Iris Radisch
"Die Schule der Frauen - Wie wir Familie neu erfinden."
Iris Radisch, Literaturkritikerin der ZEIT und Vorsitzende des Bachmannpreises für Literatur setzt sich in diesem Buch mit dem allgegenwärtigen Thema des Geburtenrückgangs in den Industrieländern und dessen Ursachen auseinander.
Der Titel - Die Schule der Frauen - ist einem Theaterstück Molieres entlehnt, das die Problematik der beruflichen Gleichberechtigung der Frauen zum Thema hat.
Radisch hält natürlich nichts von den restaurativen Tendenzen, die Frauen wieder an den Herd zurückzubeordnern. Aber auch dem Modell der Doppelbelastung der (teilweise oder voll) berufstätigen Frau kann sie nichts abgewinnen, da hier wiederum entweder die Frauen oder/und die Familie, in erster Linie die Kinder, auf der Strecke bleiben. Zunehmende staatliche Betreuungseinrichtungen für Kinder kann sie zwar etwas abgewinnen, hält aber auch diese nicht für der Weisheit letzten Schluss. Die Familien seien der beste Ort für heranwachsende Kinder, Familien, in denen Väter wie Mütter zu gleichen Teilen die Verantwortung übernähmen.
Sie möchte die Familien gestärkt wissen durch solche Modelle, welche es Vätern und Müttern ermöglichen mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. "Müttern und Vätern muss mehr Kinderzeit gewährt werden: geschenkte Zeit, die in keiner Kalkulation wieder nutzbringend zu Buche schlägt." Dabei meint sie solche Modelle wie Lebensphasenteilzeitarbeit, Lebensarbeitzeitkonten, gleitende Arbeitszeit, Job-Sharing, Zweidrittelstelle für beide Eltern etc.
Klingt alles ziemlich utopisch, doch meint Radisch, dass, wenn man in die Lösung dieser Frage genauso viel Energie reinstecke wie bei der Entwicklung von Handys, wenn also wirklich ein Wille da sei, dann ließe sich das durchaus machen.
Nötig sei aber auch ein Umdenken jedes einzelnen: "Ohne Verlässlichkeit in der Liebe, ohne Freiheit in den Geschlechterrollen, ohne Selbstbewusstsein in der Verteidigung des Privaten wird es nicht gehen."
Für mich sind die Positionen Radisch' erstaunlich konservativ. Ich hätte sie da anders eingeschätzt. Aber das Buch ist lesenswert, weil es sehr gut geschrieben ist; es ist profund, witzig, ja polemisch und sie wird sich mit diesem Werk ein paar neue Feinde geschaffen haben, was ja intendiert sein dürfte.
Sie denkt quer, außerhalb ausgelatschter Pfade und lässt in ihrer Argumentation und mit ihrem Wissen solche TypInnen wie eine Eva Herman ziemlich alt aussehen.
Vor allem weiß sie als Mutter von drei Töchtern wovon sie spricht.
Lesenswert.
lg,
cornaer