Warum bindende Volksentscheide in der Schweiz und nicht bei uns?

Ja, im ersten Teil schreibst du noch von der Gefahr, dass die Minderheit unter die Räder der Mehrheit kommt, im zweiten Teil schreibst du dann, dass es, wenn es ums Geld geht, völlig in Ordnung ist, wenn die Minderheit gerädert wird
Manuell, wenn ich schrieb, dass die Demokratie zwangsläufig zur Umverteilung von Besitzenden zu Besitzlosen führt, bedeutet das noch nicht, dass ich damit einverstanden bin. Das Gegenteil ist war. Für mich ist dies nämlich einer der problematischen Aspekte.

Als vor ein paar Monaten die Debatte über Vermögenssteuern lief, eine Allianz von Arbeiterkammer, Grünen, ÖAABlern gestützt von Meinungsumfragen der Massenzeitungen einen Feldzug gegen die Reichen starteten und die latent vorhanden Neidkomplexe der Bevölkerungsmehrheit ansprachen, war das eine unschöne Hetze gegen ein Minderheit - in dem Fall die Reichen.
 
Manuell, wenn ich schrieb, dass die Demokratie zwangsläufig zur Umverteilung von Besitzenden zu Besitzlosen führt, bedeutet das noch nicht, dass ich damit einverstanden bin. Das Gegenteil ist war. Für mich ist dies nämlich einer der problematischen Aspekte.

Also ist es für dich völlig ok, dass 10% der österr. Bevölkerung mehr als 70% des Volksvermögens besitzen mit steigender Tendenz?

Auch eine Ansicht...
 
Ja, deine ist wahrscheinlich, dass alle gleichviel haben oder dass allen alles gehört; wie im Kommunismus.

:hmm:
komisch... davon hat niemand was gesagt...
Das will auch niemand....

Aber dass der Mittelstand umgebracht wird und die Armen immer ärmer werden und man im Fernsehen zuschauen kann wie sich die Reichen ihre Arschlöcher auf Kosten der Anderen bleachen lassen...

DAS will hoffentlich auch niemand mehr...
 
komisch... davon hat niemand was gesagt...
Schon, aber du hast angedeutet, dass dich die momentane Vermögensaufteilung stört. Vom Umverteiler zum Kommunisten ist schon noch ein weiterer Weg. Aber ein bisschen übertreiben wird man noch dürfen. ;)
Solche Debatten sollen durchaus geführt werden, aber sachlich. Denn - um auf das Threadthema zurück zu kommen - sie eignen sich kaum für direkt demokratische Entscheidungen. Und gerade solche wurden und werde in diesem Zusammenhang gefordert. Von einigen SPÖlern noch immer. Da wird eifrig Stimmung gemacht, werden dann Slogans gebraucht wie : 'Die Reichen sollen zahlen.' Manuell hat schon recht, dass gewisse Fragen von Experten entschieden werden und nicht vom Volk, den Massenmedien und deren Meinungsumfragen.

10% der österr. Bevölkerung mehr als 70% des Volksvermögens besitzen mit steigender Tendenz
Angenommen - und hoffentlich rein theoretisch - es gäbe eine Volksbefragung.
'Wollen sie, dass das Vermögen vom reichsten 10 Prozentanteil auf die Gesamtbevölkerung aufgeteilt wird?'
Das wäre eine Frage, die sich nicht für direkte Demokratie eignet. Und eine Volksbefragung über Vermögenssteuern ebenso wenig. Denn das Volk, die Masse kann aufgehetzt werden; vor allem mit Neid.
 
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Angenommen - und hoffentlich rein theoretisch - es gäbe eine Volksbefragung.
'Wollen sie, dass das Vermögen vom reichsten 10 Prozentanteil auf die Gesamtbevölkerung aufgeteilt wird?'
Das wäre eine Frage, die sich nicht für direkte Demokratie eignet. Und eine Volksbefragung über Vermögenssteuern ebenso wenig. Denn das Volk, die Masse kann aufgehetzt werden; vor allem mit Neid.

Und genau DAS ist die Argumentation, warum so eine direkte Demokratie, wie sie derzeit vo unseren Polemikern (Verzeihung Politikern) einer bestimmten Partei mit Vehemenz gefordert wird, in Österreich ned funktioniert...

Wenn es in Österreich um wirklich wichtige Dinge geht sollte dieses Neidgefühleschüren gar ned erst möglich sein und daher ist das Instrument der geforderten direkten Demokratie in ÖSTERREICH für solche Fälle einfach ned geeignet.

Was für mich dazu kommt is auch die Sache WER entscheidet was das Volk entscheidet und was ned?
Ich weiß jetzn ned ob des schon angesprochen wurde...
Müssma dann a Volksabstimmung machen ob wir a Volksabstimmung machen?

Wartets doch einfach mal ab, welchen Kompromiß die Regierungsparteien rausbringen.. vielleicht passts ja eh..
Die Hoffnung stirbt zuletzt.. gg
 
Weil gerade das Schlagwort Umverteilung gefallen ist, hier ein paar Zahlen dazu:

Die obersten 10% der Einkommensbezieher erwirtschaften 34 Prozent des Einkommens aber tragen 58 Prozent der Steuerleistung.
Auf das oberste Prozent der Einkommensbezieher entfallen 9 Prozent des Einkommens, und 20 Prozent der gesamten Einkommenssteuerleistung.
Nehmen wir die obersten 1% der Einkommensbezieher als Rechenbeispiel her, das sind ca. 49.000 Personen (4,9 Mio Erwerbstätige gesamt - Stand ist 2008), die Einkommensteuerleistung der 1% beträgt ca. 15 Mrd. Euro (74 Mrd gesamt für Lohn- und Einkommenssteuer - ebenfalls Stand von 2008), das ist eine Steuerleistung von etwas über 3 Mio Euro pro Jahr und Nase.

Lg
 
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Nette Zahlen is_mi...

aber um die Einkommensbezieher is ned gangen...

Es is darum gangen, dass 10% der Bevölkerung mehr als 70% des Volksvermögens besitzen...

Des is a wengerl was anderes...
 
Was für mich dazu kommt is auch die Sache WER entscheidet was das Volk entscheidet und was ned?
Ich weiß jetzn ned ob des schon angesprochen wurde...
Ich habe das schon 5 oder 6 mal angesprochen, nur hat irgendwie niemand verstanden, worum es dabei geht
 
Ich habe das schon 5 oder 6 mal angesprochen, nur hat irgendwie niemand verstanden, worum es dabei geht

Weil es nur wenige auch wirklich wissen.

Schauts, die ganze Diskussion um direkte Demokratie ist dermaßen verkehrt aufgezogen, dass ich aus dem Kopfschütteln fast nicht mehr heraus kommt.

Anders als in anderen Staatsformen, ist eine Demokratie auf verschiedenen Säulen gegründet, die sich nicht über Nacht einfach installieren lassen.
Diese sind mal exemplarisch folgende:


  • Rechtsstaatlichkeit nach den Grundprinzipien des Humanismus
  • Kommunikationskanäle
  • Die Macht liegt beim Volk
  • Mündigkeit des einzelnen Bürgers (im juristischen, wie im wörtlichen Sinne)
  • Wahlmöglichkeit
  • etc.

Diese Säulen sind unter anderem die Garanten für ein Funktionieren einer demokratischen Gemeinschaft. Die Demokratie an sich sich hat sich auch erst entwickelt und das auch nicht über Nacht. Die Schweiz hat darin schon sehr viel Übung (ca. 164 Jahre) und wird auch von Generation zu Generation weitergegeben.
Bei uns ist die Demokratie nicht mal halb so alt und ist nur eine Variante. Die representative Demokratie ist die Form der vollständigen Machtübertragung vom Volk hin zu Representanten, die im Parlament die Geschicke des Staates lenken und die Gesellschaft voran bringen sollten. (also Streng genommen ist es für mich eine temporäre Demokratie: (mittlerweile) lediglich alle fünf Jahre besteht für das Volk die Möglichkeit sich demokratisch zu äußern. Danach verschwindet es und die Parteien hegen und pflegen die Macht)

Nun... das ist das eine.

Das andere ist die Tatsache, dass wir niemals, seit Bestehen der zweiten Republik, so etwas wie demokratische Partizipation erlernten. Vieles, was wir heute wissen, lernten wir aus Büchern, die wir niemals in der Schule zu Gesicht bekamen, durch das heutige Internet, durch Leute, die sich damit auseinandergesetzt haben. Tatsache ist, dass demokratische Partizipation nicht nur voraussetzt, dass wir mündig sind im juristischen Sinne (wie gesehen bei der Senkung des Wahlalters), sondern dass wir mit den Informationen, die uns über die Medien zugespielt werden, umgehen können.

Meines Erachtens ist DAS für mich der Knackpunkt einer direkten Demokratie in Österreich: Die Lethargie des österreichischen Medienkonsumenten hat Tradition, da die Parteienstruktur eine unabhängige Informationsquelle erst gar nicht bietet (siehe nur ORF & Töchter). Für eine direkte Demokratie müssten zuerst einmal unabhängige Kommunikationskanäle installiert werden, die frei von politischer Willkür sind.
Über diese Kanäle müsste die Bevölkerung erst einmal in die Demokratie und deren Partizipationsmöglichkeiten eingeführt werden. Zudem sind regionale und auf Gemeindeebene Plattformen zu installieren, die eine Kommunikation und Diskussion auch öffentlich erlaubt (und nicht nur einmal im Jahr nach Silvester, oder bei Podiumsdiskussionen, die meistens eine Farce sind, weil von Raiffeisen gesponsert... eh kloa... oder bei Demos).

Bitte bedenkts, dass die Masse der Österreicher nicht auf diesem Niveau denken bzw. reden, wie wir es mit unserem Wissensstand tun! Im übrigen, ist ein weiterer Knackpunkt des Erfolges der direkten Demokratie die Bildung: Würde man Demokratie und deren Partizipationmöglichkeiten schon ab dem Kindergarten besprechen, würde man auch tatsächlich mündige Bürger hervor bringen.

Stellt euch vor, die Menschen in Österreich würden erfahren, wie z.B. unsere Rechtsstaatlichkeit tatsächlich funktioniert und wie unser Wirtschaftssystem agiert... es läge kein Stein mehr vor dem anderen!

Deshalb ist es auch von der politischen Seite auch derart riskant, sich tatsächlich mit dem Begriff "direkte Demokratie" auseinander zu setzen. Von deren Umsetzung ganz zu schweigen.
 
Die Lethargie des österreichischen Medienkonsumenten hat Tradition
Das Bewusstsein, dass die Obrigkeit alles richtet und zum guten wendet geht auf die Kaiserzeit zurück und hat sich unter Kreisky's Insel der Seligen fortgesetzt. Solange es funktioniert und den meisten gut geht kann das Volk in Passivität und Lethargie verharren.

Heutzutage hat sich die Lethargie aber in Resignation verwandelt. Die Probleme Währungs- und Schuldenkrise sind global geworden. Wirkliche Lösungsansätze sind rar und der einzelne sieht sich mit Entscheidungen der Regierenden konfrontiert zu denen es angeblich keine Alternative gibt und deren Tragweite niemand abzuschätzen vermag.
 
Das Bewusstsein, dass die Obrigkeit alles richtet und zum guten wendet geht auf die Kaiserzeit zurück und hat sich unter Kreisky's Insel der Seligen fortgesetzt. Solange es funktioniert und den meisten gut geht kann das Volk in Passivität und Lethargie verharren.

Heutzutage hat sich die Lethargie aber in Resignation verwandelt. Die Probleme Währungs- und Schuldenkrise sind global geworden. Wirkliche Lösungsansätze sind rar und der einzelne sieht sich mit Entscheidungen der Regierenden konfrontiert zu denen es angeblich keine Alternative gibt und deren Tragweite niemand abzuschätzen vermag.

Das Bewusstsein, dass die Obrigkeit das richtet, nennt sich parlamentarische Demokratie. Es wäre verheerend, wenn jeder Scheiss in Ö durch Volksabstimmungen entschieden würde...wohin das führt, sieht man anderorts. Österreich ist seit 1920 mit der Kelsenschen Verfassung gut gefahren, der plötzliche Trend zur direkten Demokratie der Rechtsparteien, die grad in Ö nix allein umsetzen können, ist erschreckend...denn in Wahrheit dämmert damit ein idiotischer österreichisch-nationaler Staat heran, wie er in Kä#rnten gerade demaskiert wird.
 
Ich denke das die regierung schon eine entscheidung in grundlegenden dingen getroffen hat. Das volksbegehren der uno kann man zB garnicht mit dem der u-bahnzeitverlängerung vergleichen.
Sie mussten bei der UNO machen, da es rechtlich so im gesetz steht, aber es war natürlich mehr show als wahrheit.

So ist die politik. Sie war schon immer so und wird nicht anders werden...

Lg!

Ps: ein interessanter beitrag in so einem forum! Ist mal was anderes :p
 
der plötzliche Trend zur direkten Demokratie der Rechtsparteien......ist erschreckend.
Gerade die Grünen haben jahrelang mehr Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie gefordert. Wenn dieser Trend von anderen Parteien kommt ist das für jemanden der in rechts (=schlecht) links (=gut) Kategorien denkt klarerweise erschreckend.
Ob zwischen den Wahlen öfters das Volk befragt werden soll ist eine Sachfrage und sollte frei von ideologischen Scheuklappen beantwortet werden.

Es wäre verheerend, wenn jeder Scheiss in Ö durch Volksabstimmungen entschieden würde.
Vor allem wäre es nicht praktikabel. Dazu kommt die Problematik der verkürzten Fragestellungen und das Aufschaukeln von Emotionen, Verhetzungen von Minderheiten, und der fragwürdige Einfluss von Massenmedien.
 
Gerade die Grünen haben jahrelang mehr Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie gefordert. Wenn dieser Trend von anderen Parteien kommt ist das für jemanden der in rechts (=schlecht) links (=gut) Kategorien denkt klarerweise erschreckend.
Würdest du mir erklären, inwieweit "Die Grünen" eine "linke" Partei sind? Ich bin ja eher undbedarft in all den Dingen und bringe "Links" immer mit Marxismus, Lenin, Stalin und Mao in Verbindung - also als Ideologie, die weder sonderlich tolerant noch sonderlich friedlich ist.
Die Grünen hingegen bringe ich immer wieder mit dem auslaufenden 19. Jahrhundert in England in Verbindung, mit einer Bewegung, deren primäre Motivation die Wiederherstellung der Natur, der Schutz derselben... sozio-ökologische Ziele eben.

Aber das bin ja nur ich. Und ich bin ja im Gegensatz zu allen anderen Leuten niemand, der da darüber nachdenkt, was er sagt. Darum würde ich jetzt mal gerne hören, warum die "Grünen" eine linke Partei sind. Oder was genau da so vom linken Gedankengut drinnen ist.

Und dann können wir uns darüber unterhalten, was der Unterschied ist zwischen der Forderung der Grünen nach mehr direkter Demokratie und der Forderung der Rechten nach direkter Demokratie.
 
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