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Meine Haare haben ihre Wurzel nicht in Indien
Die Idee der Gewaltfreiheit gegenüber allen Lebewesen ist nicht unbedingt auf den Hinduismus in Indien begrenzt - auch in Europa gibt es genug Personen, die der Gedanke empört, dass Tiere unnötig gequält werden, weil sie sich dann mit geringfügig höherem Profit verwerten lassen (als Rohmaterial für Pelze, Diskontfleisch, Billigeier, Tierfutter, usw). Dagegen zu demonstrieren ist gerechtfertigt und entspricht einer respektablen ethischen Haltung. Auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat dies in der Entscheidung Verein gegen Tierfabriken gg Schweiz vom 28.06.2001 bestätigt.
Und was hat das mit den Tierschützern zu tun
Gemeint war: Die Firma Kleiderbauer ist bekannt für ihre agressive Strategie gegenüber Geschäftspartnern, z.B. Klagen gegen Einkaufszentren, die an Mitbewerber vermieten. Wenn Tierschützer protestieren, hat eine Firma jedenfalls zwei Optionen: Sie deeskaliert und steigt in die Diskussion ein (z.B. Einrichtung von Garantiesystemen für artgerechte Haltung der Tiere, wie bei den Biofleisch-Linien) ... oder sie will die negative Publizität nutzen und trägt zur Eskalation bei, etwa durch Interventionen im Innenministerium zum Einsatz von Polizeigewalt. Hätte die Firma Kleiderbauer gegenüber den Tierschützern eine weniger aggressive Politik verfolgt, wäre es wohl nicht zum Prozess gekommen.
Allerdings ist der Firma Kleiderbauer kein Vorwurf für die demokratiepolitisch bedenklichen Begleiterscheinungen des Tierschützerprozesses zu machen: Wenn es in Österreich möglich ist, dass eine Firma polizeiliche Ermittlungen "bestellen" kann, und wenn es in Folge möglich ist, dass Gesetze zur Unterdrückung der Zivilgesellschaft missbraucht werden können, dann liegt der Fehler nicht bei einem Kleiderhändler, sondern im politischen System. Der Fehler muss dann vom Gesetzgeber korrigiert werden.
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