Wir haben in AT mehrere sprachen, die gleichwertig als heimatmuttersprache gelten. Es gibt nicht einmal unterrichtsbuecher fuer den sprachunterricht in slowenisch oder kroatisch. Geschweige denn unterricht in diesen sprachen. Ungarisch weiss ich nicht, Roma, Sinti und sonstige gruppen sicher nicht. Und die leben schon laenger in diesen gegenden, als die deutschsprachigen!
An eine gastsprache, wie tuerkisch, brauchen wir garnicht denken!
Die damen und herren bei uns lernen weder tuerkisch noch sonst eine sprache, weil sie wissen, dass sie mit deutsch in jedem land zurechtkommen.
Gerade im umfeld von Oesterreich ist das beherrschen von deutsch, aber auch englisch oder einer sonstigen fremdsprache obligatorisch. Egal ob Tschechien, Slowenien, Ungarn oder die Slowakei. Alle koennen das wichtigste sprechen. Jedem kleinen kind ist sowas selbstverstaendlich.
Ich weiss ganz genau, dass dies auch in der Tuerkei allgemein so gehandhabt wird. Aber wir wissen ja, nach der theorie sind diejenigen, die schon deutsch koennen, unten geblieben, und alle anderen zu uns gekommen.
Welche nation darf denn zu uns auf urlaub kommen und jeder versteht sie? Ach so, versteht ja eh jeder deutsch, sonst braucht er nicht kommen und soll vorher gefaellligst lernen!
Und das in einem land, das vom tourismus leben will!
Mit Verlaub: aber mit diesem Beitrag fang' ich überhaupt nix an! Das ist ja zu dem eigentlichen Thema, das hier zur Diskussion steht, sowas von daneben, daß es nur so rauscht!
Nur zur Information: es gibt sehr wohl slowenisch-sprachigen Unterricht! Nicht nur in Volks- und Hauptschulen; es gibt auch zumindest ein slowenisch-sprachiges Gymnasium.
Auch gibt es zweisprachige Schulen für kroatisch-deutsch bzw. ungarisch-deutsch.
Also bitte nicht polemisieren, sondern am Boden der Realität bleiben!
Weiters: in Ballungszentren stellt sich die Situation stets anders dar, als über's Land verteilt. Wenn etwa im Burgenland
von rund 10.000 Volksschulkindern sich bloß rund
180 zur kroatischen,
rund 50 zur ungarischen Sprache bekennen, dann wird vielleicht deutlich, daß es da nicht so einfach ist, allen Wünschen Rechnung zu tragen. Schließlich ist ja die Verteilung über das Land auch noch zu berücksichtigen:
Was, wenn in einer Ortschaft sich bloß ein Kind zur kroatischen Sprache bekennt, die nächstgelegene zweisprachige Volksschule aber 30 km entfernt ist? Soll das Kind dann pendeln oder ist an dieser Schule nun auch der zweisprachige Unterricht einzuführen?
Weiters finde ich den Satz "die leben schon laenger in diesen gegenden, als die deutschsprachigen!" schlichtweg einfältig!
Was hat das eine mit dem anderen zu tun und ab welcher Zeitrechnung betrachten wir die Dinge? Vor allem: Welches historische Wissen wendest Du für die Behauptung an? Einfach so eine Aussage in den Raum zu stellen, ist einfach nicht korrekt!
Mitteleuropa war stets in einem Verdrängungswettbewerb der Völker! Die Kelten, die auch in Österreich sesshaft waren, sind etwa bis Irland bzw. Frankreich und Spanien (Santiago de Compostella, wenn Dir das was sagt) verdrängt worden. Es gab die Romanisierung, den Aufbruch der Kimbern und Teutonen, die Germanisierung, etc. etc..
Es gab die osmanischen Expansionsbestrebungen (im Zuge ganze Ortschaften in Österreich durch die Heerscharen einfach ausgerottet wurden) und die Nachbesiedelung nach der Entsatzung.
Wovon also sprichst Du da?
Abgesehen von der "Ersten Lautverschiebung" ca. 1200 v Chr. bis zu ihrem Vollzug 500 bis 300 v. Chr., die auch unsere heutige Gegenden betraf und infolgedessen auf unsere Sprachgewohnheiten Einfluß nahm.
Das erwähnst Du noch nicht einmal, ist aber in der Betrachtung wesentlich! Denn - um Dich zu zitieren- "die leben schon länger hier": meinst Du eine Sprachgruppe, eine Ethnie, eine Kultur oder was?
Und weiter zu den zitierten Roma und Sinti: das waren zum (geringen) Teil nomadisierende Volksgruppen ("Erwerbsmigration")! Hier über Ursache und Wirkung zu diskutieren würde Tage, Wochen dauern! Das mit einem simplen Satz abzutun - einfach, weil's grad so opportun ist -: auch das zähle ich zu billiger Polemik! Sind das nach Deiner Auffassung auch "die, die schon länger hier leben als die deutschsprachigen".
Vielleicht weißt Du es ja einfach nicht - kann ja sein! - aber ein Teil der europäischen Sprachen ist durch das Protoindoeuropäische geprägt ist (übrigens kamen ja auch die Roma aus Indien nach Europa ("Roma" heißt soviel wie Mensch, Mann; "man" im Indogermanischen soviel wie Mensch, Mann -> "das kann man so sehen" würde also korrekt interpretiert soviel heißen wie "das kann Mensch so sehen" vgl. "man" im Englischen)).
Redest Du jetzt also von Sprachen vor der ersten Lautverschiebung, die hier angesiedelt waren, oder von jenen, die danach wissenschaftlich nachgewiesen sind oder von jenen nach politischen Annexionen?
Weiter: es gibt in politischen Einheiten stets eine Amtssprache (in der K&K Monarchie war das eine regional unterschiedliche: als Amtssprache galt jene, die in der einzelnen Region mehrheitlich repräsentiert war). Können wir uns aber einigen, daß in Österreich Deutsch (noch; kann sich über Jahrhunderte wandeln...) als mehrheitlich vertretene Sprache gilt?
Wenn ja, dann ist es nachvollziehbar und legitim, dies als den allgemeinen Standard festzulegen!
Dass es in politische Gefügen - hier haben nach dem ersten Weltkrieg die US-Amerikaner ja maßgeblich Einfluß genommen - nicht immer eine saubere Trennung der Sprachgebiete möglich ist, muß auch verständlich sein (gibt es eigentlich in Slowenien deutschsprachigen Unterricht?): es hieße ja sonst "Vertreibung" der nichtgewollten Sprachkulturen nach der erfolgten Annexion.
Also bitte mein Appell: ich bin für eine offene Diskussion, aber mit politischmotivierten Plattitüden tu' nicht nur ich mir schwer, sondern vermutlich einige andere auch - egal aus welchem Lager.
Die Fragestellung ist - nach wie vor -: soll ein Lehrer türkisch lernen? Ich behaupte nach wie vor nein, denn ich schicke meine Kinder auch nicht ins Lycée Francais und verlange, daß dort nun Deutsch unterrichtet wird!
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Das war mir jetzt ein ehrliches Anliegen, das rauszusprudeln, was ich schrieb!