So jetzt muss ich Euch mal mit einer schwierigen Thematik befassen.
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Schwierig ist es wohl nur, wenn man es als schwierig wahrnimmt... oder?
Und - du musst auch nicht. Außer du verspürst ein "müssen" - zB aus eigener Hilflosigkeit heraus.
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Betrifft mich zum Glück selbst nicht, aber ich bin "als Freund der Familie" dennoch involviert.
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Lieber Quantensprung - fühlst du dich verpflichtet, oder bist du darum ersucht worden?
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Situation:
Studienkollege ist seit knapp 20 Jahren mit seiner Frau verheiratet,
sie haben ein Kind im Teenageralter.
Klassische Speckgürtelvorortidylle, Kind, Hund, Haus mit Pool, ....
Beide sehr glücklich miteinander -
bis ein Unfall den MANN durch ein Schädelhirntrauma mehr oder minder
in ein Kleinkind zurückgebombt hat. Er lebt jetzt in einer Betreuungseinrichtung
für solche Fälle - ein Pflege daheim wäre nicht möglich. Er ist eine "unguided missile".....
Das Leben - ein Schein und Trug. Man glaubt, man sei erfolgreich, unverletzlich.... etc.
Bis ein Riss in der Realität den Horizont hinter der Kulisse zeigt.
Es ist tragisch und mag ungerecht und unerwartet wirken - aber nichtsdestotrotz, ist es das was im eigenen Leben und in anderen jeden Tag geschehen kann.
Unfälle, Krankheiten....
Und blickt man etwas in der Welt umher - was gibt es nicht alles an Schicksalen wahrzunehmen?
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Nun ist die Frau etwa Mitte 40, quasi in der Blüte ihrer Jahre - und ich weiß nicht,
was ich ihr raten soll. Neben Arbeit, den Teenager großziehen etc. hat sie sicherlich
doch auch ein Bedürfnis nach einer Partnerschaft - doch wie soll sie das lösen ?....
Fühlst du dich zum "zu Raten" aus dir heraus zum "Sollen" gedrängt? Deine Initiative?
Oder kommt diese Spannung von ihr - und du bist sozusagen passiv hineingeraten? Nein "Freund der Familie" akzeptiere ich NCHT als Begründung.
Hat sie dir ihre Bedürfnisse, ob befriedigt oder unbefriedigt, mitgeteilt? Oder vermutest du aus deinen Erwartungen heraus?
Woher nimmst du die Annahme, dass sie ein Bedürfnis nach Partnerschaft hat?
Hat sie überhaupt schon trauern können? War dazu Zeit und Ruhe?
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Mal ab und an hormonellen Ausgleich kriegt sie sicher - wenn sie ihn will - sie ist recht attraktiv.
Aber sie will sicher mehr, als ab und an durchgevögelt zu werden -....
Wissen oder Vermutung?
Vielleicht zerbrichst du dir auch nur den falschen Kopf?
Bitte, bevor ich missverstanden werde - genau abklären, was ihre Anliegen und welche die deinigen sind. Hänge ihr bitte nicht deine Annahmen um. Du tust damit vielleicht dir etwas Gutes, aber ihr ziemlich sicher nicht.
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Einerseits liebt sie ihren Mann, aber der hat nix mehr mit dem Mann zu tun,
in den sie sich verliebt und auch geheiratet hat...
Doch. Er ist nach wie vor derselbe Mensch.
Und wenn sie noch Liebe zu und für diesen Menschen empfindet - dann will ich hier meine große Bewunderung und Unterstützung ausdrücken.
Übrigens - man ist keinen Tag im Leben mit dem Menschen zusammen, in den man sich verliebt hat. Nur so nebenbei.
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Eine "Zweitbeziehung" daneben ?.....
Du sagst es nun selbst - Zweitbeziehung.
Nicht daneben - mitten drin (ist hier auch schon angeführt worden!)
Aber das hängt zuerst von ihr und ihren Entscheidungen ab. Auch von den Reaktionen ihres Mannes - und wie du richtig schreibst - vom potenziellen anderen Partner.
Mein Tipp - wenn das als Weg in die Zukunft erscheint - dann mit seriöser professioneller Begleitung. Es gibt Menschen, die das begleiten können.
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Und natürlich: wie reagiert seine Familie drauf -
die sind noch dazu recht konservativ - andererseits helfen sie ihr natürlich sehr
sehr viel - auch finanziell...
Konservativ heißt nicht "unverständig".
Falls, wenn, etc ... ich komme auf die Begleitung zurück. Keine Beziehung, keine Ehe ist nur eine Angelegenheit zwischen zwei Menschen. Es sind immer andere mitbeteiligt. Über Erziehung, über Erfahrungen, real oder als Erinnerungen...
Wie weit sie eingebunden werden können - und wollen - kann niemand von außen sagen.
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Vielleicht hat ja jemand da Erfahrungen - würde mich über alle konstruktiven Beiträge...
Ich hoffe, ich konnte auch, gemeinsam mit den vielen guten Kommentaren in diesem thread, etwas für dich beitragen. Aus und vor meinem Erfahrungs- und Lernhintergrund.
Wer immer in diesem Prozess und in dieser Situation beteiligt und involviert ist - sollte zuerst die Offenheit und Bereitschaft zum Erlernen und Lernen von Neuem erkennen. Mit den Modellen der Vergangenheit ist diese Situation nicht bewältigbar.
Und dann eröffnen sich wie von selbst neue Ausblicke.
Und das schreibe ich, weil ich heute noch hier sitzen kann, und (wieder) schreiben kann.
Offene Herzen! Wünsche ich euch.