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Bleiben wir bei den Türken aus der threadüberschrift.
Die Türkei ist ein Land mit einer säkularen Verfassung. D.h. es gibt dort keine Scharia, kein islamisches Recht, keine Polizisten die glaubenskonforme Bekleidungsvorschriften oder Verhalten kontrollieren. Obwohl dort eine Partei den Ministerpräsidenten stellt, die in ihren Wahlkämpfen mehr islamische Identität verspricht. Das einzige was sie in dieser Richtung verändert haben: Es ist nun in der Türkei Frauen erlaubt ein Kopftuch in öffentlichen Gebäuden zu tragen. Sonst setzt diese Regierung ganz was anderes um. Nämlich die Anpassung an die Rechtsgrundsätze der EU. Die Türkei ist kein islamischer Staat wie der Iran oder Saudi-Arabien. Es ist eine Demokratie, in der gemäßigte Islamisten die Regierung stellen.
Du hast natürlich recht, ...... auf dem Papier. Die gelebte Wirklichkeit ist aber eine ganz andere, auch oder gerade heute noch.
Religiöse Toleranz ist in der überwiegend sunnitischen Türkei keine selbstverständliche Praxis. Christen haben es bei der Errichtung von Kirchen wesentlich schwerer als umgekehrt Moslems bei uns mit dem Bau einer Moschee. Die zahlenmäßig nicht ganz unbedeutenden Alewiten (eine eher pragmatische und nicht fanatische Gruppe im Islam) werden von den Sunniten massiv angefeindet. Bis zur Angleichung der geübten Rechtspraxis an die Grundsätze der EU ist sicher noch ein weiter Weg.
Die "Nicht - Aufarbeitung" des Genozids an den Armeniern kann auch nicht gerade als Musterbeispiel des Verständnisses gegenüber Andersgläubigen bezeichnet werden.
Das kann man natürlich nicht den Türken hier bei uns anlasten. Aber eines wollen wir sehr wohl von ihnen: dass sie sich ALLE ernsthaft darum bemühen, UNSERE Sprache zu erlernen und UNSERE Kultur und Lebensart zu verstehen und zu respektieren. Sie sind nämlich zu UNS gekommen um hier zu leben und nicht umgekehrt.