was lest ihr gerade? - der literaturthread!

zum hundertsten Mal, weils wie ein alter Freund ist:

"Das goldene Notizbuch" von Doris Lessing (und jedesmal wieder entdecke ich neue Denkansätze für mich darin)
 
viktoria platowa

ich bin grad voll auf russische krimiautoren drauf

dazu noch: soziologische paradigmen von rudolf richter
 
das neue buch vom sarrazin,europa braucht den euro nicht,bis jetzt sehr gut zu lesen
 
Malcolm Pryce: Aberystwyth Mon Amour

Der erste Roman des walisischen Schriftstellers über den Privatdetektiv Louie Knight im fiktiven Aberystwyth, einer Stadt, wo Glückspiel, Verbrechen und Prostitution blühen und die seltsame Katse der "Druiden" herrscht. Im Zuge einer Ermittlung kommt Knight, mit Unterstützung diverser Damen, einer unglaublichen Geschichte auf die Spur, die Elemente walisischer Mythologie ( die versunkene Insel Cantref-y-Gwaelod, eine Art Atlantis ) und moderne Geschichte ( Patagonien-Krieg ) und viele Morde beinhaltet.
Ein aberwitziger Roman, zT in der Tradition des alten amerikanischen Detektiv-Romans ( Chandler ), zT völlig skurril und Monty-Pythonesk, mit ständigen unerwarteten Wendungen und einer Unmenge von bizarren Figuren. Sehr cool!
 
Schade, dass mir das Thema nicht schon früher aufgefallen ist...

Bezieht sich auf den initiierende Beitrag von poldy bloom zu "Go down Moses"

Danke für diese, wie meine Professorin sagen würde, "konzise" und literaturwissenschaftlich fundierte Buchbeschreibung! Ich bin voll motiviert, das Hörbuch auf Youtube zu suchen, wenn ich "Der Fänger im Roggen" fertig gehört habe! Ich hoffe, du mischst bald wieder im EF mit, da du schon eine Weile nicht mehr online warst!
 
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sämtliche handbücher zum thema "kindlicher autismus"

und nebenbei noch ein geniales buch namens:

"Ausgelöscht" von Cody McFadyen
 
Ausgelöscht ist super (so wie auch die anderen Bücher von McFadyen.) Halt nix für schwache Nerven
 
viktoria platowa

ich bin grad voll auf russische krimiautoren drauf

Ich hab vor ein paar Wochen mal 1,5 Krimis von Andrea Camilieri gelesen. Irgendwann wirds auch wieder langweilig, aber die Beschreibungen von italienischen Spezialitäten, weinseligen Abenden und dubiosen Freundschaften waren so heiß, dass ich mich zum ersten Mal richtig nach Italien sehnte.
Muss es auch mal mit Krimis aus anderen Ländern versuchen :)
 
Warum ein Mann gut angezogen sein soll.
von Adolf Loos

Ist ein wirklich gutes Buch. Kann ich nur jedem weiterempfehlen.
 
Vor einigen Wochen habe ich „Blumenberg“ von Sibylle Lewitscharoff ausgelesen.
Das ist zugegeben kein ganz einfaches Buch, denn man müsste fleißig Lexika studieren, um in den vollen Genuss des kulturgeschichtlichen Horizonts zu kommen.
Es gibt ein sehr sinnliches Kapitel - die Weltflucht eines jungen Mannes auf eine gedankenverlorene Bootsreise in Südamerika und die Begegnung mit einem geheimnisvollen Mädchen ...

Andere Passagen über die skurrilen Protagonisten sind sehr satirisch, leicht zugänglich und unterhaltsam.

Mit einer Erzählinstanz, die zwar das meiste über ihre Figuren weiß, die aber zugibt, dass auch ihre Quellen nicht unendlich tief sind ...
Der Philosoph Blumenberg ist 1996 verstorben. Er hat sich vor allem mit Philosophiegeschichte, Anthropologie und der Funktion von Mythen für die Menschheit beschäftigt. Diese spannenden Gedankenspiele werden von Lewitscharoffs Blumenberg meistens mit so großer Aura vorgetragen wurden, dass eine Studentin regelrecht in den alten Herrn verliebt ist.

Die Gedanken sind aber trotzdem nicht lebendig genug, dass sie einen der fiktiven Jugendlichen alt werden lassen.
Im Roman zweifelt der Professor vor allem an der Tröstlichkeit der Menschheit, an der Möglichkeit von Wundern und letzlich auch an der menschlichen Kraft ... Niemand weiß von seinem heimlichen Lebensgefährten, der ihm all das trotzdem geben kann. Ex negativo ist diese Beziehung auch wunderbar sinnlich...


Am Ende bleibt die leise Frage über Würde und Sinn jedes Menschen - auch wenn ihm am Ende mehr Fragen geblieben sind als Antworten.
 
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Marilyn French: "Frauen"

Marilyn French spannt in ihrem - mittlerweile zum Klassiker der Frauenliteratur avancierten - Roman einen weiten Bogen von den 50ern bis in die 70er Jahre. Unsere heutigen Lebensumstände sind anders, gewiss. Trotzdem trifft manches, was French beschreibt, auch heute noch zu. Es geht um Liebe, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Freiheit, Selbstbestimmung, Partnerschaften.

Sie schrieb es 1977, auf deutsch erschien "Frauen" 1978. Ich habe es zum ersten Mal 1981 gelesen, als junge Frau, frisch verheiratet, eine Tochter. Dann sieben Jahre später zum zweiten Mal, drei Kinder, Familienfrau, leicht frustriert, trotzdem - oder gerade deswegen - sehr kämpferisch. Dritte Lesung: 1995, wieder berufstätig, auf dem Absprung in ein neues Leben. Zum vierten Mal: 1999, zum zweiten Mal verheiratet, "was kostet die Welt?" Jetzt lese ich es zum fünften Mal, wieder aus einem ganz anderen Blickwinkel. Ich entdecke wieder völlig neue Seiten.

French hat auch mit ihren anderen Büchern enormen Eindruck bei mir hinterlassen, aber "Frauen" ist in meiner Rangliste einfach unerreicht.
 
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