..... entfalte doch jetzt bitte deine rauchigen Gedanken ...
Nun denn
Der Steirer sieht den großen Nachteil einer Romanverfilmung in dem Umstand, dass ein Kinobesuch etwas öffentliches ist, während das Lesen eines Buches etwas sehr intimes ist.
Der Vorteil einer Romanverfilmung ist zum Beispiel der, dass Tolstoi's "Krieg und Frieden" in drei Stunden erledigt ist. Trotzdem ist mir das Buch lieber.
Literatur erfordert Muse und Muße. Beim Lesen eines Romanes erschaffen wir das Werk eines Schriftstellers in unseren Gedanken neu. Das Umwandeln von Buchstaben in Gestalten, Formen, Charaktere ist ein schöpferischer Akt, der unseren Geist wie unsere Phantasie anregt, der Gefühle in uns auslöst. Das faszinierende an Literatur ist, dass jeder Leser seine eigene "Verfilmung" in seiner Phantasie entstehen lässt, dass zwar die Geschichte immer die gleiche bleibt, aber die individuelle Regie des Kopfkinos jedem eine andere Sicht erlaubt.
Davon abgesehen habe ich beim Lesen die Möglichkeit, besonders schöne Textpassagen nochmals zu lesen, und dadurch noch tiefer zu empfinden. Oder auch eine Stelle nochmals zu lesen, weil sie mir zu unverständlich war
Diese Möglichkeiten bietet das Lichtspieltheater nicht. Wenn ich mir meine Romangeliebte auch viel lieber schwarzhaarig vorstellen würde, im Film wird sie blond sein. Und auch die Möglichkeit, mich im Helden des Romans wieder zu erkennen, ist mir im Kino genommen, weil es in Filmen keine schiachn Helden gibt
Ich möchte damit nichts Abwertendes über Romanverfilmungen sagen, ihre Existenzberechtigung sei ihnen nicht abgesprochen. Literatur im Film hat sicher auch ihren Wert. Aber im Vergleich zur Buchausgabe ist es halt doch schon der absteigende Ast.
Meint der Steirer