Stellt sich die Frage, ob es grundsätzlich moralisch legitim ist, sich von einem Partner bei unvorhersehbarer Krankheit/ Behinderung trennen zu wollen, oder möglicherweise die Art der Beziehung zu ändern/ nur noch freundschaftlich fortzuführen/ Fremdgehen zu dulden, etc.
Ich denke, es wäre nicht verwerflich, nach Lösungen zu suchen.
Ich denke, dass es hier weniger um den moralischen Aspekt geht, sondern darum, was eine chronische Erkrankung, die zur 24 Stunden-Hilfe führt, mit einem Menschen macht. Ich kenne einige Männer mit MS, die noch immer verheiratet sind und deren Beziehung auf eine neue Ebene gebracht wurden. Auch einige Frauen mit MS habe ich kennengelernt. Es kommt stark auf den Krankheitsverlauf an und auch, wie der/die Betroffene selbst damit umgeht.
Der Cartoonist Phil Hubbe zB hat seine Behinderung (MS) künstlerisch verarbeitet (übrigens herrlich böse). Andere wiederum verzweifeln, resignieren, lehnen ab und verweigern die Tatsachen. Ja, das kann eine Beziehung und das gesamte Umfeld stark belasten.
Anders gefragt: Ist es legitim und moralisch korrekt, dass man sich selbst zu erst schützt und dann überlegt, ob man sich so einer Aufgabe stellt? Ist man selbst so gefestigt? Die Meisten würden wohl gehen, andere nicht. Ja, fair ist es nicht, das steht ohne jeden Zweifel, aber wäre es verständlich?
Es gibt hier genug Männer und Frauen, die damit kein Problem haben, ihre PartnerInnen zu verlassen, wenn sie/er zunimmt oder sich halt körperlich verändert. Eine Erkrankung/Behinderung ist dann schon ein ganz anderes Kaliber, das bekommen die Wenigsten hin - weil es sie selbst an ihre Verletzlichkeit und auch Verfall erinnert. Niemand ist vor Krankheit gefeit, selbst die Schönsten und Fittesten unter uns - (i eh ned).
Ich denke, in so einer Situation ist es wichtig, ein gesundes Umfeld zu haben. Freunde, Verwandte, Menschen, die einem in den Schüben (und die können wirklich heftig sein) zur Seite stehen. Und nonaned gute medizinische und therapeutische Unterstützung. Letztendlich gehts doch um den/die Betroffene/n und nicht den Partner, der sich jeder Zeit neu orientieren kann.