuen - zu erlassenden - Richtlinien handelt, soll auch entlassen werden können. Schließlich wäre für die Sicherheit der Sexworker zu sorgen (Security: kein Zutritt im Bereich der Untersuchungsstelle für Außenstehende, wie Zuhälter, Verhinderung von gewalttätigen Auseinandersetzungen). Das sind aber nur die ersten Maßnahmen, weitere Verbesserungen, die auf die Lebensbedingungen der Kundinnen Rücksicht nehmen, müssten in kurzer Frist folgen, wie z.B. eine Kinderbetreuung (viele Sexworker sind Mütter mit Kleinkindern, deren Lebenspartner tagsüber im Beruf sind und nicht auf die Kinder aufpassen können). Klar ist, dass das Geld kostet (im Unterschied zu Alternative A).
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wären bei einem solchen Programm mehr SW erreichbar, als sich derzeit der Kontrolluntersuchung unterziehen. Das Wissen über Krankheiten, Infektionswege und Gefahren ist bei SW derzeit zum Teil erschreckend gering,

...aber wenn dieses wissen schon jetzt so gering ist wie du sagst - impliziert das doch, dass sich noch weniger freiwillig mit möglichen gefahren auseinandersetzen würden; und es setzt voraus, dass die kunden vermehrt nach einem "deckel light" (ich nenn das modell das du in deinem posting beschrieben hast mal so) fragen. ich wär mir nicht so sicher, dass sie das tun werden.
 
In Deutschland ist die Erfahrung (Modell A und modifiziert als Modell @Bulsara), dass sich Safer Sex in viel strikterer Form durchgesetzt hat, als in Österreich: Als tabulos gilt eine Sexworkerin, wenn sie Oralverkehr ohne Gummi (wenn auch ohne Vollendung) anbietet.

In allen Modellen wäre aber die wichtigste Aufgabe nicht die Untersuchung, sondern die Aufklärung der Sexworker (insbesondere auch, welche Untersuchung nun durchgeführt wurde, welche sinnvollen Untersuchungen aber nicht), und möglichst auch der Kunden.
 
...aber wenn dieses wissen schon jetzt so gering ist wie du sagst - impliziert das doch, dass sich noch weniger freiwillig mit möglichen gefahren auseinandersetzen würden; und es setzt voraus, dass die kunden vermehrt nach einem "deckel light" (ich nenn das modell das du in deinem posting beschrieben hast mal so) fragen. ich wär mir nicht so sicher, dass sie das tun werden.

Weil dieses Wissen gering ist, braucht es Aufklärung und Information. Nicht in einem Amt, sondern vor Ort.

Ich kann natürlich die Gäste nicht so genau beurteilen, ich glaub aber, dass viele an einer Minderung der Gefahren interessiert sind. Vor allem dann, wenn sie sich nicht auf eine "offizielle Kontrolle" verlassen können, die ja aufgrund der geringen Zahl der legalen SW und anderer Mängel nur eine Scheinsicheheit bietet.
 
Ich denk mal, da geht es nicht nur um diese wöchentliche Untersuchung, auch wenn sie erniedrigend und frauenfeindlich ist. Sehr vielen (und das weiß ich aus persönlichen Gesprächen) geht es um die Registrierung und "Brandmarkung" als Prostituierte, wenn sie sich mal als solche angemeldet hat. Das betrifft jetzt nicht nur Studentinnen. Auch wenn du sonst irgendwann mal was brauchst oder einen öffentlichen Job haben möchtest. JEDER gelernte Österreicher weiß, dass so eine Eintragung NIEMALS gänzlich gelöscht wird und verschwindet. Der nächste Faktor ist das Finanzamt.................bis jetzt wurde immer "nur" um Gesundheit diskutiert. Das macht aber sicher nur 50% der Abneigung gegen die Registrierung aus.
 
du hast sicher recht. nur wenn der thread "gesundheit von sexworkerinnen heisst"...

wiewohl natürlich des alles auch ineinandergreift.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß schon, nur greift das eine ins andere und der Hauptgrund ist sicher nicht die Gesundheit. Ich kenn keine SW die selbst krank werden möchte. Darum muss zur Untersuchung eine andere Möglichkeit gesucht und geschaffen werden.
 
Im Kurier ist ein Artikel erschienen, wo es auch um die Untersuchungsstelle gegangen ist:

Quelle: Anna Thalhammer: Betroffene berichten, Kurier vom 20. Mai.

Unten ist ein Ausschnitt:

Alle drei Frauen zahlen Steuern und Sozialversicherung. Trotzdem haben sie kaum Rechte, sondern vor allem Pflichten. Eine ist, ein Mal wöchentlich zur Zwangsuntersuchung zu gehen, um den sogenannten "Deckel" zu bekommen - einen Ausweis, den sie stets mit sich führen müssen. "Was sich da abspielt, ist unter jeder Kritik", sagt Katrin.

Von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr fertigt die MA 15 (zuständig für Gesundheit und Soziales) mit durchschnittlich vier Ärzten rund 2000 Frauen und Männer ab. Schlangen bis vor die Tür, Mütter, die stundenlang mit ihren Kindern warten. Eine Frau wird beim KURIER-Lokalaugenschein Montagfrüh in Handschellen von der Polizei vorgeführt. Informationen zu Gesundheit und Geschlechtskrankheiten sind weder auf Deutsch noch in anderen Sprachen zu finden. Katrin erzählt von einem "Kübel mit Schaum, in dem das gebrauchte Besteck liegt" und von nassem Besteck, mit dem sie untersucht wurde. Sterilisierte Geräte sind üblicherweise nicht nass. "Ich glaube, dass das direkt aus dem Kübel kommt", sagt sie.

Die Zwangsuntersuchung, die es seit 1873 gibt, wird in nur mehr drei EU-Staaten durchgeführt. Die UNO sieht darin einen Verstoß gegen die Menschenrechte und hat Österreich deswegen eine Rüge erteilt. Auch die Weltgesundheitsorganisation spricht sich gegen Zwangsuntersuchungen aus.

"Wen schützt das?", sagt Carmen. "Die Freier wollen dann eher ohne Gummi, weil sie glauben, die Frauen sind gesund. Aber wenn ich Aids habe, bringt eine wöchentliche Untersuchung nichts." Clara arbeitet illegal, weil sie sich die Untersuchungen am Magistrat nicht antun will. "Ich gehe aber ein Mal die Woche freiwillig zu einem Arzt meines Vertrauens. Ich lasse mich nicht wie ein Virus behandeln, denn das bin ich nicht."

Wie daran zu sehen ist: Sexworker lassen sich durchaus regelmäßig untersuchen - aber sie lehnen die derzeitige Form der verpflichtenden Untersuchung (manche mit Handschellen vorgeführt) ab.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie daran zu sehen ist: Sexworker lassen sich durchaus regelmäßig untersuchen - aber sie lehnen die derzeitige Form der verpflichtenden Untersuchung (manche mit Handschellen vorgeführt) ab.

ich les da nur, dass sich Clara regelmässig freiwillig untersuchen lässt :cool:
 
ich les da nur, dass sich Clara regelmässig freiwillig untersuchen lässt :cool:

Die beiden anderen gehen zur Untersuchungsstelle: Also 3 SW, eine "illegal", alle gehen sie sich regelmäßig untersuchen (1 privat): Unter dieser Stichprobe gibt es hinsichtlich Untersuchungshäufigkeit keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen registrierten oder nicht-registrierten SexworkerInnen. ;)
 
Ich kann bestätigen: 3 Damen - davon 2 "mit Deckel" - und 1 ohne "Deckel" - alle 3 betonten unabhängig von einander, dass sie zusätzlich zum Arzt (Originalzitat "des Vertrauens") gehen. Die Dame ohne Registrierung sprach von "wöchentlich" - die anderen beiden Damen nannten keinen Zeitraum

Liebe Grüße

christian
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein freiwilliges, niederschwelliges, System besser angenommen wird, für eine bessere Gesundheit sorgt, Illegalität und Zwang einschränkt und sowohl zur Volksgesundheit als auch zur physischen und psychischen Gesundheit der SW einen wesentlichen Beitrag leistet.
In einer idealen Welt sind alle Prostituierten selbstbewusste, starke, unabhängige Frauen. Für die ist dein Ansatz sicher der bessere.

Solange es aber in Wien Mädchen gibt, die den Studiobetreiber um Erlaubnis fragen müssen, bevor sie auf einen Kaffee gehen dürfen, sehe ich genau die Pflichtuntersuchung als, wenn auch kleine, Möglichkeit, auch einmal außerhalb des Studios Kontakte zu knüpfen und so vielleicht erste Schritte aus der Abhängigkeit zu wagen. Zu einer freiwilligen Untersuchung würde sie der "Chef" nämlich niemals hinschicken.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

hier geht es um die regelmäßige untersuchung von sw's.. mir stellt sich hier aber die frage, wie es da mit den "kunden" aussieht.. vl denke ich da nun etwas verkehrt, aber kann eine sw das von ihrem kunden auch einfordern? nur mal rein theoretisch gesehen...
 

hier geht es um die regelmäßige untersuchung von sw's.. mir stellt sich hier aber die frage, wie es da mit den "kunden" aussieht.. vl denke ich da nun etwas verkehrt, aber kann eine sw das von ihrem kunden auch einfordern? nur mal rein theoretisch gesehen...

Zu was hat man Kondome erfunden? Jeder der eine Hure ohne Kondom vögelt ist sowieso ein Selbstmord Kandidat. Mit oder ohne Untersuchung
 
Solange es aber in Wien Mädchen gibt, die den Studiobetreiber um Erlaubnis fragen müssen, bevor sie auf einen Kaffee gehen dürfen, sehe ich genau die Pflichtuntersuchung als, wenn auch kleine, Möglichkeit, auch einmal außerhalb des Studios Kontakte zu knüpfen und so vielleicht erste Schritte aus der Abhängigkeit zu wagen. Zu einer freiwilligen Untersuchung würde sie der "Chef" nämlich niemals hinschicken.

Ein gutes Argument.

Doch eine Pflichtuntersuchung lässt sich nur durch den dafür vorgesehenen Zweck rechtfertigen. ;)

Zu was hat man Kondome erfunden? Jeder der eine Hure ohne Kondom vögelt ist sowieso ein Selbstmord Kandidat. Mit oder ohne Untersuchung

Von STDs hast aber keine Ahnung. :fragezeichen:
 
Solange es aber in Wien Mädchen gibt, die den Studiobetreiber um Erlaubnis fragen müssen, bevor sie auf einen Kaffee gehen dürfen, sehe ich genau die Pflichtuntersuchung als, wenn auch kleine, Möglichkeit, auch einmal außerhalb des Studios Kontakte zu knüpfen und so vielleicht erste Schritte aus der Abhängigkeit zu wagen.

Zwischen den Zeilen spukt bei diesem Beitrag das Gespenst der "Zwangsprostitution". Das gibt es in geringem Ausmaß auch, mir ist aber kein einziger Fall bekannt, wo ein Opfer von Zuhälterkriminalität durch die Kontrolluntersuchung entdeckt worden wäre. Selbst in Verdachtsfällen hat die behördliche Routine Vorrang, wie folgendes Beispiel zeigt:

Quelle: Falter vom 27.6.2007

„So jung sind Sie noch?“, murmelte K[...] kürzlich [...] Kaum hatte K[...] dies ausgesprochen, brach die junge Frau in Tränen aus. K[...] sagt: „Ich konnte sie kaum mehr beruhigen.“ Der mitgekommenen Freundin der Rumänin sagte die Sozialarbeiterin, sie möge sich doch um diese kümmern. „Viel mehr“, erklärt K[...], „konnte ich nicht für sie tun. Ich spreche ihre Sprache nicht, und hier steht die behördliche Arbeit im Vordergrund“.

Im Regelfall wenden sich Opfer an Freier um Hilfe, nachdem sie zu ihnen bei mehreren Besuchen Vertrauen gefasst haben.

Zu einer freiwilligen Untersuchung würde sie der "Chef" nämlich niemals hinschicken.

So eine Untersuchung wäre ja auch nicht mehr freiwillig.
 
Zuletzt bearbeitet:
in kenn mi langsam nimmer aus :mrgreen:



gut... is ja doch schon ein paar seiten her :cool:

Hab ich irgendwo geschrieben, dass man sich zwangsläufig bei ao mit einer tödlichen Erkrankung infiziert. :fragezeichen:

STDs sind unangenehm, manchmal mit gravierenden Folgen für die Gesundheit verbunden und sehr selten tödlich. Auf jeden Fall von Selbstmord meilenweit entfernt.

Natürlich schützen Kondome, aber kaum vor dem Tod, sondern lediglich vor einer zumeist nur mehr oder weniger unangenehmen Erkrankung.
 
Zurück
Oben