Hallo,
Joachim Bauer, "Warum ich fühle, was du fühlst", Heyne Verlag, 192 Seiten (mit Literatur- und Stichwortverzeichnis), 7,95 Euro (in Deutschland)
"Meistens ist es schon passiert, bevor wir beginnen konnten, darüber nachzudenken. Unwillkürlich hat man ein charmantes Lächeln erwidert. Es gibt Dinge, die einen Menschen schneller wehrlos machen können als alle Gewalt. Der Alltag ist voll von spontanen Resonanzphänomenen dieser Art. Warum ist Lachen ansteckend? Warum gähnen wir, wenn andere gähnen? Und seltsam: Weshalb eigentlich öffnen Erwachsene spontan den Mund, wenn sie ein Kleinkind mit dem Löffelchen füttern? Warum nehmen Gesprächspartner unwillkürlich eine ähnliche Sitzhaltung ein wie ihr Gegenüber? Worauf also beruht die merkwürdige Tendenz des Spezies Mensch, sich auf den emotionalen oder körperlichen Zustand eines anderen Menschen einzuschwingen?"
Dieses Eingangszitat des Buches von Joachim Bauer, einem Freiburger Internist, Psychotherapeuten und Psychiater, beschreibt meiner Ansicht nach recht gut worum es in seinem Werk geht: um die intuitive Übertragung von Gefühlen und Gesten. Um die Fähigkeit sich in andere Personen hineinfühlen bzw. deren Handlungen und Gefühle voraussagen zu können.
Dies geschieht mittels der sogenannten 'Spiegelneuronen', den Spiegelnervenzellen, welche eine Spiegelung von Gefühlen, Handlungen etc. anderer Menschen im Selbst möglich machen.
Das Buch beschreibt nun wo diese Spiegelnervenzellen im Gehirn sitzen, - um das gut verstehen zu können helfen anschauliche Illustrationen des menschl. Gehirns. Weiters wird der Frage nachgegangen, wo diese Spiegelungen im Alltag überall wirksam werden: Baby, Kleinkind, Sprache, Flirt und Liebe, Mobbing, Schule....
Auch der Einsatz der Erkenntnisse über Spiegelneuronen in Medizin und Psychotherapie wird erörtert.
Das Werk ist einfach und verständlich geschrieben; manchmal wird für meinen Geschmack ein bisschen zu oft bereits Erwähntes wiederholt. Die inhaltlichen Erkenntnisse waren mir allerdings in Manchem nicht recht neu: Dass Liebende sich besonders intensiv aufeinander 'einschwingen', dass zwischen Mutter und Baby ein blindes gegenseitiges Verständnis herrscht, dass Intuition manchmal auch irren kannn - das war mir bekannt.
Was aber für mich interessant ist, ist die Tatsache, dass sich die im Buch gemachten Behauptungen beweisen lassen und zwar kann man die Spiegelneuronen ganz bestimmten Gehirnregionen zuweisen und mittels Kernspintomographie (bildgebendes Verfahren) auch visuell zeigen. Das ist also nicht bloß leeres, metaphysisches Gewäsch.
Und schließlich würde ich meinen, dass dieses Buch dem Geheimnis von GFS dicht auf der Spur ist......
Alles in allem, ein lesenswertes Buch !!
lg,
cornaer