"Slawische Steiermark" klingt heute, wenn das österreichische Bundesland gemeint ist, etwas befremdend, fast provokant. Bis 1918 noch war die Steiermark ein teilslawisches Land und Graz eine teilslawische Hauptstadt. Nach der Abtrennung der slowenischen Untersteiermark zog man einen Schlußstrich unter alles Slawische, konnotierte es negativ mit "fremd" und "feindlich" und verdrängte jeden Bezug zur Steiermark aus dem Bewußtsein. Die Verdrängung galt den Restslawen an der Grenze, in der Hauptstadt Graz und in den Bergwerks- und Industriezentren der West- und Obersteiermark, und sie galt dem slawischen sprachlichen Erbe, der slawischen Herkunft eines bedeutenden Teils der Namen unserer Berge, Gewässer, Fluren und Siedlungen und unserer Menschen. Die Verdrängung geschah in der Öffentlichkeit, in der Politik, in der Schule, und sie erfolgte auch im fachwissenschaftlichen Leben.