Dass es vor Tausenden Jahren und bei Naturvölkern in der Karibik und in Ozeanien doch keine fixen Zweierbeziehungen gab, sondern wechselnde Sexualpartner, traue ich mich auf Grund der verbissenen Ideologisierung des Themas in einer Art "Glaubensfrage" schon kaum mehr zu erwähnen, um der Gefahr zu entgehen, von der "monogamen Fraktion" zerfetzt zu werden . . .
Schon. Das Problem ist halt, dass wir nicht vor tausenden von Jahren leben, und dass wir auch nicht in Ozeanien leben, sondern hier und heute.
Und da ist es eigentlich wurscht, wie die Leute in Ozeanien damit umgehen, sondern maßgeblich ist, wie sich die Kultur in unserem eigenen Lebensraum (Mitteleuropa
) entwickelt hat. Unabhängig davon, ob einem persönlich diese Entwicklung passt oder nicht.
Außerdem würde mich noch interessieren: Könnte die dritte Form der Polygamie (mehrere Frauen und mehrere Männer sind miteinander verheiratet), die es ja zumindest theoretisch auch gibt, eurer Meinung nach funktionieren?
Ich verstehe die Frage nicht ganz.
Meiner Meinung nach kann jede Beziehungsform funktionieren, unabhängig von der Zahl der beteiligten Personen und unabhängig von der Aufteilung der Geschlechter, vorausgesetzt natürlich, dass sich Menschen zusammen finden, welche von dieser Beziehungsform überzeugt sind und diese auch leben wollen. Und diese dann auch mit den anderen beteiligten Menschen leben wollen bzw. leben können.
Es ist also weniger eine Frage der möglichen Funktionalität, die Schwierigkeiten werden eher darin liegen, eine ausreichende Besetzung für eine mehrköpfige Beziehungsform zu finden. Und die Schwierigkeit wird vor allem darin liegen, wie sich diese Menschen im Laufe der Beziehung einzeln entwickeln. Das kann, wie wir wissen, bereits in Beziehungen problematisch werden, an denen nur zwei Menschen beteiligt sind. Und mit jedem Beziehungspartner, der zusätzlich eingebunden ist, potenziert sich natürlich die Zahl der möglichen Probleme.
In meinen Augen ist demnach die Frage nicht,
ob Beziehungen zwischen mehreren Menschen funktionieren können, sondern eher,
wie lange solche Beziehungen in der Praxis funktionieren werden. Da gibt's ja einige polyamouröse Modelle, welche ich kenne, und welche allesamt nur von begrenzter Dauer waren. Trotz aller anfänglicher Euphorie.
Polygamie ist in unserer Gesellschaft verboten! Das steht fest! Der Punkt ist aber, dass in vielen Beziehungen sexuelle Unzufriedenheit herrscht und Mann/Frau auf der Suche nach sexueller Befriedigung sind.
Was Du meinst, bezieht sich auf Eheschließungen. Ehen kann es von Gesetzes wegen nur zwischen zwei Personen geben.
Beziehungen sind in jeder nur denkbaren Form erlaubt, solange die Beteiligten mündige Personen sind und freiwillig an der Beziehung teilnehmen.
Wenn ich streng am Gegensatz der Eingangsfrage Monogamie vs. Polygamie festhalte, muss ich einwenden, dass polygame Familien genauso Familien wären und genauso funktionieren könnten bzw. das auch in Gesellschaften früherer Zeiten getan haben.
Früher war ja alles besser ....
Wir wissen aber doch gar nicht, ob diese Beziehungen in früheren Gesellschaften wirklich so gut funktioniert haben, wie wir das heute zu wissen glauben. Dass sie aus Sicht der Männer gut funktioniert haben, das bezweifle ich nicht. Nur: man hört so wenige Zeugnisse von
Frauen der damaligen Zeiten. Das könnte vielleicht daran liegen, dass die Frauen damals so gut wie keine Rechte hatten, und sich - egal ob mono- oder sonstwie-gam - sowieso nehmen mussten, was man ihnen gegeben hat, ohne sich irgendwie dafür oder dagegen entscheiden zu können.
Dass ich das Funktionieren polygamer Familien nicht von Haus aus für ausgeschlossen halte, habe ich schon weiter oben ausgeführt. Aber ich bin überzeugt davon, dass die Probleme, welche in Beziehungen zwischen zwei Personen auftreten können, genau so in Beziehungen zwischen mehr Menschen auftreten können und auch werden.
Nehmen wir nur das oft gehörte Beispiel, dass sich so ein armer eingekerkerter Ehemann nach ein paar Jahren mit seiner Angetrauten sexuell langweilt, und Verlangen nach neuer Haut verspürt, welche er liebkosen kann. Natürlich nicht aus eigenem Verlangen, sondern weil ihn die Gene anspornen, seinen Samen weitflächiger zu verbreiten.
Für so einfältige Menschen wird's wurscht sein, ob er eine Frau hat, oder zwei oder drei - dem wird sowieso nach einer gewissen Zeit langweilig werden, weil das Bubi ja immer was Neues haben will zum Spielen.