... Toleranz ist was anderes und gerade in diesem Beruf und in diesen "Künstler"kreisen (für mich ist Poier es keinesfalls, er ist ein Popanz) sollte man jede Menge davon besitzen.
Was "Toleranz" bedeutet, ist in Wirklichkeit viel subjektiver, als man ahnt. Viele Menschen halten sich für tolerant, und meinen aber in Wirklichkeit "tolerant ist jemand, der genauso denkt wie ich". Es gibt viele Arten von Toleranz. Für mich bedeutet Toleranz auch: man respektiert das Fremde, Andere, und auch die andere Meinung, selbst wenn sie einem Schmerzen bereitet. Oder, man hört sie sich zumindest einmal an.
Wenn ich mir die politische Landschaft hier bei uns anschaue, ist diese Toleranz bei den Rechten nicht zu finden (was jetzt die wenigsten sehr überrascht), bei den Linken aber beinahe genauswenig.
Zu Alf Poier: so wie er sich (schon immer, also auch in den Jahren davor) ausgedrückt hat, erkennt man deutlich, dass er auf billige Zustimmung nie aus war. Er hat sich auf brachiale Art über Konventionen oder anerkannte Regeln der Korrektheit hinweggesetzt. Das kreide ich ihm nicht an (weder früher, noch aktuell). Denn: diese Art von Grenzüberschreitung ist notwendig dafür, dass das intellektuelle Klima eines Landes lebendig bleibt. Gerade die Linke sollte das nicht vergessen. Ich denke, die Linke sollte lernen (in gewissen Rahmen) Grenzüberschreitungen zu ertragen, weil sie für ihre eigene Tätigkeit das Prinzip der Grenzüberschreitung AUCH BENÖTIGT. Wenn man also dieses Prinzip leichtfertig über Bord wirft, weil es einem im Moment gerade in den Kram passt, wird man später durch diese eigene Tat dann möglicherweise einmal bestraft werden.
Der andere Fall wäre, dass sich die Linke inzwischen so stark als Teil des Establishments fühlt, dass sie selbst Mechanismen der Kontrolle und Zensur schon wieder befürwortet. Eine Vorstellung, die ich nicht unamüsant finde...
Dass gerade eine Frau den Alf Poier als Zumutung empfindet, kann ich wiederum verstehen, mit seinen bisherigen Äußerungen hat er sich bei dieser Gruppe ja nicht besonders beliebt gemacht. Aber, auch dabei hat er einige ganz originelle Aspekte angesprochen. Z.B. seine Kritik an den weiblichen Kabarettistinnen (vor einigen Jahren). Denen hat er vorgeworfen, dass sie ihre Texte nicht selbst schreiben, sondern einen männlichen Pointenschreiber benötigen, um über die Männer zu schimpfen. Dass er sich damit keine Freundinnen unter den Frauen macht, kann ich verstehen. Aber, vielleicht hat diese Kritik ja damals auch gestimmt. Ich würde es so sehen: wenn man nach der Wahrheit sucht, muß man GERADE auch bei fremden Meinungen suchen, und auch dann, wenn sie einem weh tun. Da hilft nichts.
Was mich an Alf Poier bezüglich seinen aktuellen Äußerungen stört, ist nicht die Unkorrektheit, sondern dass er sich gegen eine Minderheit stellt. Ein Kabarettist, oder ein Künstler wird nie viel toleranter sein, als der Rest der Bevölkerung, das erwarte ich gar nicht, noch glaube ich es überhaupt
Aber ich erwarte mir von einem Künstler, dass er auf der Seite der Minderheiten steht, und nicht auf der Seite der Etablierten und des Mainstreams. Das zählt für mich. Und dass Poier offensichtlich Beifall von Strache bekommt, ist auch ein Alarmzeichen, das ihm zu denken geben sollte.
Möglicherweise wollte Poier aber auch einfach nur wieder in die Medien, ich habe gehört, dass er in nächster Zeit auch ein Buch herausgeben will.